Story

„Als ich die Diagnose MS bekam, fiel mir ein Stein vom Herzen“

Publiziert am 31. Januar 2023

Marc K.* war gerade im Ausland, als er merkte, dass etwas nicht stimmt. Er liess sich untersuchen und bekam die Diagnose Multiple Sklerose. Warum dies für den 38-Jährigen in jenem Moment eine Erleichterung war und wie er heute mit der Krankheit umgeht, erzählt er gleich selbst.

„Angefangen haben die Beschwerden im Jahr 2016 im März. Ich weiss es noch so genau, weil ich mich damals in einem Sprachaufenthalt in Strassburg befand. Plötzlich bemerkte ich im Gym, dass ich gewisse Übungen nicht mehr machen konnte. Ich hatte schlicht keine Balance mehr. Das zog sich ein paar Wochen hin. Zurück in der Schweiz, kamen noch ein Taubheitsgefühl auf der Zunge und Schwierigkeiten beim Klavierspielen hinzu. Da machte ich mir schon ein paar Gedanken. Die Unsicherheit nagte an mir. Was konnte das sein? Geht das wieder weg? Schliesslich ging ich in den nächsten Notfall meines Wohnorts und liess mich zwei Tage lang untersuchen. Während dieser Zeit bereitete ich mich mental auf das Schlimmste vor. Ich habe in meinem familiären Umfeld jemanden mit der extrem schweren Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS). Als ich dann nach einigen Untersuchungen «nur» die Diagnose Multiple Sklerose bekam, war ich tatsächlich sehr erleichtert. Das klingt komisch, weil man MS ja auch nicht auf die leichte Schulter nehmen kann. Aber da ich mich bereits halb gelähmt im Rollstuhl sah, fiel mir ein Stein vom Herzen.

Im ersten Jahr meiner Erkrankung hatte ich immer wieder Durchhänger. Aber ich bin ein sehr positiver Mensch und dachte mir auch hier: Was ist wohl das Schlimmste, was mir passieren kann? Ich wusste, es gibt mittlerweile sehr wirksame Medikamente, die die Erkrankung stoppen können, wenn auch nur für eine bestimmte Zeit. Sollte die Krankheit fortschreiten und ich in ein paar Jahren zum Beispiel meinen Arm nicht mehr richtig bewegen können, müsste ich halt meine Hobbys anpassen. Dieses Gedankenspiel half mir sehr. In dieser Zeit wechselte ich auch ans Unispital, da der Wissensstand zu MS hier einfach am besten ist. Ich fühlte mich hier von Anfang an super aufgehoben. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind wirklich fachlich kompetent, herzlich und beraten mich auch bei der allgemeinen Lebensunterstützung. Momentan komme ich regelmässig hierher zur Pflegesprechstunde, zum MRI und zur Infusion. Mittlerweile hat die Behandlung voll angeschlagen. Alle meine Beschwerden sind komplett verschwunden. Ich fühle mich kerngesund – mache unter anderem Thaiboxen und Langlauf. Das Bild, das die Leute vor sich sehen, wenn sie an MS denken, ist wirklich veraltet. Das versuchte ich auch meinem engeren Umfeld zu vermitteln, als ich ihnen die Diagnose erläuterte. Auch wenn die Verläufe von Patienten sehr individuell sind, muss MS das Leben der Betroffenen  nicht mehr zwingend bestimmen, und ich möchte das auch ein Stück weit vorleben. Wobei, eine Einschränkung habe ich doch: Als ich mich selbstständig gemacht habe, gab es gewisse Hürden bei den Sozialversicherungen – im Gesamtbild aber eigentlich eine Nebensächlichkeit.“

 

* Name von der Redaktion geändert

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