Medienmitteilung

100 Jahre Dermatologische Klinik am USZ – vom Teer auftragen zur personalisierten Medizin

Zuletzt aktualisiert am 21. Dezember 2021 Erstmals publiziert am 14. September 2016

Als 1916 am damaligen Kantonsspital die Dermatologische Klinik mit Klinikleiter Prof. Dr. med. Bruno Bloch gegründet wurde, hatte diese vor allem die Behandlung von Geschlechtskrankheiten und infektiösen Hautkrankheiten im Fokus. Heute ist die Dermatologie ein hochspezialisiertes Fach und Vorreiter in vielen medizinischen Bereichen.

Es wurde gesalbt, gebadet, mit UV-Licht bestrahlt und mit Teer bestrichen: Patienten an der 1916 gegründeten Dermatologischen Klinik blieben bis zu sechs Wochen stationär und kamen immer wieder für Nachbehandlungen. Unter dem ersten Ordinarius für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Prof. Bruno Bloch, wurde 1924 der Neubau der Klinik an der Gloriastrasse eröffnet. Schwerpunkt der Behandlung bildeten die damals weit verbreiteten Geschlechtskrankheiten, vor allem Syphilis und Tripper. Doch die Dermatologie hat sich in den letzten 100 Jahren drastisch geändert. Mit der Entdeckung der Antibiotika stand plötzlich ein wirksames Instrument gegen infektiöse Krankheiten zur Verfügung. Die Aufenthaltsdauer der Patienten im Spital hat sich enorm verkürzt. Heute sind die grössten zwei Herausforderungen in der Dermatologie – begründet durch die immer älter werdende Bevölkerung und durch den veränderten Lebensstil der Menschen – Krebs und allergische Erkrankungen wie Neurodermitis.

Führend bei der Behandlung von entzündlichen Erkrankungen der Haut
Translationale Forschung bedeutet, dass basiswissenschaftliche Erkenntnisse auf klinische Probleme übertragen werden und die Ergebnisse der Forschung so direkt den Patienten zu Gute kommen. Das UniversitätsSpital Zürich ist hierbei in verschiedenen Bereichen weltweit führend. Klinikdirektor Prof. Dr. med. Lars E. French betont, dass «die Entwicklung innovativer Behandlungsmethoden nur in der Zusammenarbeit von Forschung und klinischer Anwendung möglich ist, so wie es an einem Universitätsspital der Fall ist. Es braucht Wissenschaftler, die zugleich auch Kliniker sind. Der direkte Kontakt zum Patienten ist von entscheidender Bedeutung.» Im Bereich der Dermatologie tauscht sich das USZ auch international mit anderen Universitätskliniken aus. Die Investition in die Grundlagenforschung hat eine lange Tradition und wurde von allen Klinikleitern gefördert. Entsprechend kommen heute an der Dermatologischen Klinik mehrere weltweit führende Behandlungsmethoden zum Einsatz, die direkt aus der Forschung abgeleitet wurden. Zum Beispiel leiden rund zwei Prozent der Bevölkerung an Schuppenflechte (Psoriasis). Früher wurde diese vor allem mit Teer, später mit Kortisonsalben behandelt. Durch die Forschung am USZ wurde es möglich, die Botenstoffe, die die Krankheit auslösen, zu verstehen. Mit entsprechender Behandlung mittels Spritzen ist heute eine komplette Befreiung von der Schuppenflechte möglich.

Analyse von Krebstumoren auf molekularer Ebene
Ein weiteres Beispiel ist die Behandlung von bösartigen Melanomen (schwarzer Hautkrebs), eine der grössten Erfolgsgeschichten, an der das USZ massgeblich beteiligt ist. Prof. Lars E. French: «Generell ist die Dermatologieforschung führend im Bereich der Immuntherapie gegen Melanome. Obwohl diese Krebsart eher selten ist, gehörte sie lange zu den am schwierigsten zu behandelnden. Gerade deshalb wurde hier besonders viel in die Forschung investiert. Denn wer die schwierigste Krebsart versteht, kann die Erkenntnisse daraus auf andere Krebsarten übertragen». Krebs kann heute viel früher zuverlässig diagnostiziert werden. Die Tumore werden dann auf molekularer Ebene analysiert. In der Folge wird eine individuelle, personalisierte Immuntherapie entwickelt. Bereits heute leben die Patienten mit der Diagnose Krebs doppelt so lang wie noch vor 10 Jahren. Prof. French: «In rund 25 Jahren werden wir bei der Therapie so weit sein, dass – ähnlich wie bei HIV-Infektionen heute – auch die Krebszellen von Melanomen im Körper nicht mehr nachweisbar sein werden.»

Eines der wenigen weltweit: Das Moulagenmuseum
An der Dermatologischen Klinik im USZ werden jährlich zahlreiche Studierende und Ärzte aus-und weitergebildet. Seit einem Jahr ist sie zusätzlich zu den Fächern Dermatologie und Allergologie-Immunologie auch als ärztliche Weiter- und Fortbildungsstätte für pharmazeutische Medizin anerkannt. Eines der wenigen weltweit noch existierenden Moulagenmuseen wird vom USZ zusammen mit der Universität Zürich unterhalten (www.moulagen.uzh.ch). «Im Studium setzen wir die Moulagen immer noch gerne ein, wenn es darum geht, Hautkrankheiten einmal realitätsnah dreidimensional zu sehen. Diese naturgetreue Nachbildung der Krankheitsbilder in Wachs ist nach wie vor für die Schulung der Studierenden etwas vom Besten», so Prof. Lars E. French.

Jubiläumsaktivitäten zu 100 Jahre Dermatologie am USZ

Wissenschaftliches Symposium, 16. September 2016, 13.30-17.45 Uhr, Grosser Hörsaal Ost, USZ. Das Symposium richtet sich primär an Fachpersonen.

«Tag der offenen Tür», 6. Oktober 2016, 15.00-18.00 Uhr, Dermatologische Klinik am USZ, Gloriastrasse 31. Jedermann ist herzlich willkommen; eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Jubiläumsbuch: «100 Jahre Dermatologische Klinik»
100 Jahre Dermatologische Klinik am UniversitätsSpital Zürich bedeuten auch 100 Jahre Forschung in der Dermatologie. Forschung, die jeweils auch direkt den Patienten zu Gute kam. Das Buch stellt die translationale Forschung von den Anfängen bis heute vor, gegliedert in vier Kapitel. Kapitel 1 und 2 widmen sich der klinisch orientierten Forschung von 1916 bis 1978 und 1978 bis 2006. Kapitel 3 zeigt die Entwicklung der verschiedenen Bereiche der Dermatologischen Klinik am USZ zwischen 2007 und 2016 auf. Schwerpunkte bilden dabei die beiden Bereiche «Hautkrebs» und «Entzündliche Hautkrankheiten» sowie die Allergiestation. Kapitel 4 des Buchs ist dem Moulagenmuseum gewidmet, einem auch heute noch unverzichtbaren und weltweit fast einzigartigen Lehrmittel, denn Unterricht mache nur Sinn, «wenn dem Studenten Gelegenheit geboten wird, möglichst viele Fälle und diese möglichst gründlich und aus der Nähe zu studieren» (Bloch 1929).