Story

Samuel und Fenggli machen Kindern mit Spaltbildung Mut

Zuletzt aktualisiert am 16. Dezember 2021 Erstmals publiziert am 22. Januar 2019

Nach der Operation seiner Lippenspalte im Alter von sechs Monaten ist Samuel jetzt ein Vorbild für andere Kinder: Heute sieht man dem eineinhalbjährigen Kind kaum mehr an, dass es mit einer Fehlbildung zur Welt kam.

Fröhlich lacht Samuel vom Cover der Broschüre. Fest im Arm eine weisse Stoffpuppe mit leuchtend blauen Augen und hellrosa Wangen. Dass Samuel heute auf einer Broschüre zu sehen ist, verdankt er dem chirurgischen Können von Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Martin Rücker und seinem Team am Interdisziplinären Craniofacialen Zentrum, das die Kompetenzen aus USZ, Universitäts-Kinderspital und Zentrum für Zahnmedizin am Platz Zürich zusammenführt. Vor eineinhalb Jahren wurde Samuel mit einer Lippenspalte geboren. Doch davon ist inzwischen kaum mehr etwas zu sehen.

«Schon während der Schwangerschaft hatte ich so ein unbestimmtes Gefühl, dass Samuel eine Überraschung, vielleicht eine Missbildung, mitbringt», erzählt seine Mutter Deborah Lehmann. Dennoch hatten sich die gelernte Hebamme und ihr Mann wie schon bei ihrem ersten Kind gegen eine Ultraschalluntersuchung entschieden. «Wir wollen unsere Kinder so annehmen, wie sie sind.» Und so war es nach der Geburt auch keinen Moment lang ein Problem, dass Samuel mit einer Lippenspalte auf die Welt gekommen war. «Wichtig war für mich, ihn stillen zu können – und das klappte sofort.»

Obwohl die Lippenspalte für die Eltern selbst kein Thema war, war ihnen klar, dass es Samuel im Leben
mit dieser Fehlbildung schwerer haben könnte. «Spätestens im Kindergarten würden ihn andere Kinder ärgern.»

Am besten mit sechs Monaten operieren
Wenige Wochen nach der Hausgeburt suchte Familie Lehmann daher Rat bei ihrer Kinderärztin und wurde von ihr ans Interdisziplinäre Craniofaciale Zentrum verwiesen. Dort empfahl ihnen Martin Rücker, Samuel mit etwa sechs Monaten operieren zu lassen. Durch die Spaltbildung hatte sich auch die Nase leicht asymmetrisch verschoben. Würde Samuel möglichst jung operiert, werde sich das ganz natürlich im Zuge des Wachstums korrigieren, erklärten die Fachleute der Familie.

«Ich hatte erst Bedenken», gibt die Mutter zu. «Schliesslich war Samuel noch so klein.» Dennoch entschlossen sie sich, dem Rat zu folgen. «Ich bin heute so froh, dass wir es genau so gemacht haben», sagt sie. Mit seinen sechs Monaten sei Samuel noch stark auf sie, die Mutter, fixiert gewesen,
habe Spielgefährten oder das Zuhause kaum vermisst. «Von der Operation hat er nur wenig mitbekommen, und ich konnte ihn sogar am gleichen Abend stillen», erzählt sie. Nach nur fünf Tagen konnte Samuel das Spital verlassen.

Glücklich über das Operationsergebnis
Weil Familie Lehmann so zufrieden mit der Beratung und dem Operationsergebnis ist, stimmte sie auch
sofort zu, als Martin Rücker sie für ein Fotoshooting für eine Broschüre anfragte. Die Publikation stellt die Plüschpuppe Fenggli vor. Um kleinen Patienten wie Samuel Mut zu schenken, haben der Chirurg und sein Team am Interdisziplinären Craniofacialen Zentrum das Fenggli kreiert. Wie der Fengg, das liebe, hilfsbereite Wesen aus der Sagenwelt der Alpen, soll die Plüschpuppe Kindern mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte und angeborenen Fehlbildungen am Kopf zur Seite stehen. Monatelang suchten sie dafür mit Unterstützung der Grafiker des USZ nach der passenden Form, klärten mit Herstellern das Material ab, damit der Stoff gesundheitlich unbedenklich ist. «Ein weicher, kuscheliger Freund, der einem zur Seite steht, tut unseren kleinen Patienten einfach gut», begründet Martin Rücker sein ungewöhnliches Engagement. Jedes Kind, das von ihm und seinem Team behandelt wird, erhält ein Fenggli.

Stiftungsarbeit unterstützen
Die Broschüre mit Samuel und dem Fenggli als Titelbild wurde von der University Hospital Zurich Foundation entwickelt. Sie soll Interessierte zum Spenden für das Fenggli animieren – zum Beispiel für Geschwisterkinder der Patienten. Die Spende wird zugunsten der mund-, kiefer- und gesichtschirurgischen Forschung eingesetzt. «Aufgabe unserer Stiftung ist es, die Arbeit der Mitarbeitenden am USZ zu unterstützen», sagt Geschäftsführerin Corinna Adler. «Wir fanden dieses Engagement des Klinikteams einfach toll und möchten mit der Broschüre darauf aufmerksam machen und zusätzliche Gelder für medizinische Innovationen generieren.»

www.usz-foundation.com