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Wenn das Gehirn nachlässt

Zuletzt aktualisiert am 28. Februar 2024 Erstmals publiziert am 04. Dezember 2020

Alzheimer ist die häufigste Form von Demenz – aber nicht die einzige. Wie erkennt man die folgenschwere Alterserkrankung und was können Angehörige tun? USZ-Experten und -Expertinnen geben Tipps.

Frau hält Puzzle Teil in der Hand

Häufig beginnt es mit kleinen Erinnerungslücken: Termine oder Namen gehen vergessen, Gegenstände werden nicht mehr aufgefunden. Wer an Demenz erkrankt, leidet an kognitiven Einschränkungen. Das Gehirn büsst an Leistungsfähigkeit ein, Gedächtnis oder Denkfähigkeit lassen nach.

Mit über 130’000 Betroffenen in der Schweiz gehört Demenz zu den folgenschwersten Erkrankungen im Alter – auch für Angehörige. Denn Betroffene sind auf Unterstützung und Pflege angewiesen, welche die Angehörigen oft mit grossem Einsatz leisten. „Demenz betrifft immer die ganze Familie“, sagt Patricia Lanz, Oberärztin an der Klinik für Geriatrie des USZ.

Jedoch: Nicht immer steckt hinter der Vergesslichkeit eine Demenzerkrankung. „Im Alter lässt das Gedächtnis nach“, sagt Professor Hans Jung, Leitender Arzt an der Klinik für Neurologie des USZ. Er empfiehlt eine ärztliche Abklärung. Diese besteht aus einer körperlichen Untersuchung sowie neuropsychologischen Tests. Je nachdem sind weitere Schritte wie Bluttest oder MRI angezeigt. Diese können helfen, eine „Pseudo-Demenz“ auszuschliessen – also eine andere Erkrankung, die ähnliche Symptome verursacht.

Wirksame Therapien bei Alzheimer

Die mit Abstand häufigste Form von Demenz ist Alzheimer. Dabei sterben im Gehirn Nervenzellen ab. Dank intensiver Forschung kann die Krankheit heute im Labor nachgewiesen werden, bevor sich überhaupt Symptome zeigen. Denn der Abbau der Nervenzellen beginnt bis zu 20 Jahre vorher. Das USZ betreibt in Schlieren gemeinsam mit der Universität Zürich eines der weltweit ersten Geräte, das eine derartige Diagnose im Labor ermöglicht – einen sogenannten PET-/MR-Scanner.

Trotz der Fortschritte in der Wissenschaft kann Alzheimer heute noch nicht geheilt werden. Es gibt aber sehr wirksame Therapien. Medikamente können den Verlauf der Krankheit verzögern oder die Symptome lindern. Zudem hilft es, sozial, kognitiv und körperlich aktiv zu leben. „Damit können Betroffene länger gut leben“, sagt USZ-Experte Jung.

Auch Vorbeugung ist möglich. Einerseits schützt ein gut eingestellter Bluthochdruck das Gehirn. Andererseits zeigen Studien, dass ein gesunder Lebensstil hilft – allen voran regelmässige Bewegung, moderater Alkohlkonsum, das Pflegen von sozialen Kontakten und Hobbies, wie beispielsweise Musizieren, sowie eine ausgewogene Ernährung. Insbesondere mit mediterraner Kost und der MIND-Diet („Diät für den Geist“) kann das Schicksal positiv beeinflusst werden. Letztere umfasst viele Vollkornprodukte, Nüsse, Beeren sowie grünes Gemüse; einmal pro Woche Fisch und zweimal Poulet; dafür wenig Käse, rotes Fleisch und weniger als fünfmal pro Woche Süsses. Exakt ein Glas Wein pro Tag schadet zudem nicht.

Angehörige können Anzeichen erkennen

Neben Alzheimer gibt es zahlreiche weitere Demenzformen. Nicht immer ist hauptsächlich das Kurzzeitgedächtnis betroffen. Auch Veränderungen im Charakter, zum Beispiel eben noch ordnungsliebend, dann plötzlich sehr unordentlich, Halluzinationen, bestimmte neurologische Symptome oder häufige Stürze können Hinweise auf spezifische Demenzerkrankungen sein.

Werden Anzeichen einer Demenz erkannt, wird eine frühe Abklärung empfohlen. Eine solche ist in der Memory Clinic der Klinik für Neurologie des USZ möglich. Die Klinik für Geriatrie des USZ bietet zudem eine Gedächtnissprechstunde zum Demenzscreening sowie eine DemCare-Sprechstunde für Angehörige an. In letzterer haben eine Ärztin und Pflegeexpertin ein offenes Ohr, wenn Sorgen oder herausfordernde Situationen im Umgang mit Demenzkranken bestehen. Sie vermitteln auch Fachwissen und konkrete Tipps.

Sprechstunde für Angehörige

Kontakt Memory Clinic

Hans Heinrich Jung, Prof. Dr. med.

Leitender Arzt, Klinik für Neurologie

Tel. +41 44 255 55 20
Spezialgebiete: Neuromuskuläre Erkrankungen, Demenzerkrankungen / Memory Clinic, Neurogenetische Erkrankungen / Neurologische "Rare Diseases"

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