Sommer, Sonne und warme Temperaturen locken uns nicht nur in den Strandferien ins kühle Nass. Dabei bringen Meer-, See- oder Poolwasser ihre ganz eigenen Qualitäten mit sich. Was uns gut tut und wann Vorsicht geboten ist.
Geht es um die gesundheitlichen Aspekte des Badens, sind Strandferien am Meer kaum zu toppen. Denn Meerwasser und das Klima am Strand tun dem Körper in mehrfacher Hinsicht gut. Menschen mit Heuschnupfen können am Meer besser durchatmen, denn die Luft in Meeresnähe ist grundsätzlich viel weniger mit Pollen, Smog oder Hausstaubmilben belastet. Kommt hinzu, dass Brandung und Gischt permanent Aerosole, kleinste Tröpfchen, mit Salz und Jod in die Luft wirbeln. «Das Einatmen dieser feuchten Luft kann schleimlösend wirken – und ansatzweise wie ein Nasenspray die Atemwege etwas befreien», sagt Peter Schmid, Leiter der Allergiestation an der Dermatologischen Klinik des Universitätsspitals Zürich. Allerdings könnten die Aerosole bei Menschen mit Asthma die Lungen auch reizen.
Gemeinhin bekannt ist, dass Schwimmen und Bewegung im Wasser die Gelenke und Knochen schonen. Meerwasser hat wegen des Salzgehalts einen stärkeren Auftrieb als Süsswasser, was gerade Rheumapatientinnen und -patienten zu Gute kommt.
Dank des hohen Salzgehalts des Wassers können kleine oberflächliche Wunden besser heilen, die Haut erneuert sich schneller und wirkt frischer. Besonders Menschen mit Hautkrankheiten wie Akne oder Schuppenflechten profitieren vom Baden im Meer. «Bei Neurodermitis kann eher kühles Meerwasser, wie man es beispielsweise an der Ost- oder Nordsee hat, die Beschwerden lindern», sagt Schmid. «Das salzige Wasser kann bei offenen Hautstellen aber auch brennen – daher ist mit Neurodermitis das Baden im Meer individuell zu probieren.»
Gut zu wissen: Mit grösseren und insbesondere offenen Wunden sollte man nicht im Meer baden. Abgesehen davon, dass Salzwasser stark brennt in der Wunde, besteht gerade bei Wassertemperaturen über 20 Grad die Gefahr einer Infektion. Grund dafür sind Vibrionen, eine Bakterienart, die im Meer natürlicherweise vorkommen und sich im warmen Salzwasser stärker vermehren. Gelangen Vibrionen in die Wunde, können sie Wundinfektionen hervorrufen.
Trotz der vielen Vorteile des Meerwassers sollte man nach dem Baden duschen, um das Salz aus den Haaren und von der Haut abzuspülen. Denn einmal auf der Haut getrocknet, entzieht es dieser viel Feuchtigkeit – insbesondere der Kopfhaut. Dies kann bei empfindlichen Personen Juckreiz hervorrufen. «Zudem verstärken die Salzkristalle genau gleich wie Wassertröpfchen auf der Haut das Sonnenlicht, weshalb es schneller zu einem Sonnenbrand kommen kann», ergänzt Schmid.
Wer im Hallenbad oder Freibad seine Bahnen schwimmt oder einfach mit den Kindern plantscht, dem fällt meistens schnell der Geruch von Chlor auf. Es wird dem Wasser beigemischt, weil es besonders effektiv Bakterien, Viren und Pilze abtötet, also quasi das Wasser desinfiziert. Reagiert Chlor mit ungewünschten Hinterlassenschaften wie Urin oder Schweiss, entstehen Chloramine. Sie verursachen den typischen Schwimmbadgeruch.
Bei Asthmatikerinnen und Asthmatikern kann dies einen Anfall auslösen. Insbesondere dann, wenn beim intensiven Schwimmen Wasserbestandteile inhaliert werden. «Ein Asthmaspray kann bei Betroffenen vorbeugend oder bei Beschwerden helfen», sagt Schmid. Im Freibad sei die Reizung dank der frischen Luft zudem viel geringer.
Chlorwasser kann die Augenbindehaut aber auch empfindliche Haut reizen. «Wer unter Neurodermitis oder sehr trockener Haut leidet, sollte das Chlorwasser unmittelbar nach dem Schwimmen unter der Dusche gut abspülen, wobei warmes Wasser völlig ausreicht», sagt Schmid. «Anschliessend ist ein gutes Eincremen mit rückfettender Bodylotion oder Creme sinnvoll».
Wer Chlorwasser gar nicht verträgt, kann auf Schwimmbäder ausweichen, die das Wasser reinigen, indem es mit Ozon begast wird. Ozon besteht aus drei Sauerstoffatomen. Es ist nicht wasserlöslich, sondern desinfiziert das Wasser, indem es mit Schadstoffen wie Bakterien, Viren, Algen oder Körperfetten reagiert. Schwimmbäder mit Ozonreinigung sind allerdings selten, da die Technologie vergleichsweise teuer ist. Am besten informieren Sie sich auf der Website des Schwimmbads oder fragen direkt nach. Ozonanlagen für die Reinigung gibt es auch für private Pools und Whirlpools zu kaufen.
Gegen einen erfrischenden Sprung in den kalten See oder Fluss spricht in der Schweiz nichts. Denn laut Bundesamt für Umwelt (BAFU) ist die Wasserqualität der Schweizer Gewässer sehr gut. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann auf der Website des BAFU unter «Badegewässerqualität» den aktuellen Zustand vieler Badestellen nachschauen. Menschen mit Atemwegsbeschwerden oder empfindlicher Haut müssen sich keine Gedanken wegen Chlor machen.
Ein Aber gibt es: Gerade bei kleineren, stehenden Gewässern können Blaualgen (Cyanobakterien) und Zerkarien, sogenannte Entenflöhe, zu Problemen führen. Zerkarien versuchen in die Haut einzudringen, allerdings sterben sie dort ab, was zu juckenden Pusteln – auch Badedermatitis genannt – führt.
Blaualgen können zu Hautreizungen führen und einige Arten sind giftig. Schluckt man grössere Wassermengen, kann dies die Leber schädigen. Doch Blaualgen sind gut sichtbar, denn sie färben das Wasser blaugrün. «Die meisten Menschen gehen instinktiv nicht im trüben Wasser baden, weil es einfach nicht anmächelig ist», sagt Schmid. «Trotzdem empfehlen wir als Faustregel das Folgende: Wenn man im knietiefen Wasser die Füsse nicht mehr sehen kann, sollte man in dem Gewässer nicht schwimmen gehen.»
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Leiter Allergiestation, Dermatologische Klinik
Leitender Arzt, Dermatologische Klinik
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