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«Masern können bei allen einen schweren Verlauf nehmen»

Zuletzt aktualisiert am 21. Dezember 2021 Erstmals publiziert am 16. April 2019

Weltweit melden Länder ein Wiederaufflammen der Masern und steigende Infektionsraten. Auch in der Schweiz breitet sich die Krankheit wieder aus. Was macht Masern so gefährlich und wie kann man sich davor schützen? Lionel Chok, Assistenzarzt in der Klinik für Infektionskrankheiten und Spitalhygiene, beantwortet die wichtigsten Fragen.

Herr Chok, was macht die Masern so gefährlich?

Masern sind eine hochansteckende Infektion; sie wird über
Tröpfchen beim Husten, Niesen oder Sprechen übertragen.
Deshalb können Masern sich sehr gut und schnell verbreiten.
Die Krankheit kann bei allen Menschen einen schweren
Verlauf nehmen. Das macht sie gefährlich.

Wer ist besonders gefährdet bei einer Maserninfektion?

Vor allem Personen mit Immunschwäche: Patienten mit einer
Krebserkrankung, mit einer chronischen rheumatologischen
Krankheit, mit einer HIV Infektion und Patienten nach
Organtransplantation, aber auch schwangere Frauen sind
eine Risikogruppe. Bei Schwangeren ist nicht nur die Mutter,
sondern auch der Fötus gefährdet.

Welche Komplikationen sind für Masern typisch?

Bei einem schweren Verlauf können Masern zu Durchfall
führen, aber auch zu einer Lungenentzündung, einer Hirnhautentzündung und weiteren Komplikationen bis hin
zum Tod.

Wie kann man sich vor Masern schützen?

Impfen! Idealerweise gemäss Empfehlung des Bundesamts für Gesundheit schon in der Kindheit. Die Impfung kann aber fast immer nachgeholt werden. Junge Frauen, die nicht schon als Kind geimpft wurden, sollten sich impfen lassen, damit sie geschützt sind, wenn sie schwanger werden.
Für alle, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können (z.B. immunsupprimierte Personen und schwangere Frauen), ist der beste und einzige Schutz, wenn möglichst alle Leute rund um sie herum geimpft sind.

Woran erkennt man die Masern?

Schnupfen, Husten und dazu Fieber, gefolgt von einem Hautausschlag nach wenigen Tagen sind Symptome, bei denen man sofort an Masern denken muss. Manchmal kommt Durchfall hinzu, und wie erwähnt in schweren Fällen auch Lungen- und Hirnhautentzündung.

Wie werden Masern behandelt?

Eine Therapie gegen Masern gibt es nicht. Menschen, die im Kontakt waren mit einer erkrankten Person wird eine rasche Impfung (innerhalb von 72 Stunden) und/oder die Gabe von Antikörpern empfohlen. Als Kontakt und damit für eine Ansteckung reicht es aus, mit der Person im selben Raum gewesen zu sein.
Insbesondere im Falle einer lokalen Häufung, wie es jetzt der Fall ist, müssen Patienten beim kleinsten Verdacht auf eine Maserninfektion sofort isoliert werden und werden erst dann untersucht.

Gibt es Patienten mit Masern, die im USZ hospitalisiert werden mussten?

Ja, die gibt es. In den letzten Wochen hatten wir sogar mehrere Masernfälle.