Gehörgangsentzündung

Otitis externa

Eine Gehörgangsentzündung (Otitis externa) ist weit verbreitet. Hierbei entzündet sich die Haut des äusseren Gehörgangs. Eine wichtige Rolle spielen der Kontakt mit Wasser und eine unsachgemässe Reinigung der Ohren. Eine Otitis externa kann sehr schmerzhaft sein. In den meisten Fällen heilt eine Otitis externa ohne Komplikationen aus. Gut zu wissen: Sie können einiges tun, damit es gar nicht erst soweit kommt.

Überblick: Was ist eine Gehörgangsentzündung?

Eine Gehörgangsentzündung ist eine Entzündung der Haut im Bereich des äusseren Gehörgangs. Der medizinische Fachbegriff dafür lautet „Otitis externa“ – von „otitis“ = Entzündung des Ohrs und „externa“ = aussen.

Der äussere Gehörgang verläuft S-förmig von der Ohrmuschel zum Trommelfell und ist etwa zwei bis 3,5 Zentimeter lang. Am Übergang zwischen dem knorpeligen (äusseren) und dem knöchernen Anteil ist der Gehörgang sehr eng. Daher können sich dort leicht Schmutzpartikel und Fremdkörper festsetzen.

Im Gehörgang befinden sich Drüsen, die Ohrenschmalz absondern. Ohrenschmalz hat eine wichtige Schutz- und Reinigungsfunktion für den Gehörgang: Zum einen besitzt es antimikrobielle Eigenschaften. Das heisst, es tötet Bakterien ab und hemmt das Wachstum von Pilzen. Zum anderen transportiert es Keime oder Schmutz über den Gehörgang nach aussen.

Entstehen kleine Verletzungen – beispielsweise durch eine unsachgemässe Reinigung der Ohren – können Bakterien oder Pilze in den Gehörgang eindringen und eine Entzündung verursachen. Ähnliches gilt, wenn verunreinigtes Wasser aus Schwimmbädern oder Badeseen in den Gehörgang gelangt. Aus diesem Grund bezeichnen Fachleute eine Gehörgangsentzündung oft auch als „Swimmer’s Ear“ (= Schwimmer-Ohr) beziehungsweise Bade-Otitis.

Gehörgangsentzündung – Häufigkeit und Alter

Entzündungen des Gehörgangs sind weit verbreitet: Etwa einer von zehn Menschen bekommt im Laufe seines Lebens eine Otitis externa. Beim Baden oder Schwimmen können mit dem Wasser leicht Krankheitserreger in den Gehörgang gelangen. Daher sind Menschen, die sich viel im Wasser aufhalten (Schwimmende, Tauchende, Surfende), aber auch Kinder besonders häufig von einem Swimmer’s Ear beziehungsweise einer Bade-Otitis betroffen. Auch Diabetikerinnen und Diabetiker sowohl Hörgeräteträgerinnen und Hörgeräteträger erleiden oft eine Gehörgangsentzündung.

Gehörgangsentzündung: Ursachen und Risikofaktoren

Für eine Gehörgangsentzündung (Otitis externa) kommen unterschiedliche Ursachen infrage. Häufige Auslöser sind:

Hautverletzungen: So können beispielsweise durch falsches Reinigen der Ohren mit Wattestäbchen winzige Hautverletzungen im Gehörgang entstehen. In der Folge können Bakterien eindringen und sich der Gehörgang entzünden.

Häufiges Reinigen: Ohrenschmalz hat eine wichtige Reinigungs- und Schutzfunktion. Häufiges Reinigen des Gehörgangs mit Wattestäbchen oder Seife entfernt das schützende Ohrenschmalz. Dadurch können sich Bakterien und Pilze leichter im Gehörgang ansiedeln.

Kontakt mit Wasser: Nach dem Schwimmen oder Baden in Schwimmbädern oder Seen kommt es ebenfalls häufig zu einer Gehörgangsentzündung. Grund hierfür ist bakteriell verunreinigtes Wasser, das in den Gehörgang eindringt und nicht sofort wieder abfliesst.

Weitere mögliche Gründe für eine Gehörgangsentzündung sind:

  • zu viel Ohrenschmalz
  • gutartige Knochenvorsprünge im Gehörgang (Exostosen)
  • chronische Mittelohrentzündung
  • Gehörgangsekzeme
  • Furunkel (Infektion eines Haarfollikels durch Bakterien)
  • Allergien auf Seife, Shampoos oder Haarspray
  • „feuchte Kammer“ im Ohr durch Hörgeräte, Ohrstöpsel oder Watte
  • Tumor im Gehörgang

Symptome: Gehörgangsentzündung

Eine Gehörgangsentzündung (Otitis externa) macht sich anfangs meist durch starken Juckreiz bemerkbar. Danach treten starke Ohrenschmerzen auf, die sich durch Kaubewegungen oder Ziehen an der Ohrmuschel verstärken.

Oft tritt Flüssigkeit aus dem betroffenen Ohr, mitunter auch Eiter. Möglich ist auch, dass der Gehörgang zuschwillt. In der Folge können Betroffene dann auch schlechter hören. Weitere mögliche Symptome sind Fieber und geschwollene Lymphknoten im Halsbereich.

Eine Gehörgangsentzündung kann auch chronisch werden. In diesem Fall leiden die Betroffenen vor allem unter Juckreiz.

Gehörgangsentzündung: Diagnose bei uns

Bei Verdacht auf eine Gehörgangsentzündung (Otitis externa) werden wir eine körperliche Untersuchung vornehmen. Typischerweise verstärken sich die Ohrenschmerzen, wenn wir die Ohrmuschel nach hinten oben oder am Ohrläppchen ziehen oder auf den Knorpelvorsprung vor dem Eingang des Gehörgangs drücken.

Zusätzlich können wir die Diagnose durch eine Ohrenspiegelung (Otoskopie) absichern. Im Falle einer Gehörgangsentzündung ist der Gehörgang gerötet und geschwollen. Manchmal zeigen sich auch Flüssigkeitsansammlungen (Sekret) und Verunreinigungen. Ist aufgrund der Schwellung das Hören erschwert, werden wir gegebenenfalls einen Hörtest veranlassen.

Um die genauen Ursachen herauszufinden, kann im Einzelfall zusätzlich ein Röntgenbild, ein Abstrich, eine Blutuntersuchung oder ein Allergietest erforderlich sein. Auch eine Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) können zum Einsatz kommen.

Gehörgangsentzündung: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Es gibt gleich mehrere Massnahmen, mit denen Sie einer Gehörgangsentzündung (Otitis externa) vorbeugen können:

  • Ohrenschmalz hat eine wichtige Selbstreinigungs- und Schutzfunktion. Verzichten Sie daher darauf, Ihre Ohren ständig zu säubern.
  • Falls Sie Wattestäbchen benutzen: Seien Sie dabei sehr vorsichtig. Ansonsten kann es zu winzigen Hautverletzungen kommen, über die Bakterien ins Gewebe gelangen.
  • Vermeiden Sie es, Ihre Ohren mit Seife zu reinigen. Da Seife basisch ist, kann sie den natürlichen pH-Wert des Gehörgangs verändern.
  • Ein feuchter Gehörgang bietet Bakterien und Pilzen hervorragende Wachstumsbedingungen. Daher sollten Sie Ihre Ohren trocken halten beziehungsweise nach dem Baden und Duschen gut abtrocknen oder vorsichtig trockenföhnen.
  • Wenn Sie ein Hörgerät tragen oder zu einer verstärkten Bildung von Ohrenschmalz neigen, sollten Sie Ihre Ohren regelmässig vom Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder von der Hals-Nasen-Ohren-Ärztin reinigen lassen.
  • Sind Sie Diabetikerin oder Diabetiker, ist es wichtig, Ihre Blutzuckerwerte regelmässig zu überprüfen und gut einstellen zu lassen.

Verlauf und Prognose einer Gehörgangsentzündung

Eine Gehörgangsentzündung (Otitis externa) heilt in den meisten Fällen nach ein paar Tagen oder Wochen von allein aus. Allerdings kann der Verlauf auch sehr schmerzhaft und langwierig sein. Kommt es zu häufigen Gehörgangsentzündungen über einen langen Zeitraum, kann sie auch chronisch werden.

Wird eine Gehörgangsentzündung verschleppt und dehnt sich auf das umliegende Gewebe aus, kann als Komplikation ein Abszess (Eiteransammlung) auftreten. Zudem kann sich die Ohrmuschel oder die angrenzende Ohrspeicheldrüse entzünden. Weitere mögliche Komplikationen sind Knorpel- oder Knochenschäden. Dies kann bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder bei einer Immunschwäche der Fall sein. In seltenen Fällen greift die Entzündung auf die Hirnnerven über und verursacht Lähmungen.

Gehörgangsentzündung: Behandlung je nach Schweregrad

Bei einer Otitis externa werden wir zunächst den Gehörgang reinigen. Je nach Ursache wird die Entzündung mit lokal angewendeten Medikamenten, wie zum Beispiel Antibiotika als Salben oder Ohrentropfen, behandelt. Bei Diabetikern und Diabetikerinnen oder Komplikationen verabreichen wir Antibiotika als Tabletten oder Infusionen. Gegen die Schwellung helfen Salben mit Kortison (Glukokortikoide). Sind Pilzerreger die Ursache, werden wir ein Antipilzmittel (Antimykotikum) verordnen.

Bestehen starke Schmerzen, sind auch Schmerzmittel angezeigt. Hat sich im Ohr Eiter angesammelt, können wir diesen mit einem kleinen operativen Eingriff entfernen. Damit die Therapie erfolgreich verläuft, ist auch Ihre Mithilfe als betroffene Person gefragt. Wichtig ist beispielsweise, dass Sie nach dem Duschen oder Baden für einen trockenen Gehörgang sorgen. Hilfreich sind auch kühlende und desinfizierende Umschläge. Da Kaubewegungen die Schmerzen oft verstärken, ist es sinnvoll, während der Entzündung auf weiche Kost wie Brei und Suppen auszuweichen.

Bei einem operativen Eingriff wird vom Institut für Anästhesiologie das individuell auf Sie angepasste Anästhesie-Verfahren ausgewählt.

Für Patientinnen und Patienten

Sie können sich als Patientin oder Patient nicht direkt zu einer Konsultation anmelden. Bitte lassen Sie sich durch Ihren Hausarzt, Ihre Hausärztin, Ihren Spezialisten oder Ihre Spezialistin überweisen.

Für Zuweisende

Universitätsspital Zürich
Klinik für ORL
Frauenklinikstrasse 24
8091 Zürich

Tel. +41 44 255 58 33
Online zuweisen