Röntgenbild Elektrodenextraktion

Fachartikel

Elektrodenextraktion: Der Eingriff wird immer wichtiger

Publiziert am 22. Juni 2022

Heutzutage werden immer mehr Herzschrittmacher und Defibrillatoren implantiert. Kommt es während der langen Tragezeit zu Infektionen an den Elektroden oder zu einem Defekt, sollte gerade bei jüngeren Patientinnen und Patienten das Entfernen der Sonden thematisiert werden.

Schweizweit werden jährlich zwischen 250 und 300 Elektrodenextraktionen vorgenommen. Der Eingriff, bei dem die Sonden von Herzschrittmachern oder Defibrillatoren aus dem Herzen entfernt und ersetzt werden, hat sich in den vergangenen Jahren etabliert und wird immer wichtiger. Mit rund 80 Eingriffen pro Jahr werden am Elektrodenextraktions-Zentrum des Universitätsspitals Zürich (USZ) schweizweit mit Abstand am meisten dieser Eingriffe durchgeführt.

«Waren Infektionen an den Sonden im Herzen früher der Hauptgrund für die Extraktion, sind die Ursachen heute vielfältiger geworden und defekte Geräte beziehungsweise Elektroden machen etwa zwei Drittel der Elektrodenextraktionen aus», sagt PD Dr. med. Alexander Breitenstein, Leitender Arzt und Leiter Device-Implantationen und Extraktionen an der Klinik für Kardiologie des USZ. Auch wenn die heutigen Schrittmacher und Defibrillatoren sehr gut funktionieren, kann es zu Abnützungserscheinungen der Elektroden kommen, welche dann zu einer Dysfunktion der Geräte führen. Gerade jüngere Patientinnen und Patienten, die sehr aktiv sind, sind diesbezüglich besonders gefährdet. «Wir wollen verhindern, dass gerade bei den eher jüngeren Personen zu viel Fremdmaterial implantiert wird und daher ist es aus unserer Sicht wichtig, auch die alten Sonden zu entfernen, statt lediglich neue zusätzlich einzuführen», erklärt Breitenstein. So bestünden mit zunehmendem Alter der Betroffenen weniger Risiken wie beispielsweise eine Infektion an den Sonden.

Elektrodeninfektionen äussern sich oft mit unspezifischen Symptome

Eine Infektion an der Elektrosonde ist heutzutage zwar nicht mehr der häufigste Grund für eine Elektrodenextraktion, aber weiterhin diejenige mit dem grössten Nutzen für die Patientinnen und Patienten. Chronische Infektionen führen oft zu unspezifischen Symptomen wie subfebrile Temperatur über eine längere Zeit oder eine allgemeine Schwäche der Betroffenen, ohne dass man sagen könnte, was die Ursache ist. «In solchen Fällen kann eine Infektion an den Elektroden vorliegen und diese Differentialdiagnose sollte immer in Erwägung gezogen werden von den behandelnden Ärztinnen und Ärzten», ergänzt Breitenstein.

Langjährige Erfahrung und Weiterentwicklung des Zentrums

Am Elektrodenextraktions-Zentrum des USZ werden solche Eingriffe bereits seit über einem Jahrzehnt erfolgreich durchgeführt. Initiant des Zentrums war damals der Herzchirurg Prof. Dr. med. Christoph Stark, der inzwischen an der Berliner Charité-Klinik tätig ist, aber nach wie vor in engem Austausch mit den USZ steht. Über die letzten Jahre wurden diese Eingriffe unter der Initiative von PD Dr. med. Alexander Breitenstein, Dr. med. Daniel Hofer und Prof. Dr. med. Jan Steffel, weitergeführt und deutlich ausgebaut. Das USZ ist heute eines der führenden Zentren in diesem Bereich mit einem grossen Einzugsgebiet über die umliegenden Kantone sowie auch die Schweiz hinaus. «Oft werden gerade schwierige Fälle oder sehr kranke Patientinnen und Patienten zu uns geschickt».

Die klinische Erfolgsrate der Eingriffe liegt am USZ bei 98 Prozent. «Komplikationen kann es geben, sie sind aber in der Regelnicht besorgniserregend. Schwerwiegende Komplikationen mit direkter Todesfolge liegen bei uns unter 0,5 Prozent, wobei es sich dabei meistens um sehr geschwächte Patientinnen oder Patienten handelt», sagt Breitenstein.

Unter der Leitung des USZ wurde zusammen mit dem Inselspital Bern und dem Cardiocentro Ticino in Lugano das schweizweite Extraktions-Register der Schweiz gegründet. «Das Register ermöglicht es uns, Daten zu den Resultaten der Eingriffe, zur Sicherheit und zu Komplikationen in der gesamten Schweiz herauszufiltern», erklärt Breitenstein. Darüber hinaus ist das USZ an grossen internationalen Kollaborationen im Bereich der Elektrodenextraktionen massgeblich beteiligt.

Therapieangebot Elektrodenextraktion

Die Klinik für Kardiologie bietet folgende Untersuchung und Behandlung an.

Zum Therapieangebot

Arbeiten im Hybridoperationsraum

Am USZ werden die Eingriffe im Hybridoperationsraum durchgeführt. Der spezielle Operationsraum hat den Vorteil, dass die Elektrodenextraktion unter optimalen Bedingungen durchgeführt wird. Für den Eingriff steht den Spezialisten modernste Technik inklusive einer integrierten Hochleistungs-Röntgenanlage zur Verfügung. «Darüber hinaus ist natürlich das gut eingespielte Teamwork das A und O», ergänzt Breitenstein. Die Herzanästhesistin oder der Herzanästhesist überwacht die Vollnarkose während des Eingriffs. Auch die Fachpersonen von der Kardiotechnik sind vor Ort, um im Notfall die Herz-Lungenmaschine einzusetzen. Gleichzeitig ist eine Herzchirurgin oder ein Herzchirurg auf Abruf anwesend. Diese wertvolle Zusammenarbeit mit der Klinik für Herzchirurgie ist essenziell für die Sicherheit der Patientinnen und Patienten, sollte es während eines Eingriffes zu Komplikationen kommen. «Bei sehr kritischen Fällen haben wir eine Fachperson der Herzchirurgie von Anfang an im OP mit dabei».

Elektrodenextraktions-Zentrum

Das Elektrodenextraktions-Zentrum, unter der Leitung von PD Dr. med. Breitenstein gehört zum Fachbereich der Rhythmologie, welcher von Prof. Dr. med. Firat Duru geleitet wird.

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Alexander Breitenstein, PD Dr. med.

Leitender Arzt, Klinik für Kardiologie

Spezialgebiete: Katheterbasierte interventionelle Ablationen von Herzrhythmusstörungen, Device-Implantationen (Schrittmacher, Defibrillatoren, kardiale Resynchronisationsdevices, elektrodenlose Schrittmacher), Elektrodenextraktionen

Verantwortlicher Fachbereich