Steissbeinfistel

Sinus pilonidalis, Pilonidalsinus, Steissbeindermoid, Sakraldermoid, Pilonidalzyste, Sakralzyste, Steissbeinabszess, Haarnestfistel oder Haarnest-Grübchen.

Ein Sinus pilonidalis ist eine Entzündung im Unterhautfettgewebe, deren Ursache eingedrungene, abgebrochene Haare sind. Meist entsteht die Steissbeinfistel im Bereich der Gesässfalte. Die Erkrankung kann ohne Symptome, aber auch akut mit Schmerzen sowie chronisch verlaufen. Der Pilonidalsinus betrifft besonders oft Männer.

Was ist ein Sinus pilonidalis?

Bei einem Sinus pilonidalis wachsen abgebrochene Haare in die Haut der Gesässfalte ein. Diese Falte befindet sich in der Steissbeinregion am Übergang vom Rücken zum Gesäss. Durch Druck und Bewegungen werden die Haare immer weiter ins Unterhautfettgewebe hineingetrieben. Sie kapseln sich ab und es bildet sich eine Zyste, die Entzündungen in der Haut hervorruft. Infiziert sich die Stelle um das Haar herum mit Bakterien, bildet sich ein eitriger Abszess, der mitunter sehr gross werden kann.

Viele Begriffe für ein Krankheitsbild – was ist was?

Das Krankheitsbild einer Entzündung durch eingedrungene Haare ins Unterhautfettgewebe hat viele verschiedene Namen. Medizinisch richtig sind die Bezeichnungen Sinus pilonidalis, Pilonidalsinus, Haarnestfistel oder Haarnest-Grübchen. Der letzte Begriff leitet sich aus dem Lateinischen ab: pilus (Haar), nidus (Nest) und sinus (Bucht). Diese drei Wörter beschreiben die Erkrankung im Grunde sehr gut.

Sinus pilonidalis kommt in drei Formen vor

Anfangs verursacht die Steissbeinfistel oft noch keine Beschwerden und bleibt daher unentdeckt. Ärztinnen und Ärzte bezeichnen dies als symptomfreien Sinus pilonidalis. Optisch ist an der Stelle, an der das Haar eingedrungen ist, nur eine kleine Öffnung erkennbar, die einer Pore ähnelt. Meist bilden sich ein bis zwei solcher Öffnungen. Diese Form kann über Monate, Jahre oder sogar lebenslang bestehen bleiben.

Breitet sich die Entzündung jedoch aus und infiziert sich das Gewebe, entsteht ein eitriger Abszess. Der Fachbegriff dafür ist akuter Sinus pilonidalis. Dann macht sich die Steissbeinfistel durch einige sehr unangenehme Symptome bemerkbar, allen voran durch Schmerzen und Schwellungen. Das Sitzen und Liegen auf dem Rücken ist dann kaum mehr möglich. Zudem bilden sich Fisteln. Das sind kleine Gänge in der Haut, die normalerweise dort nichts zu suchen haben. Sie bahnen sich ihren Weg zu anderen Geweben und Organen, verzweigen sich oft weitläufig und beinhalten in der Regel ein Sekret. Diese Flüssigkeit fliesst dann an unnormalen Stellen aus dem Körper.

Die Steissbeinfistel kann auch einen chronischen Verlauf nehmen (chronischer Sinus pilonidalis). Hier verspüren Betroffene zwar weniger Schmerzen, aber der Abszess sondert immer wieder Flüssigkeit ab, die mit Blut und Eiter vermengt ist.

Eine akute und chronische Steissbeinfistel wird durch eine Operation behandelt. Es gibt verschiedenste operative Möglichkeiten, mit denen Chirurginnen und Chirurgen Erfolge erzielen. Welches Verfahren zum Einsatz kommt, hängt von der Grösse und dem Ausmass der Steissbeinfistel ab.

Sinus pilonidalis – Häufigkeit und Alter

Der Sinus pilonidalis ist eine relativ häufige Erkrankung. In Westeuropa erkranken ungefähr 25 bis 30 von 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern daran. Doch die Erkrankungszahlen steigen aus unbekannten Gründen. Das Krankheitsbild tritt meist zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf. Männer sind mehr als doppelt so oft vom Pilonidalsinus betroffen wie Frauen.

Sinus pilonidalis: Ursachen und Risikofaktoren

Forscher gehen heute davon aus, dass der Sinus pilonidalis eine erworbene Erkrankung ist, die erst im Verlauf des Lebens auftritt. Dafür spricht auch die Tatsache, dass die Erkrankung nicht nur an der Steissbeinregion, sondern auch an anderen Stellen des Körpers auftritt. Beispiel sind der Bereich des Nabels, Brust, Penis oder die Zwischenfingerfalten bei Friseuren. Früher nahmen Ärztinnen und Ärzte an, dass Sinus pilonidalis auch angeboren sein könnte und die Fisteln schon durch einen Fehler im Entwicklungsprozess beim Ungeborenen angelegt sind. Diese Theorie ist jedoch weitgehend in den Hintergrund gerückt.

Steissbeinfistel – Ursachen sind eingedrungene Haare

Die Ursachen des Sinus pilonidalis sind abgebrochene Haare, die in die Haut an der Gesässfalte eindringen. Förderlich für das Eindringen bis ins Unterhautfettgewebe ist, dass die Hornschuppen der Haare als Widerhaken dienen. Der Druck auf die Haut beim Sitzen sowie Bewegungen sorgen dafür, dass die Haare immer weiter in die Haut getrieben werden und diese reizen. Die Haut reagiert auf die Haare wie auf einen Fremdkörper und löst eine Entzündung aus. Um die Haare herum bildet sich eine Zyste, die Haarbruchstücke, Granulationsgewebe (entsteht im Rahmen der Wundheilung) und abgestorbene Zellreste enthält. Manchmal bleibt es bei der Zyste, die keine Symptome verursacht. Asymptomatischer Sinus pilonidalis sagen Ärztinnen und Ärzte dazu.

In vielen Fällen infiziert sich die Zyste jedoch und es entsteht ein eitriger Abszess, der manchmal grössere Ausmasse annimmt (wie eine Pflaume oder Mandarine). Betroffene bemerken jedoch meist nicht, wie gross der Abszess im Unterhautfettgewebe tatsächlich ist. Zudem entstehen Fisteln, also unnatürliche Gänge im Gewebe. Diese bahnen sich in der Regel ihren Weg nach draussen und entleeren das eitrige, blutige Sekret, das aus dem Abszess stammt.

Risikofaktoren für Sinus pilonidalis

Wir kennen beziehungsweise diskutieren einige Risikofaktoren, die das Auftreten eines Sinus pilonidalis begünstigen. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Alter: Die Erkrankung tritt gehäuft bei Menschen zwischen 20 und 30 Jahren auf.
  • Familiäre Veranlagung: Einige Studien fanden eine familiäre Häufung der Erkrankung.
  • Starke Körperbehaarung: Die Wahrscheinlichkeit, dass Haare abbrechen, ist erhöht.
  • Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas), dickes Unterhautfettgewebe
  • Tiefe Gesässfalte, grosse Pobacken
  • Hauterkrankung Acne inversa
  • Starke Schweissproduktion, besonders in der Pubertät
  • Häufiges Sitzen im Alltag und Beruf, zum Beispiel am Schreibtisch, im Auto oder zu Hause
  • Tragen enger, luftundurchlässiger Kleidung
  • Mangelnde Körperhygiene, besonders im Analbereich

Symptome: Sinus pilonidalis kann sehr schmerzhaft werden

Ob und welche Symptome ein Sinus pilonidalis hervorruft, hängt von der Erscheinungsform ab. So gibt es auch eine Form, die keine Beschwerden hervorruft und daher oft unbemerkt bleibt (asymptomatischer Sinus pilonidalis). Manchmal entdecken Ärztinnen und Ärzte die Erkrankung zufällig. Eine Behandlung ist meist nicht nötig.

Oft infiziert sich die Zyste jedoch und es entsteht innerhalb weniger Tage ein Abszess, der unterschiedlich gross werden kann (akute Form).

Folgende Symptome können bei einem akuten Sinus pilonidalis auftreten:

  • Fieber, Schüttelfrost, allgemeines Krankheitsgefühl
  • Schmerzen im Bereich des Steissbeins, die manchmal sehr heftig ausfallen können – der Fistelgang ist verlegt und das Sekret staut sich.
  • Auf Druck reagiert die Haut an der betroffenen Stelle schmerzempfindlich.
  • Hautrötung
  • Hautschwellung oberhalb der Gesässfalte, die sich beim Draufdrücken weich anfühlt
  • Überwärmung der betroffenen Hautstelle
  • Absonderung von Eiter oder Blut aus einer kleinen Hautöffnung, das Sekret hat oft einen fauligen, üblen Geruch
  • Schmerzen beim Sitzen oder Liegen auf dem Rücken

Manchmal verläuft die Erkrankung auch chronisch. Typisch für einen chronischen Sinus pilonidalis sind folgende Symptome:

  • Schmerzen oder Schwellungen fehlen meist, weil der Fistelgang geöffnet ist und das Sekret abfliessen kann.
  • Aus einer kleinen Öffnung rinnt manchmal oder permanent eine Flüssigkeit nach draussen, die Blut und Eiter enthält.
  • Manche bemerken ein Druckgefühl, dessen Stärke variieren kann.

Suchen Sie bei Schmerzen, Hautveränderungen oder Flüssigkeitsabsonderungen in der Steissbeinregion immer eine Ärztin oder einen Arzt auf – auch, wenn es Ihnen vielleicht unangenehm erscheint. Sie oder er kann herausfinden, was hinter den Beschwerden steckt.

Sinus pilonidalis: Diagnose bei uns

Die akute Form des Sinus pilonidalis können wir oft schon auf einen Blick anhand des typischen Aussehens erkennen. Die Symptome, die Sie in einem Gespräch zu Ihrer Krankengeschichte (Anamnese) beschreiben, helfen uns bei der Einordnung. Auch eine vorwiegend sitzende Tätigkeit gibt uns Anhaltspunkte.

Bei einer körperlichen Untersuchung tasten wir die betroffene Region rund um die Gesässfalte und das Steissbein ab. So lässt sich erkennen, ob die Haut geschwollen und überwärmt ist oder schmerz- und druckempfindlich reagiert. Ausserdem sehen wir, ob bei vorsichtigem Druck Flüssigkeit, gemischt mit Eiter oder Blut, aus einer Öffnung fliesst.

Bei einer Blutuntersuchung zeigen sich Veränderungen, die auf eine Entzündung hindeuten: Erhöhte weisse Blutkörperchen, erhöhtes C-reaktives Protein (CRP, ein allgemeiner Entzündungsmarker) und eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit.

Für die Diagnose des Sinus pilonidalis genügen diese Untersuchungen in der Regel. Die Sondierung der Fistel mit einem speziellen, stumpfen Instrument (Knopfsonde) führen wir aufgrund der Schmerzen nur noch selten durch. Nicht nötig sind meist bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Computertomografie oder eine Magnetresonanztomografie.

Sinus pilonidalis: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Einem Sinus pilonidalis können Sie nicht wirklich vorbeugen. Dennoch sind einige Risikofaktoren bekannt, die Pilonidalsinus begünstigen. Und hier können Sie selbst etwas tun, um die Gefahr zu senken. Einige Tipps:

  • Vermeiden Sie langes Sitzen in Beruf und Alltag: Stehen Sie öfters auf und gehen einige Schritte zwischendurch. Manche Arbeiten lassen sich auch gut im Stehen erledigen. Ganz allgemein ist es ratsam, so viel Bewegung wie möglich in den Alltag zu integrieren.
  • Übergewicht abbauen: Versuchen Sie einige Kilos abzunehmen, wenn Sie übergewichtig oder fettleibig sind. Von einem gesünderen Körpergewicht profitiert Ihr gesamter Körper. Die besten Rezepte fürs Abnehmen sind eine gesunde Ernährung, viel Bewegung im Alltag und Sport. Am besten ist es natürlich, Übergewicht erst gar nicht entstehen zu lassen.
  • Achten Sie auf eine gute Körperhygiene, auch in der Analregion und Gesässfalte. Das gilt besonders, wenn Sie viel schwitzen.
  • Tragen Sie lockere, atmungsaktive Kleidung, damit sich der Schweiss nicht staut.
  • Bei starker Behaarung im Bereich des Steissbeins hilft eine regelmässige Rasur, um die Haare zu beseitigen. Alternativen könnten auch das Waxing oder die Haarentfernung mittels Laser sein.

Besondere Massnahmen zur Früherkennung der Steissbeinfistel gibt es nicht. Oft finden Ärztinnen und Ärzte die Erkrankung zufällig im Rahmen einer anderen Untersuchung, wenn sie keine Symptome verursacht.

Verlauf und Prognose bei Sinus pilonidalis

Der Verlauf und die Prognose bei einem Sinus pilonidalis können individuell sehr unterschiedlich sein. Manchmal verläuft die Erkrankung ohne Beschwerden und eine Behandlung ist in diesem Fall nicht nötig. Sie kann jedoch jederzeit in eine akute oder chronische Steissbeinfistel übergehen.

Bei der akuten und chronischen Form des Pilonidalsinus ist dagegen eine Operation unumgänglich. Und diese ist ganz allgemein mit einigen Risiken behaftet und kann Komplikationen nach sich ziehen:

  • Schmerzen nach dem Eingriff
  • Infektion der Operationswunde
  • Eingeschränkte Mobilität
  • Beeinträchtigungen im Alltag beim Sitzen oder Liegen

Meist dauert es – je nach Operationstechnik – einige Wochen oder sogar Monate, bis die Wunde nach der OP verheilt ist. Und manchmal kehrt der Sinus pilonidalis nach dem chirurgischen Eingriff wieder zurück.

Sinus pilonidalis: Behandlung meist mittels Operation

Die Behandlung hängt immer von der Form des Sinus pilonidalis ab. Wer keine Beschwerden verspürt (asymptomatische Form), muss sich auch nicht behandeln lassen. Allerdings kann sich daraus auch ein akuter oder chronischer Pilonidalsinus entwickeln, der sehr unangenehme Symptome verursacht. Um dies zu verhindern, sollten Sie besonders gut auf die Körperhygiene achten. Bei stärkerer Körperbehaarung entfernen Sie besser die Haare in diesem Bereich – am besten dauerhaft. So verhindern Sie schon im Ansatz, dass abgebrochene Haare in die Haut einwachsen können.

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