Ansatztendinopathie

Die Ansatztendinopathie ist eine Erkrankung am Übergang vom Knochen zur Sehne. Sie kann prinzipiell jede Sehne des Körpers treffen, zeigt sich aber oft als ganz bestimmtes Krankheitsbild, etwa dem Tennis- oder Golferellenbogen. Die Ursachen sind in der Regel Fehl- und Überbelastungen durch falsche Bewegungsmuster und -techniken.

Überblick: Was ist eine Ansatztendinopathie?

Eine Sehne verbindet den Muskel mit dem Knochen. Tendinopathien sind Erkrankungen der Sehnen, die mit einem chronischen Reizzustand eingehen. Bei einer Ansatztendinopathie ist die Sehne am Knochenansatz geschädigt. Das Krankheitsbild heisst auch noch Insertionstendopathie oder Enthesiopathie. Die Ursachen der Ansatztendinopathie sind Über- und Fehlbelastungen sowie Verschleiss, die zu feinsten Rissen am Sehnenansatz führen.

Im Prinzip können alle Sehnen des Körpers betroffen sein. Oft zeigt sich die Ansatztendinopathie jedoch an der Achillessehne, die zeitlebens enormen Belastungen ausgesetzt ist – beim Laufen und beim Sport. Hier spricht man von einer Achillodynie. Aber auch die Sehnen der Schulter, des Ellenbogens oder die Patella- und Bizepssehne können Schaden nehmen, wenn ein Mensch sie überbeansprucht. Besonders oft erkranken Sporttreibende, die bestimmte Sportarten ausüben: Laufen, Gewichtheben oder Wurf-, Sprung- und Ballsportarten, bei denen schnelle Richtungswechsel gefragt sind.

Die häufigsten Symptome der Ansatztendinopathie sind Schmerzen. Je nach Stadium der Sehnenerkrankung treten sie zuerst nur nach einer körperlichen Belastung auf, später auch zu Beginn, während und nach der körperlichen Aktivität. Wenn die Ansatztendinopathie unbehandelt bleibt und weiter fortschreitet, verspüren viele auch in Ruhe Schmerzen. Zudem verstärken sie sich meist mit der Zeit. Im Verlauf der Erkrankung kann es auch zu einer zunehmenden Funktionseinschränkung kommen.

Die Ansatztendinopathie lässt sich mit einer Physiotherapie und Schmerzmitteln behandeln. Manchmal ist auch eine Injektion oder extrakorporale (ausserhalb des Körpers) Stosswellentherapie sowie eine niedrig-dosierte Bestrahlung hilfreich.

Ansatztendinopathie – Häufigkeit und Alter

Die Häufigkeit der Ansatztendinopathie lässt sich nicht genau beziffern. Oft betrifft die Sehnenerkrankung Sportlerinnen und Sportler, die Muskeln, Sehnen und Gelenke falsch oder übermässig durch Sprung-, Wurf- oder Laufsportarten belasten. Solche Tendinopathien, aufgrund von Belastungen, sind in den letzten Jahrzehnten angestiegen. Der Grund ist, dass mehr Menschen in den mittleren und höheren Altersgruppen sportlich aktiv sind. Aber auch jüngere sind sehr anfällig für Erkrankungen der Sehnen. Meist üben sie risikoreichere Sportarten aus, die besonders verletzungsanfällig sind.

Ansatztendinopathie: Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen der Ansatztendinopathie sind Fehl- und Überbelastungen sowie Verschleisserscheinungen der Sehnenansätze. Ausserdem scheinen Haltungsfehler, eine falsche Sporttechnik, Fehlstellungen von Gelenken und Knochenachsen sowie Übergewicht die Tendinopathie zu begünstigen. Fachleute gehen davon aus, dass die dauerhafte Überbeanspruchung den Sehnenansatz reizt. Die betroffene Sehne schwillt an, ist aufgeraut und manchmal entstehen feinste Risse sogenannte Mirkotraumata. Am angrenzenden Knochen können sich Ausziehungen und Sporne aufgrund der Fehl- und Überbelastung bilden.

Ansatztendinopathie – Sportler und Sportlerinnen sind am meisten gefährdet

Besonders oft betrifft die Ansatztendinopathie sportliche Menschen, die bestimmte Sportarten ausüben. Einige Beispiele:

  • Wurfsportarten, zum Beispiel Handball, Basketball, Volleyball – sie sind oft mit schnellen Richtungswechseln verbunden, welche die Sehnen und Sehnenansätze strapazieren.
  • Sprungsportarten, zum Beispiel. Hoch-, Weit- oder Dreisprung, Stabhochsprung
  • Golf
  • Tennis
  • Laufen
  • Gewichtheben

Ansatztendinopathie – diese Sehnen sind oft betroffen

Prinzipiell kann sich die Ansatztendinopathie an jedem Sehnenansatz entwickeln. Allerdings gibt es einige Sehnen, die als besonders gefährdet gelten. Je nach betroffener Sehne sprechen wir von verschiedenen Krankheitsbildern.

  • Tennisellenbogen (Epicondylopathia radialis): Die Sehnen und der Knochen- Sehnenübergang an der Hand- und Fingerstreckmuskulatur am äusseren Ellenbogen sind erkrankt (Epicondylus humeri radialis).
  • Golferellenbogen (Epicondylopathia ulnaris): Betroffen sind die Sehnen sowie der Knochen-Sehnenübergang am inneren Ellenbogen (Epicondylus humeri ulnaris).
  • Patellaspitzensyndrom („jumpers knee“) – der Knochen-Sehnenübergang an der Kniescheibe (Patella) ist geschädigt.
  • Achillodynie: Die Schädigung betrifft die Achillessehne, die den Wadenmuskel mit dem Fersenbein verbindet.
  • Fasciitis plantaris (häufig als Fersenspornbezeichnet): Entzündliche Veränderung der Plantaraponeurose mit Ausbildung eines knöchernen Sporns an der distalen Begrenzung des Calcaneus
  • Supraspinatussehnensyndrom – die Sehne des Musculus supraspinatus an der Schulter ist in Mitleidenschaft gezogen
  • Periarthropathia humeroscapularis (PHS): Die Ansätze der Rotatorenmanschette am Humeruskopf beziehungsweise die einzelnen Sehnen sind erkrankt.
  • Bursitis trochanterica: oder auch als „trochanteric pain syndrome“ oder „greater trochanter pain syndrome“ bezeichnet, ist eine akute oder chronische, abakterielle Entzündungen der Schleimbeutel um den großen Rollhügel

Symptome: Ansatztendinopathie verursacht Schmerzen

Die Symptome bei einer Ansatztendinopathie sind Schmerzen in der Region, in der die betroffene Sehne liegt. Zunächst empfinden die Betroffenen die Schmerzen meist nach einer körperlichen Aktivität. Schreitet die Ansatztendinopathie weiter fort, können die Schmerzen vor (sogenannter „Anlaufschmerz“), während und nach der körperlichen Belastung auftreten.

Nicht nur die Bewegung, sondern auch Druck auf die betroffene Körperstelle oder eine Dehnung kann sehr schmerzhaft sein. Typisch ist auch, dass sich die Schmerzen in der Regel weiter verstärken, wenn die Erkrankung fortschreitet und sie nicht behandelt wird. Ausserdem sind meist die Funktion, Beweglichkeit und Bewegungsfreiheit der betroffenen Extremität eingeschränkt.

Der Muskel, an dem die Sehne ansetzt, verhärtet zunehmend. Die meisten betätigen die betroffenen Muskeln schmerzbedingt nicht mehr – mit der Zeit wird er geschwächt.

Ansatztendinopathie: Diagnose im USZ

Am Anfang der Diagnose einer Ansatztendinopathie steht das Gespräch zur Krankengeschichte (Anamnese). Wir interessieren uns zum Beispiel für folgende Fragen:

  • Welche Symptome haben Sie genau?
  • Wie stark sind die Beschwerden ausgeprägt?
  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • In welchen Situationen treten die Beschwerden auf?
  • Wann sind die Beschwerden besser, wann schlechter?
  • Treiben Sie Sport? Wenn ja: Welche Sportart und wie intensiv?
  • Sind Erkrankungen bei Ihnen bekannt? Zum Beispiel entzündlich-rheumatische Erkrankungen?

Ihre Antworten helfen uns schon bei einer ersten Einschätzung, was die Ursache der Beschwerden sein könnte. Weiteren Aufschluss gibt die körperliche Untersuchung. Wir tasten Muskeln, Sehnen und Gelenke in der betroffenen Körperregion ab und suchen nach auffälligen Schwellungen. Wir prüfen, ob Schmerzen bei Bewegung, Zug, Druck oder Dehnung zu verspüren sind. Ausserdem testen wir, wie gut die Gelenke beweglich sind oder ob die Funktion und der Bewegungsumfang eingeschränkt sind. Zudem achten wir auf eventuelle Fehlstellungen und Haltungsfehler. Bei Verdacht auf eine Ansatztendinopathie wird oft eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, in welcher die Sehne sehr gut dargestellt und beurteilt werden kann.

Manchmal kommen weitere bildgebende Verfahren zum Einsatz. So lassen sich auch andere Erkrankungen, zum Beispiel Entzündungen, als Ursache der Symptome ausschliessen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Röntgenuntersuchung – sie zeigt beispielsweise Kalkablagerungen auf den Sehnen
  • Magnetresonanztomografie (MRT = Kernspintomografie)

Ansatztendinopathie: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Die Ursache der Ansatztendinopathie sind meist Überlastung und Fehlbelastungen, etwa durch falsche Bewegungsmuster oder fehlerhafte Lauftechniken bei bestimmten Sportarten. Hier können Sie selbst ansetzen und einer Ansatztendinopathie bis zu einem gewissen Mass vorbeugen. Erlernen Sie Wurf-, Sprung- oder Lauftechniken korrekt. Üben Sie die Bewegungsabläufe gut ein, damit Sie diese verinnerlichen. Zur Vorbeugung eignet sich zudem ein Aufwärmtraining, bevor Sie mit dem Sport beginnen und regelmässiges Dehnen.

Spezielle Massnahmen zur Früherkennung der Ansatztendinopathie gibt es nicht. Daher gilt der allgemeine Ratschlag: Suchen Sie immer ärztlichen Rat auf, falls Sie Schmerzen haben. Es gibt einige Therapien, um die Ansatztendinopathie zu bessern.

Verlauf und Prognose bei Ansatztendinopathie

Die Prognose einer Ansatztendinopathie ist generell gut, der Verlauf ist individuell verschieden. Es kann einige Zeit dauern, bis sich die Beschwerden gebessert haben. Wichtig ist eine frühzeitige Behandlung, an der Sie sich aktiv beteiligen. Manchmal müssen Sie bei der Therapie einen längeren Atem haben und Ausdauer beweisen. Es gilt, ungünstige Bewegungsmuster zu korrigieren und Über- und Fehlbelastungen zu vermeiden. Allerdings sollten Sie auch in Bewegung bleiben. Dann sind der Verlauf und die Prognose oft gut und die Ansatztendinopathie heilt wieder ohne Folgen aus.

Ansatztendinopathie: Behandlung mit mehreren Strategien

Bei der Ansatztendinopathie gibt es mehrere Behandlungsmöglichkeiten wie zum Beispiel Stosswellentherapie, Kortisoninfiltrationen, Physiotherapie oder Schmerzmittelgabe. Wichtig ist, dass Sie bei der Therapie gut mitarbeiten, damit sie auch erfolgreich ist. Ist die Erkrankung durch eine Überlastung bedingt, sollten Sie zunächst Belastungen vermeiden. Das heisst aber nicht, dass Sie die Extremität schonen – im Gegenteil: Sie sollten sie regelmässig, aber vorsichtig bewegen, damit keine Schmerzen entstehen. Bei einer Fehlbelastung verbessern Sie den Bewegungsablauf so, dass die Sehne nicht weiter gereizt wird.