Fast die Hälfte der Menschen mit einer Krebserkrankung leidet zeitweise unter starken Ängsten. Von Bewegung bis zur psychoonkologischen Therapie gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten, mit dieser wichtigen Emotion umzugehen.
Fakten
Über die Hälfte der Menschen, die sich mit einer Krebserkrankung auseinandersetzen müssen, sind erheblich gestresst. Und praktisch alle sind über kurze oder längere Strecken überfordert.
Angst ist die Emotion, die dabei am meisten dominiert: Man fühlt sich verunsichert, bedroht, ausgeliefert. Angst kann als Gefühl wahrgenommen werden oder sich als scheinbar rein körperliches Symptom zeigen, beispielsweise mit Herzklopfen, Durchfall oder anderen Symptomen. Sie tritt bei Menschen mit Krebs so häufig auf, dass jemand, der angesichts dieser Erkrankung gar nie Angst verspürt, eher ungewöhnlich ist.
Selbst wenn der Krebs und die Behandlung überstanden sind, bleibt oft diese «kleine, störende, nagende Sorge: Kommt die Krankheit zurück?», wie es ein Krebsspezialist formulierte, der selbst einmal an Krebs erkrankt war. Noch Jahre nach Diagnose berichten viele Betroffene von dieser «Progredienzangst», dass also der Krebs voranschreiten könnte oder dass er womöglich zum Tod führt. Auch wenn diese Angst im Lauf der Zeit bei fast allen abnimmt, kann sie zu vielen unnötigen Sorgen führen, weil die Gedanken immer um die Frage kreisen «Was wäre, wenn …?»
Angst als sinnvolle Reaktion
Einer bis zwei von drei Betroffenen hat über Jahre hinweg immer wieder diese Angst vor einem Rückfall. Sie kann so gross sein, dass gute Nachrichten – wenn etwa bei einer Kontrolluntersuchung alles bestens ist – den Betroffenen dennoch nicht beruhigen.
Eigentlich ist Angst etwas sehr Sinnvolles: Sie warnt vor Gefahren, bei denen man zu Schaden kommen könnte und mobilisiert Kräfte. Nimmt sie aber überhand, kann sie lähmen, einsam machen, die Lebensqualität verringern, erschöpfen und wichtige Entscheidungen ungünstig beeinflussen.
Menschen begegnen der Angst auf verschiedenste Art, zum Beispiel, indem sie sie verleugnen, indem sie versuchen, nicht über das zu sprechen, wovor sie Angst haben, indem sie so tun, als sei alles im Lot, indem sie sich abkapseln, indem sie sich mit Zornesausbrüchen Luft verschaffen, indem sie resignieren …
Strategien gegen die Angst
Solche Strategien erweisen sich jedoch als ungünstig, wenn sie oft oder dauerhaft eingesetzt werden. Dann kosten sie letztlich mehr Energie und Kraft als den Ängsten «ins Gesicht zu sehen». Denn meist kehren die verdrängten Ängste in anderer Form wieder: Sie können zum Beispiel den Schlaf stören, Schmerzen verstärken, körperliche Beschwerden verursachen oder zu erhöhter Reizbarkeit führen.
Besser ist, sich der Situation und den Gefühlen zu stellen – auch wenn dies vorübergehend anstrengend ist. Es gibt viele Wege, der Angst (und auch anderen unangenehmen Emotionen) wirkungsvoll zu begegnen – und sie lassen sich erlernen.
Wird die Angst übermächtig, ist es sinnvoll, sich Unterstützung zu holen.