Sie kann verschiedene Bereiche des Gehirns betreffen und unterschiedliche Ausmasse annehmen. Die Symptome hängen davon ab, an welcher Stelle sich die intrazerebrale Blutung gebildet hat: Kopfschmerzen, Störungen des Bewusstseins, der Bewegungen und Sprache oder Lähmungserscheinungen sind möglich. Die Ursachen liegen oft in einem länger bestehenden Bluthochdruck, aber auch in anderen Grunderkrankungen.
Was tun bei einer Hirnblutung?
Die intrazerebrale Blutung ist immer ein Notfall, bei dem Sie rasch handeln müssen! Rufen Sie sofort den notärztlichen Dienst unter der Telefonnummer 144. Sonst nimmt immer mehr Hirngewebe Schaden und die Nervenzellen sterben ab.
Was ist eine intrazerebrale Blutung?
Eine intrazerebrale Blutung ist eine Einblutung direkt im Gehirngewebe, bei der sich ein Bluterguss (Hämatom) bildet. Abgekürzt wird sie auch als IZB oder ICB. Die Hirnblutung ist lebensgefährlich und immer ein medizinischer Notfall. Man muss sie sofort behandeln. Denn der Gehirndruck steigt, je mehr Blut sich im Gehirngewebe ansammelt. Weil sich das Gehirn aufgrund des knöchernen Schädels nicht ausdehnen kann, werden das Gehirngewebe und versorgende Gefässe zusammengedrückt. Aufgrund des Sauerstoff- und Nährstoffmangels sterben schliesslich immer mehr Nervenzellen ab.
Der Name „intrazerebrale Blutung“ leitet sich so ab: „intra“ bedeutet „im“ und das lateinische Wort „cerebrum“ steht für „Gehirn“. Daneben gibt es noch extrazerebrale Blutungen, die nicht das Gehirngewebe, sondern die drei Hirnhäute (Meningen) betreffen.
Ärztinnen und Ärzte unterteilen die IZB in der Regel so:
- Nicht-spontane intrazerebrale Blutung (traumatische ICB): Sie entsteht durch eine Verletzung (Schädel-Hirn-Trauma), etwa durch einen Unfall, eine Schlägerei oder einen operativen Eingriff.
- Spontane intrazerebrale Blutung: Sie tritt ohne eine vorherige Verletzung auf. Eine Erkrankung können Ärztinnen und Ärzte oft nicht finden, auch wenn aller Wahrscheinlichkeit nach eine solche vorliegt.
- Sekundäre intrazerebrale Blutung: Eine Grunderkrankung ist verantwortlich, etwa Bluthochdruck, Gefässfehlbildungen oder andere Gefässerkrankungen.
Die Symptome bei einer IZB hängen vom Ort und der Grösse der Hirnblutung ab. Erste Anzeichen können plötzlich einsetzende Kopfschmerzen sein. Auch eine verminderte Aufmerksamkeit, Bewusstseinsstörungen, Übelkeit, Erbrechen und Lähmungserscheinungen können auf eine Gehirnblutung hindeuten.
Intrazerebrale Blutung – Häufigkeit und Alter
Fachleute schätzen, dass in der Gesamtbevölkerung jährlich etwa 12 bis 15 von 100‘000 Personen eine intrazerebrale Blutung erleiden. IZBs sind für ungefähr 15 Prozent aller Schlaganfälle verantwortlich. Man bezeichnet diese Form des Hirninfarkts auch als hämorrhagischen Schlaganfall.
Die spontane IZB macht zwischen 9 und 27 Prozent aller Hirnblutungen aus. Der häufigste Grund ist ein lange Zeit bestehender Bluthochdruck, der ein Gehirngefäss reissen lässt. Rund 85 Prozent der Schlageanfälle haben dagegen eine andere Ursache: Sie gehen dagegen auf eine Minderdurchblutung wegen eines verengten oder verschlossenen Gefässes im Gehirn zurück (ischämischer Schlaganfall).
Einige weitere Zahlen zur intrazerebralen Blutung:
- Vor dem 45. Lebensjahr ist die spontane IZB relativ selten (weniger als 2 von 100‘000 Einwohnern und Einwohnerinnen). Ab diesem Alter steigt das Risiko jedoch kontinuierlich an.
- Im Schnitt erkranken Menschen mit etwa 65 Jahren an einer IZB.
- Bei Personen über 80 Jahren sind schon 350 von 100‘000 Einwohnern und Einwohnerinnen betroffen. So liegt die Gefahr für eine spontane intrazerebrale Blutung in betagterem Lebensalter etwa 25-mal höher als in der Gesamtbevölkerung.
- Frauen und Männer sind ungefähr gleich oft betroffen. In einigen Studien überwiegen jedoch die Männer, in anderen die Frauen.
Intrazerebrale Blutung: Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen für intrazerebrale Blutungen können sehr verschieden und vielfältig sein. Sie gehen jedoch nicht auf eine Verletzung (z. B. Unfall, Sturz, Schlägerei) oder eine Operation zurück.
Bei der spontanen intrazerebralen Blutung gibt es zwei Formen:
- Kryptogen: Es gibt vermutlich eine Ursache, die sich aber mit den heutigen Diagnosemethoden und Kenntnissen nicht nachweisen lässt.
- Idiopathisch: Es ist kein Entstehungskonzept bekannt, welches eine Ursache der Blutung erklären könnte.
Sekundäre intrazerebrale Blutungen gehen dagegen auf eine Erkrankung zurück, die man diagnostizieren kann. Sie machen die Mehrzahl der Fälle aus. Einige Grunderkrankungen und Auslöser, die in Verbindung mit einer sekundären IZB stehen können:
- Arterieller Bluthochdruck (Hypertonie), der über längere Zeit besteht. Die Blutung betrifft meist die Basalganglien, den Thalamus, das Kleinhirn und die Brücke (Pons). Arterieller Bluthochdruck ist der wichtigste Risikofaktor für eine IZB.
- Zerebrale Amyloidangiopathie – eine Gefässerkrankung, bei der sich Eiweisse (Amyloide) in den Gefässen ablagern und den Durchmesser verengen.
- Erkrankungen der Arterien und kleinen Arteriolen
- Erkrankungen der kleinen und grossen Gefässe, die genetisch bedingt oder im Lauf des Lebens erworben sind
- Gehirnaneurysma – eine Gefässaussackung, die leicht einreissen kann
- Erkrankungen der Venen: z. B. Venenentzündungen (Vaskulitiden), Sinus- und Sinusthrombosen
- Reversibles Vasokonstriktionssyndrom – die Muskulatur von Gehirngefässen zieht sich zusammen
- Moyamoya – eine Gefässkrankheit, bei der eine fortschreitende Verengung der Hirnarterien an der Hirnbasis typisch ist
- Gefässfehlbildungen, z. B. arteriovenöse Malformation, durale arteriovenöse Fistel und zerebrale kavernöse Malformation
- Tumore und Minderdurchblutungen (Ischämie) – die Einblutungen entstehen in der Folge davon (sekundär)
- Gerinnungsstörungen – z. B. Bluterkrankungen, auch durch ärztliche Behandlungen oder Vitamin-K-Antagonisten ausgelöst
- Infektiöse Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis)
- Substanzmissbrauch, z. B. Drogen wie Kokain und Amphetamine
Symptome: Intrazerebrale Blutung verursacht verschiedene Beschwerden
Die Symptome bei einer intrazerebralen Blutung hängen vom Ausmass und dem Ort der Blutung ab. Kleinere Blutungen verursachen oft keine oder kaum Beschwerden, etwa bei einer Amyloidangiopathie. Allerdings gibt es auch schwere Massenblutungen, wenn ein Gefäss reisst, etwa durch einen lange bestehenden Bluthochdruck. Diese Hirnblutungen verursachen sehr schwere, meist plötzlich einsetzende Symptome – und können tödlich enden.
Folgende Symptome können bei einer IZB auftreten – je nach Ort der Blutung:
- Hirnlappen: Kopfschmerzen, Gefühls- und Bewegungsstörungen, Epilepsie (Krampfanfälle), Gesichtsfeldausfälle auf beiden Augen – die Symptome verstärken sich, wenn sich die Blutung weiter ausbreitet.
- Stammganglien: Halbseitenlähmung der entgegengesetzten Körperhälfte, Störungen der Augenbewegung (Ablenkung beider Augen = Déviation conjuguée), Störung des Sprechvermögens und Sprachverständnisses (Aphasie), Sehstörung mit Gesichtsfeldausfall auf beiden Augen (homonyme Hemianopsie)
- Thalamus: Bewusstseinsstörung, verminderte Aufmerksamkeit, Gefühlsstörungen, Blicklähmung (Blickparese)
- Kleinhirn: Übelkeit und Erbrechen, Störungen der Bewegungskoordination, Schwindel, unkontrollierbare und rhythmische Augenbewegungen, Sprechstörungen
- Pons (Brücke): Lähmung aller vier Extremitäten (Tetraparese), Hirnnervenausfälle, Koma
Man kann anhand der Symptome meist nicht sofort zwischen einer intrazerebralen Blutung und einem Schlaganfall durch Gefässverschluss und Minderdurchblutung (ischämischer Schlaganfall) unterscheiden.
Diagnose Intrazerebrale Blutung
Wir müssen schnell und sicher zwischen einer intrazerebralen Blutung und einem ischämischen Schlaganfall unterscheiden. Davon hängt die Therapie entscheidend ab. Besonders in der Anfangsphase ist die Behandlung nämlich verschieden.
Wir stellen zu Beginn einige Fragen zur Krankengeschichte (Anamnese). Wenn die betroffene Person selbst keine Auskunft geben kann, befragt er Angehörige, Freunde oder umstehende Personen. Wichtig ist zum Beispiel, welche Symptome die Patientin oder der Patient hat, wie ausgeprägt sie sind, wo sie sich genau zeigen und wann sie eingesetzt haben. Ausserdem fragen wir nach bestehenden Krankheiten, der Einnahme von Medikamenten oder einem möglichen Drogenkonsum.
Patientinnen und Patienten mit einer Hirnblutung müssen möglichst schnell ins Krankenhaus, am besten in ein spezialisiertes Schlaganfallzentrum (Stroke Unit). Dort führt man eine neurologische Untersuchung durch, bei der sie die Reflexe sowie die Funktion von Muskeln und Nerven testen. Die Diagnose IZB lässt sich mit Hilfe bildgebender Verfahren stellen.
Zum Einsatz kommen:
- Computertomografie (CT) des Gehirns: Die CT ist eine Röntgenmethode, die hochaufgelöste Schnittbilder liefert. Radiologen können so den Ort und das Ausmass der Blutung erkennen.
- Magnetresonanztomografie (MRT = Kernspintomografie): Die Methode arbeitet mit starken Magnetfeldern und liefert ebenfalls detaillierte Schnittbilder vom Gehirn.
- Angiografie (in Kombination mit CT bzw. MRT oder digitale Subtraktionsangiografie) – sie ermöglicht die Darstellung der Gefässe im Gehirn
Beim Verdacht auf eine intrazerebrale Blutung ist eine Blutuntersuchung notwendig:
- Blutbild
- Entzündungsmarker
- Blutgerinnung: INR-Wert, Partielle Thromboplastinzeit = PTT, Thrombinzeit = TZ
- Elektrolyte
- Nieren- und Leberwerte
- Blutzucker
- Anti-Xa-Aktivität: Sie gibt Auskunft über den Heparinspiegel, etwa bei der Einnahme oraler Antikoagulanzien.
- Thrombozytenfunktionstest bei der Einnahme von Thrombozytenaggregationshemmern wie Acetylsalicylsäure (ASS)
- Drogenscreening
Intrazerebrale Blutung: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose
Einer intrazerebralen Blutung können Sie möglicherweise vorbeugen, wenn Sie auf eine gesunde Lebensweise achten. Auch bestehende Grunderkrankungen wie Bluthochdruck, Arterien-und Venenerkrankungen sollten Sie ausreichend behandeln lassen.
Einige Tipps:
- Ernähren Sie sich gesund: Verzehren Sie viel frisches Obst und Gemüse, Vollkornprodukte und wählen Sie mehr pflanzliche als tierische Fette. Seien Sie ausserdem sparsam mit tierischen Produkten wie Wurst und Fleisch. Trinken Sie zudem ausreichend, etwa 1.5 bis 2 Liter pro Tag (am besten Wasser).
- Sorgen Sie für ausreichende Bewegung im Alltag und treiben Sie Sport. Gut sind Ausdauersportarten wie Wandern, Schwimmen, Radfahren oder Nordic Walking.
- Verzichten sie aufs Rauchen, und wenn Sie rauchen: Versuchen Sie den Rauchstopp. Holen Sie sich professionelle Unterstützung, wenn Sie es nicht alleine schaffen. Und: Den wenigsten gelingt der Rauchstopp auf Anhieb – versuchen sie es mehrmals.
- Achten Sie auf Ihren Alkoholkonsum und trinken Sie möglichst wenig. Legen Sie regelmässige Alkoholpausen pro Woche ein.
- Wenn Sie viel Stress haben, erlernen Sie am besten eine Entspannungsmethode. Beispiele sind Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Stress setzt dem Körper und den Gefässen zu.
- Verzichten Sie auf Drogen wie Kokain, Amphetamine und andere.
- Wenn Sie unter Übergewicht leiden, versuchen Sie einige Kilos abzunehmen. Dies gelingt am besten mit einer gesunden Ernährung und Sport.
- Lassen Sie einen bestehenden Bluthochdruck ausreichend behandeln. Sorgen Sie auch langfristig dafür, dass Ihr Blutdruck gut eingestellt ist. Das Gleiche gilt für erhöhte Blutfette und Cholesterinwerte. Sport und eine gesunde Ernährung sind sowohl für Ihren Blutdruck als auch die Blutfette gut.
- Manchmal ist ein geplatztes Aneurysma der Grund für die intrazerebrale Blutung. Es gibt die Möglichkeit, dem Riss des Gefässes mit einer Operation vorzubeugen. Allerdings birgt eine solche OP auch einige Risiken. Besprechen Sie mit einer Ärztin oder einem Arzt die Vor- und Nachteile.
Gezielte ärztliche Massnahmen zur Früherkennung einer Hirnblutung sind nicht bekannt.
Grundsätzlich ist daher Folgendes ratsam: Wenn bei Ihnen eine Grunderkrankung bekannt ist, die mit dem Risiko für eine intrazerebrale Blutung verbunden ist, sollten Sie diese regelmässig von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt kontrollieren lassen. Auch eine ausreichende Behandlung dieser Krankheit ist wichtig. So kann man eventuell noch einschreiten und eine Hirnblutung verhindern.
Verlauf und Prognose bei intrazerebraler Blutung
Der Verlauf und die Prognose bei einer intrazerebralen Blutung hängen immer vom Ausmass und dem Ort der Hirnblutung ab. Wenn Sie den Verdacht auf eine Hirnblutung bei sich oder einer anderen Person haben: Handeln Sie sofort und rufen Sie den notärztlichen Dienst unter 144. Je früher man die intrazerebrale Blutung erkennt, desto besser sind die Überlebenschancen und die Prognose.
Allerdings überleben viele Menschen eine spontane intrazerebrale Blutung nicht, weil sie massive Schäden im Gehirngewebe anrichtet. Etwa jede fünfte betroffene Person verstirbt binnen eines Tages. Die Sterblichkeitsrate innerhalb von 30 Tagen liegt bei etwa 40 Prozent. Nach einem Jahr sind etwa 50 Prozent der Patientinnen und Patienten nicht mehr am Leben. Allerdings erlangen auch einige Menschen nach einer intrazerebralen Blutung wieder ihre Unabhängigkeit und . Bei einer ungünstigen Prognose kann ein Gespräch mit der Familie der Patientinnen und Patienten folgen und es wird Palliative Care angewendet. Wenn nötig werden ebenfalls Kollegen und Kolleginnen des spezialisierten Zentrums miteinbezogen.
Es gibt einige Faktoren, die sich ungünstig auf die Prognose bei einer IZB auswirken, zum Beispiel:
- hohes Alter
- schlechter allgemeiner Gesundheitszustand
- Vergrösserung der Blutung innerhalb von 24 Stunden
- Einbruch der Blutung in die Ventrikel
- grosses Blutvolumen
- Behandlung mit Antikoagulanzien
- weitere intrazerebrale Schäden
Intrazerebrale Blutung: Behandlung muss schnell beginnen
Die Behandlung einer intrazerebralen Blutung muss so schnell wie möglich beginnen. Dann steigen die Überlebenschancen und die Folgeschäden lassen sich so gering wie möglich halten. Verständigen Sie daher schon beim geringsten Verdacht auf eine IZB den notärztlichen Dienst (unter 144). Es könnte das Leben der betroffenen Person retten.