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Die Angehörigen als Partner

Zuletzt aktualisiert am 02. August 2021 Erstmals publiziert am 23. November 2020

Angehörige von Brandverletzten werden vom interprofessionellen Team der Intensivstation eng begleitet und in den Behandlungsweg einbezogen. Mit positiven Auswirkungen für alle Beteiligten.

Eine Ärztin und ein Arzt besprechen etwas mit einem Angehörigen

Gespräche mit den Angehörigen gehören am USZ zu den Behandlungen dazu – hier zum Beispiel auf der Intensivstation für Brandverletzte.

Sind grosse Anteile der Körperhaut verbrannt, liegen Patientinnen und Patienten monatelang im Spital. Nicht selten geht es um Leben und Tod. Da der Patient oder die Patientin im künstlichen Koma liegt, sind es die Angehörigen, die sich auf dieser unbekannten Intensivstation, mit fremden Personen, Geräuschen, Vorgängen und oft viel Unsicherheit und Angst, wiederfinden. Wie kann man Menschen in einer so ausserordentlichen und  belastenden Situation in den Behandlungsweg und in die Entscheidungen einbinden?

Struktur für mehr Sicherheit

Seit einigen Jahren beinhaltet der Behandlungspfad für Brandverletzte im USZ sehr strukturierte Prozesse  zur Begleitung von Angehörigen. «Das tägliche Telefonat mit den Angehörigen folgt fixen Inhaltspunkten. So stellen wir sicher, dass Angehörige immer umfassend informiert werden», erzählt Dirk Wiechmann, Abteilungsleiter der Intensivpflegestation für Brandverletzte. Einmal wöchentlich führen alle beteiligten Fachpersonen ein Gespräch mit den Angehörigen. Die Runde ist mit Vertretern aus Intensivpflege, Intensivmedizin, Sozialdienst, Psychiatrie, klinischer Ethik und plastischer Chirurgie gross. «So vielen  Spezialisten gegenüberzusitzen, macht viele Angehörige nervös», erklärt Karl Philipp Bühler, Oberarzt für Intensivmedizin. «Darum holt der Sozialdienst die Fragen der Angehörigen vorgängig ab und moderiert anschliessend das Gespräch mit den Fachpersonen. Der immer gleiche Ablauf des Gesprächs gibt Sicherheit.»

Als Team agieren

Die strukturierte und verlässliche Kommunikation fördert das Vertrauen. «Weil sie Vorgänge nicht einordnen konnten, begegneten manche Angehörigen den Fachspezialisten früher mit Skepsis. Dieses Phänomen sehen wir dank unserer Prozesse heute nicht mehr», schildert Christine Rosch, Pflegeexpertin für Intensivpflege. «Es profitieren also nicht nur die Angehörigen von der umfassenden Information. Es macht auch unsere Arbeit leichter, wenn das gegenseitige Vertrauen da ist, sei es im Behandlungsalltag oder bei Behandlungsentscheiden. Es ist wichtig, als Team zu funktionieren, das die Angehörigen mit einschliesst, um dem Willen des Patienten oder der Patientin möglichst zu entsprechen.»

Den ganzen Weg begleiten

Diese Haltung endet nicht an der Pforte zur Intensivstation. Patienten, Patientinnen und Angehörige lernen die Normalstation kennen, bevor sie verlegt werden. Die interprofessionellen Gespräche mit Patienten, Patientinnen und Angehörigen werden auch auf der Normalstation weitergeführt, gefolgt von Televisiten mit dem Behandlungsteam in der Rehaklinik nach Austritt des Patienten – wenn gefordert auch da mit dem Patienten oder der Patientin und seinen oder ihren Angehörigen.
«Wir haben immer den gesamten  Behandlungsweg im Blick und teilen diesen mit Patient, Patientin und Angehörigen», erläutert Dirk Wiechmann. «Einen klaren Plan und ein Ziel zu haben, ist entscheidend.»

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