Sie sprechen von der Weiterentwicklung der USZ-Medizinstrategie?
Ganz genau. Das ist aber nicht ein Thema, das ich als Ärztlicher Direktor alleine tun kann oder will. Es ist wichtig, dass sich die Kaderärzte mit einbringen, mitdenken und mitentwickeln. Ich habe bereits sehr gute Rückmeldungen von Kaderärzten und Kaderärztinnen. Wir müssen die Weichen wohlüberlegt neu stellen, damit sie auch nachhaltig Wirkung erzielen können. Das USZ soll ein Grundstein in der Gesundheitsversorgung im Kanton Zürich bleiben und bereit für die nächste Generation sein.
Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen für das USZ in den nächsten Jahren?
Die ganz grosse Herausforderung, und zwar schon heute, ist das Personal: Wie können wir Fachkräfte gewinnen und vor allem auch halten? Mein Bestreben ist es, dass die Mitarbeitenden gerne bei uns arbeiten. Ich selbst arbeite sehr gerne, auch wenn es manchmal schwierige Tage und Themen gibt. Aber ich bin stolz, mich für das USZ einsetzen zu können und dazu beizutragen, etwas Nachhaltiges für die nächste Generation zu erreichen. Dieselbe Motivation und denselben Stolz sehe ich auch bei vielen Mitarbeitenden. Zentral scheint mir, dass wir ihnen eine Perspektive bieten, dass sie sich bei uns entwickeln können. Das zweite grosse Thema sind die ganzen baulichen Veränderungen: komplexere Zugänge, Immissionen verschiedener Art, weniger Parkplätze für Personal und Besuchende – wir werden lernen müssen, mit manchen Dingen zu leben, weil wir sie nicht ändern können. Und uns anpassen, um das Beste aus der Situation zu machen. Sprich: Wir müssen beweglich bleiben und immer wieder aufs Neue gute Lösungen suchen.
Dass das USZ bzw. seine Mitarbeitenden anpassungsfähig sind, haben sie in den letzten Jahren mit der Pandemie gezeigt.
Absolut! Ich stelle immer wieder fest: Wenn es wirklich darauf ankommt, in kritischen Situationen, sind alle maximal engagiert, leisten extrem viel und übertreffen oftmals die Erwartungen. In diesen Situationen treten alle kleinen Differenzen zurück und man zieht am gleichen Strick. Diesen Spirit wünsche ich mir auch im Alltag. Die Gesellschaft und der Gesundheitsmarkt verändern sich sehr schnell – das USZ muss hier mithalten, ja vorausschauend handeln können. Denn die Evolution hat gezeigt: Nicht etwa das klügste oder stärkste Lebewesen setzt sich über die Zeit durch, sondern das anpassungsfähigste. Und gerade auch die Erfahrung aus den letzten zwei Jahren hat uns gelehrt, dass sich auch vermeintlich stabile Verhältnisse plötzlich stark verändern können.
Veränderungen sind für viele dennoch nicht ganz einfach. Was wünschen Sie sich von den Klinikdirektorinnen und Klinikdirektoren?
Den Klinikdirektorinnen und -direktoren, generell dem ärztlichen ebenso wie dem pflegerischen Kader, kommt eine Schlüsselrolle zu, um Veränderungen zu tragen und die Mitarbeitenden mitzunehmen. Ich wünsche mir, dass wir im Dialog bleiben und das Kader des Kerngeschäfts sich einbringt. So können wir gemeinsam die Zukunft des USZ gestalten. Ich erhoffe mir zudem, dass sie bereit sind, mit mir zusammen die Extrameile zu gehen. Ich nehme die USZ-Mitarbeitenden als überdurchschnittlich engagiert wahr – genau das zeichnet uns aus und macht am Schluss den Unterschied.
Sie sind nun vor allem strategisch und auf oberster Ebene des USZ tätig – werden Sie den direkten Kontakt zu Patientinnen und Patienten vermissen?
Den intensiven klinischen Austausch mit Patienten und meinen Kollegen und Kolleginnen werde ich schon etwas vermissen. Allerdings führe ich einmal die Woche weiterhin eine Sprechstunde durch. Es ist für mich elementar, den klinischen Alltag aus der eigenen Erfahrung zu kennen. Zudem behalte ich auch meine Forschungsgruppe. Ich empfinde die Forschung als Bereicherung und es ist mir wichtig, aus erster Hand zu wissen, welche aktuellen Themen es im USZ in dieser Hinsicht gibt. Ich bin überzeugt, dass ich damit auch meine Aufgaben als Ärztlicher Direktor besser wahrnehmen kann.