Medienmitteilung

Bypass für Hirngefässe – Lasertechnik senkt Operationsrisiko

Zuletzt aktualisiert am 22. Dezember 2022 Erstmals publiziert am 24. Juni 2013

Erstmals wurde in der vergangenen Woche an der Klinik für Neurochirurgie des UniversitätsSpitals Zürich ein Bypass für ein Hirngefäss eingesetzt, ohne dafür den Blutfluss im Gehirn zu unterbrechen. Die Klinik zählt damit neu zu den weltweit wenigen Zentren, die den «nicht-okklusiven» Bypass anbieten. Die von Klinikdirektor Prof. Luca Regli mitentwickelte Methode verringert die Gefahr von Hirnschäden und reduziert den Zeitdruck bei dieser Hoch-Risiko-Operation. Zum Einsatz kommt sie bei Patienten mit besonders grossen oder sonst inoperablen Aneurysmen.

Aneurysmen entstehen, wenn sich Blutgefässe aufdehnen, weil die Gefässwand geschwächt ist. Platzt ein solches erweitertes Gefäss im Gehirn, kann dies tödlich sein oder zu schweren Hirnschäden führen. Während man kleine Aneurysmen im Gehirn stilllegen kann, wird bei grossen Gefässausbuchtungen häufig ein Bypass gelegt. Dabei wird der beschädigte Abschnitt des Blutgefässes durch eine Beinvene ersetzt. Doch der Eingriff hat einen gravierenden Nachteil: «Weil man die Blutversorgung während der Operation abklemmen muss, kann es zu Hirnschäden kommen», sagt Prof. Luca Regli, Direktor der Klinik für Neurochirurgie des UniversitätsSpitals Zürich.

Regli beherrscht jedoch eine spezielle Operationstechnik, bei der der Blutfluss im Gehirn während der gesamten Operation erhalten bleibt. Am 12. Juni 2013 setzte der Neurochirurg sie erstmals am UniversitätsSpital Zürich ein. Wie bei der Standard-Bypass-Operation auch, ersetzt eine Beinvene die schadhafte Hirnarterie. Statt diese aber während der Operation abzuklemmen, vernäht der Neurochirurg die Beinvene zuerst und öffnet danach den Bypass mit einem Laserkatheter. Anschliessend klemmt er das Aneurysma ab, das sich zurückbildet, sobald es nicht mehr mit Blut versorgt wird. «Die Gefahr von Hirnschäden ist deutlich geringer», sagt Prof. Regli über den Vorteil der «nichtokklusiven» Technik. Zudem stehe der Chirurg während der Hoch-Risiko-Operation weniger unter Zeitdruck.

Erfunden hat die lasergestützte Methode Prof. Kees Tulleken, Leiter der Klinik für Neurochirurgie an der Universitätsklinik Utrecht. Luca Regli entwickelte den «Elana-Bypass» (Excimer Laser Assisted Nonocclusive Anastomosis) weiter, nachdem er 2008 als Nachfolger von Prof. Tulleken die Leitung der Neurochirurgischen Klinik in Utrecht übernahm. Inzwischen hat Regli 25 Patienten mit der Technik operiert. Zum Einsatz kommt sie bei sonst inoperablen, weil an einem zentralen Hirngefäss gelegenen, oder über 2.5 Zentimeter grossen Aneurysmen.

Internationales Zuweisungszentrum für schwierige Aneurysmen

«Aneurysmen sind selten», sagt Neurochirurg Regli. Weltweit verfügten nur wenige Kliniken über genügend Erfahrung, um diese Operation anbieten zu können. Neu zählt auch das UniversitätsSpital Zürich dazu, das damit als internationales Zuweisungszentrum für schwierige Aneurysmen gestärkt wird. Die in der vorvergangenen Woche operierte erste Patientin kam aus Norwegen. Die 72-jährige hatte ein 6 Zentimeter grosses Aneurysma, das stetig wuchs und zu platzen drohte (die Sendung «Puls» berichtete darüber). Dank dem Eingriff geht es ihr inzwischen «sehr gut», so Luca Regli; bereits diese Woche soll sie zurück an die Universitätsklinik in Oslo verlegt werden.

Regli forscht unterdessen an einer Weiterentwicklung der Bypass-Operation. Derzeit ist sie komplex und erfordert höchstes chirurgisches Geschick, weil dabei feinste Nähte angebracht werden müssen. Das Setzen von Nähten bedeutet immer eine Blutungsgefahr. Regli arbeitet an einer Technik, « die ohne Nähen auskommt und einen minimalinvasiven Eingriff ermöglicht».

Weitere Informationen zum Elana-Bypass (Excimer Laser Assisted Nonocclusive Anastomosis), in Englisch: www.elana.com

TV-Sendung zur Operation am USZ: www.srf.ch/sendungen/puls

Prof. Dr. Luca Regli ist seit Oktober 2012 Direktor der Klinik für Neurochirurgie am UniversitätsSpital Zürich. Er studierte an der Universität Lausanne Humanmedizin und arbeitete am Universitätsspital Lausanne (CHUV) als Facharzt für Neurochirurgie. An der Mayo Clinic in Rochester, USA, spezialisierte sich Prof. Regli in der mikrochirurgischen Behandlung hochkomplexer intrakranieller Erkrankungen. 2008 folgte er der Berufung als Leiter der grössten Neurochirurgischen Klinik in den Niederlanden am University Medical Center in Utrecht.

Ansprechpartner für Fragen:

Prof. Dr. med. Luca Regli
Direktor der Klinik für Neurochirurgie
UniversitätsSpital Zürich
Tel. +41 44 255 26 60
luca.regli@usz.ch