Story

Vom Herd ans Bett

Zuletzt aktualisiert am 17. Februar 2021 Erstmals publiziert am 18. Mai 2020

Die gelernte Diätköchin Deliah Bishtawi arbeitete viele Jahre in ihrem angestammten Beruf, bevor sie sich für einen Wechsel in die Pflege entschied. Sie hat es nicht bereut und freut sich jeden Tag über den Austausch mit den Patientinnen und Patienten.

​Nach einer Kochlehre in einem Regionalspital und einer Zusatzlehre zur Diätköchin habe ich in verschiedenen Spitälern gearbeitet. Ich habe die Arbeit in der Küche sehr gemocht, wusste aber schon früh, dass ich mich irgendwann beruflich noch in eine andere Richtung weiterentwickeln wollte.

In einer Zürcher Klinik habe ich Teilzeit im Bereich der Patientenverpflegung gearbeitet. Ich stand nicht mehr am Herd, sondern wirkte in Projekten der Mitarbeiterschulung mit, arbeitete mit der Ernährungsberatung zusammen und unterstützte unseren Chef in verschiedenen Belangen. In dieser Zeit wurde ich auch Familienfrau und Mutter von zwei Kindern.

Im Laufe der Jahre hätte ich mir vorstellen können, mich zur Ernährungsberaterin weiterzubilden. Diese Idee hat sich zwar im Sand verlaufen, aber es blieb mein Wunsch, in einen Beruf zu wechseln, bei dem ich an den zu betreuenden Menschen etwas bewirken kann. Mit 36 Jahren entschied ich mich für den Einstieg in den Pflegeberuf. Die Ausbildung zur Pflegefachfrau habe ich in einem Pflegeheim absolviert. Ich habe bewusst die Arbeit mit älteren Menschen gewählt, wollte diese in ihrem letzten Lebensabschnitt betreuen und begleiten.

Im direkten Patientenkontakt

Mit der Vollzeitausbildung eröffnete sich mir ein komplett anderes Berufsfeld, ich musste viel Neues lernen, in der Schule und im Praktikum. Das war sehr anspruchsvoll, damals war ich zudem alleinerziehend. Ich wusste aber vom ersten Tag an, dass ich mich richtig entschieden hatte. Die Arbeit mit den Bewohnerinnen und Bewohnern empfand ich als sehr bereichernd.

Delia Bishtawi an einem Patientenbett

Im USZ arbeite ich in der Akutgeriatrie, wo die Patienten und Patientinnen an einem Rehabilitationsprogramm teilnehmen. Wir helfen ihnen zum Beispiel, sich nach einem Sturz wieder auf ihr gewohntes Umfeld vorzubereiten und gleisen dafür die passende Unterstützung auf.

Als ich noch am Herd arbeitete, haben mich die Reaktionen der Gäste nie direkt erreicht. Komplimente und Reklamationen wurden zwar in die Küche weitergeleitet, aber es kam kaum zu einem Austausch mit den Menschen, für die wir kochten. Als Köchin hat mir immer etwas gefehlt, auch wenn ich nicht genau benennen konnte, was es war. In der Pflege am Bett ist dies ganz anders und das gefällt mir. Heute bin ich in meinem Beruf angekommen. Ich arbeite sehr gerne in direktem Patientenkontakt, auch wenn es manchmal herausfordernd sein kann. Meine Lebenserfahrung hat mich aber gelehrt, mich abzugrenzen und mich selbst zu schützen, um für meine Arbeit, aber auch für mein Privatleben stark zu bleiben.

Die letzten Wochen im Zeichen der Pandemie empfand ich anfangs als belastend. Homeschooling und die strikten Hygiene- und Kontaktmassnahmen mit meinen Kindern erforderten viel Disziplin. Auch auf der Abteilung im Spital war es turbulent, bis sich alles eingespielt hatte. Die Besuchersperre ist für die Patienten und Patientinnen traurig, da ihnen ihre Angehörigen fehlen. Schwierig ist manchmal das Kommunizieren mit Maske und Schutzbrille. Ältere Patientinnen und Patienten hören häufig nicht mehr gut und können unsere Mimik nicht mehr erkennen und interpretieren. Gerade auch bei verwirrten Patienten und Patientinnen ist dies eine weitere Herausforderung. Wir versuchen aber, diese so gut wie möglich zu meistern. Ich bin froh, wenn alles wieder schrittweise zur Normalität zurückkehrt.