Die USZ-News bringt es knapp und klar auf den Punkt: Wer einen Vitamin-D-Mangel hat, ist müder. Wer dann Vitamin D einnimmt, ist weniger müde. Es klingt banal, aber es ist weltweit das erste Mal, dass dies in einer randomisierten doppelblinden Placebo-kontrollierten Studie bewiesen wurde. Wir wollten von Dr. med. Albina Nowak, Studienleiterin und Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin am USZ, wissen, welche Konsequenzen das für die Bevölkerung hat.
Weder die Probanden noch wir wussten, welche Person das Placebo und welche das Vitamin D erhält. Damit war die Studie doppelblind, das Risiko einer Beeinflussung der Resultate weitestgehend ausgeschlossen. An der Studie nahmen 120 gesunde Personen verschiedenen Alters und beider Geschlechter teil, die mit einem tiefen Vitamin-D-Spiegel über Müdigkeit klagten. Die zufällige Auswahl bezeichnet man als randomisiert. Mit der Verabreichung von einer Substanz ohne Wirkung (Placebo) an die Hälfte der Probanden konnte man effektiv die Wirkung des Vitamin D im Vergleich zeigen. Medizinische und psychiatrische Ursachen für die Müdigkeit waren zudem durch das Studienteam ausgeschlossen worden.
Ja, das ist tatsächlich so. Wir konnten den kausalen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und Müdigkeit aufzeigen. Natürlich gibt es auch noch andere Faktoren für die Wintermüdigkeit: Man bewegt sich weniger, Tageslichtphasen sind kurz, etc. Die Studie hat aber deutlich gezeigt, dass die Müdigkeit durch Vitamin-D-Einnahme im Falle eines Vitamin-D-Mangels reduziert wird.
In der Zeit von ca. Mitte Januar bis in den Frühling hinein ist fast jede Person in unseren Breitengraden von einem Vitamin-D-Mangel betroffen. Wenn man wochenlang nicht an der Sonne ist, kann man eben auch kein Vitamin D in der Haut produzieren. Die Messungen haben gezeigt, dass die Werte teilweise bis zu 50 Prozent unter den europäischen Richtwerten liegen. Besonders stark betroffen sind bestimmte Bevölkerungsgruppen. Beispielsweise haben dunkelhäutige Menschen in unseren Breitengraden meist tiefere Werte, da sie bei wenig Tageslicht weniger Vitamin D selbst produzieren können. Auch übergewichtige, ältere und chronisch erkrankte Menschen neigen meist zu tieferen Vitamin-D-Werten. Hingegen spielt das Geschlecht keine Rolle, Männer und Frauen sind ungefähr gleichermassen betroffen.
Prinzipiell sollte man bei chronischer Müdigkeit an einen Vitamin-D-Mangel denken. Die Studie hat deutlich gezeigt, dass zwar auch die Gruppe mit Placebo angab, ganz leicht weniger müde zu sein, die Gruppe mit Vitamin-D-Einnahme aber deutlich, nämlich fast fünf Mal, weniger müde war. Es macht daher Sinn, im Winter täglich eine Dosis von 800 Einheiten an Vitamin D einzunehmen, um so einem Mangel vorzubeugen. Das Vitamin wirkt nicht sofort, so dass eine Einnahme ab November Sinn macht.
Die beste Einnahme ist in Tropfenform. Vitamin D ist fettlöslich, idealerweise nimmt man es vor den Mahlzeiten ein. Wir empfehlen nicht, Vitamin D als Megadosis einmal «auf Vorrat» anfangs Winter einzunehmen, die kontinuierliche Einnahme wirkt langfristig besser.
Das Risiko einer Überdosierung ist gering, dafür müssten wirklich sehr grosse Mengen auf einmal eingenommen werden. Bei einer Überdosierung kennen wir als Nebenwirkung einen zu hohen Kalziumspiegel. Bei älteren Menschen führte die Einnahme von Megadosen Vitamin D zu gehäuften Stürzen.
Die tiefen Werte reichen oft bis in den Frühling hinein, und solange die Temperaturen noch tief sind, zeigen wir ja auch wenig Haut, über die wir durch das Sonnenlicht Vitamin D produzieren. Auch eine Einnahme während den Sommermonaten ist sicher nicht schädlich, insbesondere wenn man wenig an die Sonne geht oder bei langen Schlechtwetterperioden. Im Sommer sind beispielsweise auch Menschen, die in Nachtschichten arbeiten oder sich sonst wenig tagsüber im Freien aufhalten, gefährdet.
Studie:
Oberärztin, Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Klinische Ernährung