Als Expertin Intensivpflege im Notfall und Disaster Nurse beim Rotkreuzdienst ist Jolanda Hartmann sich gewohnt, zu improvisieren und aus unterwarteten Situationen das Beste zu machen.
Was hat dich dazu bewegt, dich dem Rotkreuzdienst (RKD) anzuschliessen?
Als kleines Mädchen habe ich in Poschiavo eine kritische Lage erlebt. Es hat mich beeindruckt, wie schnell das Militär damals geholfen hat. Auch mein Götti war Major im Militär. Somit hatte ich schon früh einen Bezug dazu und wollte auch meinen Teil beitragen. Im RKD kann ich meine Expertise aus der Pflege einbringen und das Militär unterstützen, sowie meinen Beitrag zur Sicherheitspolitik unseres Landes leisten
Wie ist der RKD aufgebaut?
Wir sind knapp 300 Fachfrauen, der Grossteil davon aus medizinischen Berufen. Als Teil des Roten Kreuzes unterstützen wir den Sanitätsdienst der Schweizer Armee. Wir werden von der Armee ausgebildet, ausgerüstet und eingesetzt und vom Bundesrat zum Einsatz einberufen bei Katastrophen oder während einer Pandemie. Wir sind aber auch bei Grossanlässen wie dem Eidgenössischen Schwingfest, Patrouille des Glaciers oder der Lauberhorn-Abfahrt im Einsatz und bilden Männer vom Sanitätsdienst des Militärs aus. Auch internationale Einsätze sind möglich.
Was gefällt dir an deiner Arbeit als Fachoffizier RKD (Captain)?
Meine Offizierskiste ist immer gepackt, ein Marschbefehl kann jederzeit erfolgen. Noch mehr als auf der Intensivstation muss ich improvisieren können. Ich gehe oft über meine Grenzen hinaus, physisch wie psychisch, und trage grosse Verantwortung. Dadurch erweitere ich meine Kompetenzen und Einsatzerfahrungen und stärke meine Resilienz. Ich arbeite mit spannenden Menschen zusammen und habe im RKD auch Freundinnen fürs Leben gefunden.
Wie oft kommst du zum Einsatz?
Ich habe bereits über 500 Diensttage geleistet und bin als Offizier pro Jahr rund 30 Tage im Einsatz. In der Regel bin ich rund 5 Tage am Stück engagiert und kenne meine Einsatztage meist Monate im Voraus. So lassen sich meine Einsätze gut planen und mit meiner Arbeit am Institut für Notfallmedizin vereinbaren.
Du bist sehr engagiert: am USZ, im RKD, in diversen freiwilligen Ämtern und nicht zuletzt als Mutter. Wie machst du das?
Die Liebe zum Menschen treibt mich an. Es wäre für mich das Schlimmste, in einer Notsituation nicht adäquat helfen zu können. Ich stehe hinter den zentralen humanitären Werten des Roten Kreuzes und bin gerne im Einsatz für Menschen in Not, an welcher Front auch immer. Ich bekomme dafür auch viel Wertschätzung und Möglichkeiten, die man als «Zivilperson» nicht hat. Und ich habe von Natur aus viel Energie. Meine militärische Ausbildung hat mich zudem gelehrt, Prioritäten zu setzen und gut für mich selbst zu sorgen. In den Bergen und zuhause habe ich meinen Ruhepol, im Garten kann ich mich erden und Energie tanken.
Weitere Informationen unter www.rkd.ch