Aufgrund der Anatomie der Handinnenfläche haben Infektionen in dieser Lokalisation immer einen besonderen Verlauf.
Akute Infektionen der Hand sind meistens bakteriell bedingt. Aufgrund raschen Fortschreitens der Infektion ist eine umgehende Diagnostik mit nachfolgender Therapie sehr wichtig.
Die Aufteilung von akuten und chronischen Infektionen ist nicht klar definiert. Häufig werden Infektionen zeitlich definiert; Infektionen bis zu 6 Wochen sind akut, über 6 Wochen chronisch. Es gibt jedoch auch Einteilungen bei welchen eine akute Infektion max. 1 Woche dauert und jede länger dauernde Infektion bereits chronisch ist. Wichtig zu erwähnen ist, dass bereits nach 24h erste Schäden am Gelenk auftreten können.
Die Ursache von Infektionen der Hand sind vielfältig. Man kann sie generell in zwei unterschiedliche Gruppen einteilen – die exogenen (äusseren) Ursachen und die endogenen (inneren) Ursachen.
Finger sowie Fingergelenke sind wegen ihrer Lage prädestiniert für Schnitt-, Stich-, Quetsch- oder Bissverletzungen. Zudem können auch durch Punktionen im Bereich des Handgelenkes Keime unter die Haut gelangen. Eine Kortisoninfiltration vor einer Operation stellt zudem einen erhöhten Risikofaktor für eine postoperative Infektion dar. Die am häufigsten vorkommenden Bakterien sind Staphylokokken und Streptokokken (beides auf der Haut normalerweise vorkommende Bakterien – Hautflora), sowie Kolibakterien (im Darm vorkommende Bakterien – Darmflora). Bei jungen Patientinnen und Patienten sollte auch immer an Gonokokken gedacht werden; sowie an Pilze bei Patientinnen und Patienten mit einer Grunderkrankung, die das Immunsystem schwächen.
Eine hämatogene (über das Blut) Streuung ist eine weitere Möglichkeit einer Handinfektion, z.B. bei einer gleichzeitig vorliegenden Endzündung des Herzmuskels. Begünstigt werden solche Infektionswege über das Blut durch eine Grunderkrankung, z.B. Diabetes mellitus, Leber- und Nierenerkrankungen oder HIV. Bei einer endogenen Streuung ist das Handgelenk am häufigsten betroffen.
Infektionen der Hand können unterschiedliche Symptome auslösen.
Hierbei handelt es sich um eine eitrige Entzündung des Fingers/Nagelwalls. Häufig berichten Patientinnen und Patienten über einen pochenden oder pulsierenden Schmerz. Zudem zeigt sich eine Rötung sowie Schwellung des betroffenen Fingers im Bereich des Nagels und ein gleichmässiger zirkulärer Druckschmerz.
Eine Phlegmone ist eine flächenhaft, diffus fortschreitende Gewebeentzündung. Diese Entzündung breitet sich entlang der vorgegebenen anatomischen Strukturen aus (z.B. Beugesehnenphlegmone). Am häufigsten treten solche Entzündungen wenige Tage nach Stich-/Bissverlerletzungen im Bereich der Handinnenseite auf. Der betroffene Finger ist stark angeschwollen, schmerzhaft, überwärmt, gerötet und kann nur noch in einer Beugestellung gehalten werden. Jede Streckbewegung, egal ob durch die Patientin oder den Patienten selbst oder durch die Ärztin oder den Arzt durchgeführt, kann sehr schmerzhaft sein. Neben diesen lokalen Befunden, können sich auch allgemeine Entzündungszeichen wie Fieber und Schüttelfrost zeigen.
Ein Gelenksempyem ist eine Eiteransammlung in einem Gelenk. Häufig verursacht durch eine bakterielle Arthritis (Gelenksentzündung). Symptome sind starke Gelenksschmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit. Zudem zeigen sich auch hier Schwellung, Rötung und Überwärmung.
Eine Osteomyelitis ist eine Entzündung des Knochens. Diese tritt ein, wenn Bakterien oder Pilze über benachbartes infiziertes Gewebe, offene Wunden (siehe Kapitel „Chronische Wunden“) oder seltener über die Blutbahn in den Knochen eindringen und diesen infizieren. Patientinnen und Patienten haben häufig Schmerzen im Bereich des betroffenen Knochens und Fieber.
Jede Untersuchung beginnt mit einer ausführlichen Anamnese (Befragung) von Stich-/Bissverletzungen und vorangegangenen Eingriffen, Punktionen oder Injektionen im Bereich des betroffenen Fingers oder Handgelenkes. Zudem werden Risikofaktoren und Begleiterkrankungen erfragt. Bei der klinischen Untersuchung achtet die Ärztin oder der Arzt auf Schmerzen, Rötung, Schwellung und Bewegungseinschränkungen. All diese klinischen Zeichen können in unterschiedlicher Ausprägung vorliegen.
Ein konventionelles Röntgenbild wird zur Darstellung des Knochens, des Gelenkes und ggf. verbliebenen Fremdkörper erstellt. Zusätzlich kann noch eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden. MRI und CT sind bei akuten Infekten nicht Methode der Wahl, kommen jedoch bei chronischen Infekten und Knocheninfekten häufig zum Einsatz.
In einer Blutuntersuchung können die Entzündungswerte wie Leukozyten (weisse Blutkörperchen) und CRP (Entzündungsmarker) erhöht sein. Es ist jedoch auch möglich, dass diese Werte normwertig sind, dies schliesst eine Entzündung aber nicht aus.
Wenn eine Infektion sehr früh entdeckt wird, kann sie unter Umständen noch konservativ, das heisst ohne Operation behandelt werden. Bei bereits fortgeschrittener Infektion gibt es nur noch die chirurgische Sanierung als Therapiemöglichkeit.
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