Ein internationales Forscherteam unter der Leitung der Universität Zürich konnte zeigen, dass alle Bakterien aus modernen Syphilis-Patientenproben auf einen gemeinsamen Erregerstamm des 18. Jahrhunderts zurückgehen. Zudem haben sich die heute weltweit vorherrschenden Bakterien nach 1950 aus einem gemeinsamen Stamm entwickelt, die eine besorgniserregende Gemeinsamkeit teilen: die Resistenz gegen das Antibiotikum Azithromycin. Philipp Bosshard, Laborleiter an der Dermatologischen Klinik des USZ, ist Ko-Autor der Studie.
Über 500 Jahre lang war Syphilis eine der schwerwiegendsten Seuchen der Menschheit. Dank der Verfügbarkeit von Penicillin gingen die Infektionszahlen ab Mitte des 20. Jahrhunderts dramatisch zurück. In den letzten Jahrzehnten haben Infektionen mit dem Bakterium Treponema pallidum subsp. pallidum (TPA) jedoch weltweit wieder stark zugenommen.
Bisher war wenig bekannt über die Muster der genetischen Vielfalt der Erreger, die aus aktuellen Infektionen stammen, oder über den evolutionären Ursprung der Krankheit. Forschende der UZH sammelten daher insgesamt 70 Proben von Infizierten aus 13 Ländern. Sie untersuchten das Erbgut der Syphilis-Bakterien und verglichen es mit demjenigen zweier verwandten Unterarten. Anhand von Erbgutsequenzen konnten die Forschenden die genetischen Verwandtschaftsverhältnisse der Bakterienstämme ermitteln.
Die Analysen zeigten, dass eine Gruppe von eng verwandten Syphilis-Bakterien namens SS14-Ω für die aktuellen, weltweiten Infektionen verantwortlich ist. Diese Gruppe unterscheidet sich allerdings vom gut untersuchten Referenzstamm namens Nichols. «Wichtig ist daher, zukünftig jene Bakterienstämme besser zu erforschen, die hauptverantwortlich für die aktuelle weltweite Epidemie sind», streicht Natasha Arora, Forscherin am Institut für Rechtsmedizin der UZH und Erstautorin der Studie, hervor.
Epidemiologisch relevant ist die Erkenntnis, dass sich die Gruppe SS14-Ω aus einem gemeinsamen Erregerstamm in der Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelt hat – nachdem Antibiotika entdeckt wurden. Während die Treponemen weiterhin gegen Penicillin empfindlich sind, ist die Tatsache besorgniserregend, dass ein grosser Teil der untersuchten Stämme resistent ist gegen das second-line Antibiotikum Azithromycin.
Ko-Autor der Studie, Philipp Bosshard, Laborleiter an der Dermatologischen Klinik des USZ, sammelt weiterhin Patientenproben aus der Schweiz, um die klinischen Aspekte dieser Arbeit weiter zu untersuchen und die Epidemiologie dieser Krankheit besser zu verstehen.
Originalbeitrag
Natasha Arora, Verena J. Schuenemann, Günter Jäger, Alexander Peltzer, Alexander Seitz, Alexander Herbig, Michal Strouhal, Linda Grillová, Leonor Sánchez-Busó, Denise Kühnert, Kirsten I. Bos, Leyla Rivero Davis, Lenka Mikalová, Sylvia Bruisten, Peter Komericki, Patrick French, Paul R. Grant, María A. Pando, Lucía Gallo Vaulet, Marcelo Rodríguez Fermepin, Antonio Martinez, Arturo Centurion Lara, Lorenzo Giacani, Steven J. Norris, David Šmajs, Philipp P. Bosshard, Fernando González-Candelas, Kay Nieselt, Johannes Krause and Homayoun C. Bagheri.
Origin of modern syphilis and emergence of a pandemic Treponema pallidum cluster. Nature Microbiology. December 5, 2016. doi: 10.1038/nmicrobiol.2016.245