Story

Präzisionsonkologie am USZ

Publiziert am 15. Mai 2023

Am Comprehensive Cancer Center Zürich (CCCZ) können sich Patientinnen und Patienten auf die grosse Erfahrung von interdisziplinären Teams verlassen. Eine mögliche Patientengeschichte

Als bei Peter Kuhn der Husten auch nach einer Antibiotikatherapie über mehrere Monate anhält und er vermehrt starke Brustschmerzen hat, stellt er sich bei seiner Hausärztin vor. Die Röntgenuntersuchung macht auch seiner Ärztin Sorgen, denn sie hegt den Verdacht Lungenkrebs. Sie weist Peter Kuhn dem Comprehensive Cancer Center Zürich (CCCZ) zu, damit dort umfassend abgeklärt wird.

Bei über 2’100 Patienten pro Jahr wird am CCCZ eine Krebsdiagnose gestellt. Auch bei Peter Kuhn. Mittels einer fundierten Abklärung und diagnostischer Untersuchungen bestätigt sich der Verdacht seiner Hausärztin. Umgehend werden Massnahmen aufgegleist, damit er so schnell wie möglich die passende Therapie starten kann.

Charakterisierung des Tumors

Peter Kuhn ist verängstigt, noch ist aber das genaue Ausmass des Tumors nicht klar. Ausserdem kann er nicht verstehend, wieso gerade er Lungenkrebs hat. Er ist sonst topfit und sportlich und hat nie geraucht. Auch seine Familie wirkt mitgenommen. Vielen Patientinnen und Angehörigen hilft es, sich in dieser Situation über Krebs zu informieren. Am USZ können sie sich, neben der ärztlichen Beratung, an zahlreiche Beratungsdienste und spezialisierte Pflegesprechstunden wenden.

Im CCCZ werden bei Peter Kuhn mit Bildgebung Lokalisation, Grösse und Ausbreitung des Tumors erfasst. Zusätzlich muss eine Probe entnommen werden, damit die Histologie des Tumors untersucht werden kann. Die Biopsie zeigt, dass es sich um ein nicht-kleinzelliges Lungenkarzinom handelt. Mit modernsten diagnostischen Methoden wird der Tumor zudem molekular charakterisiert.

Von Studienteilnahmen profitieren

Am CCCZ werden jährlich mehr als 150 klinische Studien durchgeführt, und über 60 Forschungsgruppen arbeiten zusammen, um personalisierte und innovative Therapiekonzepte zu entwickeln. Patienten können, wenn sie die sogenannten Einschlusskriterien erfüllen, von diesen neuen Therapiekonzepten profitieren. Natürlich ist eine Studienteilnahme immer freiwillig. Peter Kuhn ist grundsätzlich einverstanden, dass seine Daten für Forschungszwecke gesammelt werden und erteilt einen Generalkonsent. Damit können seine Behandlungsdaten für die Wissenschaft verwendet werden. Sein molekulares Tumorprofil hilft, Biologie und Entstehung von Lungenkrebs sowie mögliche neue Therapieansätze zu erforschen.

Am wöchentlichen Tumorboard wird jeder Fall diskutiert

Am wöchentlichen Tumorboard für Lungenkrebs werden die Daten der Anamnese und der diagnostischen Untersuchungen interdisziplinär besprochen, um festzulegen, wie die bestmögliche Therapie aussehen könnte. Auch der Fall von Peter Kuhn wird diskutiert. Der Handlungsbedarf ist gross und dringend, bei ihm gibt es zahlreiche mögliche Vorgehensweisen.

Personalisierte Therapie – Präzisionsmedizin

Peter Kuhn ist mit dem Vorschlag des Teams im Lungen- und Thoraxonkologiezentrum einverstanden, eine Operation mit anschliessender Radiotherapie und Systemtherapie anzusetzen. Die Fachpersonen am CCCZ stellen einen detaillierten, personalisierten Behandlungsplan zusammen und stimmen die einzelnen Schritte aufeinander ab.

Der Tumor von Peter Kuhn wird mit einer spezialisierten, robotergestützten, minimalinvasiven Thoraxchirurgie entfernt. Um die Prognose von Peter Kuhn zu verbessern, werden ihm zudem eine Bestrahlung und eine Systemtherapie empfohlen. Mit präzisen, hochmodernen Bestrahlungsgeräten werden Tumorreste millimetergenau lokalisiert und dann radiochirurgisch abgetötet. Bei Peter Kuhn kann die Bestrahlung ambulant erfolgen, und er verträgt sie sehr gut, sodass er die Termine dafür in seinen Alltag einbinden kann.

Fortschritte der letzten Jahre nutzen

In den letzten Jahren wurden erfolgreiche, zielgerichtete Systemtherapien bei Lungenkrebs entwickelt. Die molekularpathologische Untersuchung des Tumors zeigte bei Peter Kuhn eine Mutation des EGFR-Gens. Die Mutation dieses Gens betrifft etwa zehn Prozent aller Lungenkrebsbetroffenen und führt zur unkontrollierten Aktivierung von bestimmten Enzymen, die Kinasen genannt werden. Und das wiederum führt zu Wachstum und Vermehrung der Tumorzellen. Daher werden Peter Kuhn Medikamente aus der Gruppe der Kinasehemmer empfohlen. Diese Medikamente bekämpfen ausschliesslich das Tumorgewebe und schonen gesunde Zellen. Auch sind die Nebenwirkungen gering.

Eine solche Therapie ist Gegenstand einer klinischen Studie am CCCZ, in der diese neue Art von Medikamenten eingesetzt wird. Peter Kuhn wird eine Teilnahme angeboten. Erste Studienresultate weisen darauf hin, dass bei Patienten mit einem ähnlichen molekularen Hintergrund wie bei Herrn Kuhn sehr gute Resultate erzielt werden konnten.

Unterstützende Beratungs- und Behandlungsdienste

Peter Kuhn wird wenige Tage nach der Diagnose operiert. Dafür bleibt er einige Tage im Spital, die weitere Therapie findet grösstenteils ambulant statt. Dies ist für ihn und seine Angehörigen eine grosse Erleichterung. In einer Pflegesprechstunde wird das Ehepaar Kuhn auf die Zeit nach dem Austritt aus dem Spital vorbereitet. Sie werden darüber informiert, wie sie im Alltag zum Gelingen der medikamentösen Therapie beitragen und wie sie am besten mit allfälligen Nebenwirkungen umgehen können.

Personalisiertes Trainingsprogramm für Rehabilitation

Trotzdem fühlt Peter Kuhn sich von der neuen Realität überfordert und kann immer noch nicht begreifen, wieso es gerade ihn getroffen hat. Seine Frau überredet ihn, das Angebot einer psychoonkologischen Begleitung in Anspruch zu nehmen.

Auch eine erfolgreiche Behandlung hinterlässt Spuren. Peter Kuhn fühlt sich erschöpft und ausgelaugt. Es wird ihm eine Teilnahme am Programm Bewegung und Sport bei Krebs nahegelegt. Gemeinsam mit den Fachpersonen des CCCZ erarbeitet Peter Kuhn ein auf ihn abgestimmtes, personalisiertes Trainingsprogramm. Damit verbessert sich seine Rehabilitation signifikant, und es geht ihm und seiner Familie auch emotional spürbar besser. Das Tal scheint überwunden.

Zurück im Leben

Nach zehn Monaten hat Peter Kuhn die Therapien abgeschlossen und ist wieder Teilzeit an seinem Arbeitsplatz anzutreffen. Regelmässig hat er Kontrolltermine am CCCZ, wo er mit den Fachpersonen seine Nachkontrolluntersuchungen bespricht. Es zeigt sich keine erneute Krebsaktivität. Die Behandlung am CCCZ war erfolgreich.

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