Story

«Ans Kauen musste ich mich wieder gewöhnen»

Zuletzt aktualisiert am 08. Februar 2022 Erstmals publiziert am 13. September 2017

Giulia Cominetti lächelt. Und auch wenn man noch so genau hinschaut, keine Narbe stört das symmetrische Gesicht. Die nach vorne geschobene Fehlstellung des Unterkiefers wurde mit einer Umstellungsosteotomie an der USZ-Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie korrigiert. Giulia Cominetti erzählt uns, weshalb sie die Korrektur hat vornehmen lassen und wie sie die OP erlebt hat.

Weshalb sind Sie auf den Gedanken für eine Umstellung gekommen?

Mein Kieferorthopäde machte mich darauf aufmerksam, dass mein Kiefer sich stark nach vorne verschoben hatte und dass sich das spätestens im Alter verheerend auswirken werde. Die Folgen könnten bis hin zu Zahnausfall sein und dass ich nicht mehr richtig kauen könnte.

Wie ist Ihre Wahl für diese Operation aufs USZ gefallen?

Zuerst hatte mein Kieferorthopäde mir einen Chirurgen vorgeschlagen, der eine Knochen aus der Hüfte oder aus dem Kopfbereich transplantieren wollte. Dieses Vorgehen hat mich erschreckt. Ich suchte nach einer Möglichkeit mit einem weniger starken Eingriff. Deshalb wollte ich eine Zweitmeinung einholen. Man schenkt den Ärzten schon sein Vertrauen, aber eine Zweitmeinung ist bei so gravierenden Eingriffen meiner Ansicht nach sinnvoll. So bin ich ans USZ gelangt.

Was hat schliesslich Ihre Entscheidung beeinflusst?

Die Lösung, die mir Dr. Gander vom USZ vorgeschlagen hat, bedeutete zwar einen längeren Weg zum Ziel, aber aus meiner Sicht den besseren. Die Kieferumstellung wurde optimal vorbereitet und mit der dreidimensionalen Darstellung auch genau geplant. Zuerst wurde mit einer Spange die Zahnstellung optimiert. Auch wenn das Spangentragen als 18jährige nicht einfach ist, nahm ich das gerne auf mich. Das Vorgehen brachte Vorteile für die Umstellung, indem die Zahnstellung damit schon korrekt war. Zudem mussten noch Zähne gezogen und die Spange eingepasst werden. Klar war auch das mit Schmerzen verbunden, aber aus meiner Sicht bei weitem das weniger grosse Übel als eine Knochentransplantation.

Wie haben Sie die OP am USZ und die Betreuung erlebt?

Ich hatte ja keine Erfahrung mit Operationen. Und die vorgängigen eintägigen Untersuchungen waren zeitaufwändig, einen Tag lang, und unangenehm. Von der OP selbst habe ich gar nichts mitbekommen. Danach war mir übel, der Blutdruck war niedrig, das Gesicht angeschwollen. Was ich sehr geschätzt habe, war die Offenheit der Ärzte. Mir wurden die eindrücklichen Bilder der OP sehen. Das Pflegefachpersonal war sehr nett, hat alles gut erklärt und mich in meiner Hilflosigkeit – ich konnte ja nicht reden – toll betreut. Ganz toll war auch das Personal der Hotellerie, das sich sehr bemüht hat, obwohl ist ja nichts Festes zu mir nehmen konnte.

Gab oder gibt es noch Spätfolgen von der OP?

Spätfolgen hatte ich eigentlich keine, das Kinn blieb noch etwas taub. An mein neues Gesicht musste ich mich gewöhnen: eine etwas spitzere Nase, ein etwas runderes Gesicht und die Zähne passen plötzlich perfekt aufeinander. Interessant ist, dass ich vorher ja nicht das Gefühl hatte, es stimme etwas nicht. Ich hatte mich an die Fehlstellung gewöhnt. Mit dem passenden Gebiss musste ich mich deshalb auch zuerst wieder ans Kauen gewöhnen.

Würden Sie rückblickend die OP wieder machen?

Auf jeden Fall! Ich hatte noch Angst vor dem Entfernen der Titanplättchen, dem Gedanken, alles nochmals aufzuschneiden. Doch nach einer Woche war bereits alles wieder verheilt. Von der Vorbereitung bis zur Nachbetreuung habe ich mich wohl gefühlt. Es wurden auch keine falschen Versprechungen gemacht, sondern im 3D-Modell die Funktion der Zähne vorher und nachher gezeigt. Darauf wurde der Fokus gelegt und das war sehr präzise vorhergesagt. Die Veränderungen im Gesicht beim Weichgewebe sind abschätzbar, aber nicht ganz so genau vorhersagbar, was mir auch erklärt wurde. Im Nachhinein bin ich wirklich froh, dass ich es gemacht habe und ich bin froh, es am USZ gemacht zu haben.

Lesen Sie auch das Interview mit den beiden USZ-Experten Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Martin Rücker, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und Dr. med. Dr. med. dent. Thomas Gander, Oberarzt. Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Martin Rücker, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (l.) und Dr. med. Dr. med. dent. Thomas Gander, Oberarzt