Tracheoösophageale Fisteln

Tracheoösophageale Fisteln sind Verbindungen zwischen der Luft- und Speiseröhre. Dadurch kann Speichel oder Nahrung in die Atemwege gelangen. Tracheoösophageale Fisteln können angeboren oder im Lauf des Lebens erworben sein. Die Beschwerden sind vielfältig und reichen von Hustenattacken beim Essen bis hin zur Lungenentzündung.

Überblick: Was sind tracheoösophageale Fisteln?

Tracheoösophageale Fisteln sind angeborene oder erworbene Gänge zwischen der Speiseröhre und der Luftröhre. Normalerweise sind keine Verbindungen zwischen diesen beiden Röhren vorhanden. Das Wort „tracheoösophageal“ ist aus zwei Begriffen zusammengesetzt: „Trachea“ ist die Luftröhre und „Ösophagus“ bedeutet Speiseröhre. Beide haben unterschiedliche Aufgaben: Durch die Speiseröhre gelangt die Nahrung in den Magen, während über die Luftröhre die lebenswichtige Atemluft in die Lunge strömt. Im Englischen heisst die Erkrankung „Tracheoesophageal Fistula“ oder einfach TEF.

Tracheoösophageale Fisteln können verschiedenste Ursachen haben. Manchmal sind sie angeboren und Babys kommen schon mit der „falschen“ Verbindung zur Welt. Manche Menschen erwerben den „Kurzschluss“ zwischen Luft- und Speiseröhre jedoch im Lauf ihres Lebens. Fisteln können zum Beispiel nach ärztlichen Eingriffen entstehen, aber auch im Rahmen bestimmter Krankheiten, Entzündungen oder Verletzungen der Luft- und Speiseröhre.

Die Symptome bei tracheoösophagealen Fisteln werden durch die Aspiration von Speichel oder Nahrung ausgelöst. Sie können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein und reichen von Hustenattacken bis hin zu einer Lungenentzündung. Die Behandlung richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Ärztinnen und Ärzte können tracheoösophageale Fisteln durch eine Operation oder mit Hilfe eines Stents (Gefässstütze) verschliessen.

Tracheoösophageale Fisteln – Häufigkeit und Alter

Tracheoösophageale Fisteln sind seltene Erkrankungen. Ihre Häufigkeit lässt sich nicht sicher beziffern, weil sie oft im Zusammenhang mit verschiedenen Erkrankungen oder ärztlichen Eingriffen vorkommen. Daher lässt sich auch kein bevorzugtes Erkrankungsalter festmachen.

Erworbene Fisteln werden am häufigsten bei Menschen gefunden, die unter Speiseröhrenkrebs leiden. Der Tumor dringt durch die Wand der Speiseröhre und Luftröhre hindurch und führt zur Bildung einer Verbindung.

Angeborene tracheoösophageale Fisteln sind dagegen gar nicht so selten. Ungefähr 1 von 2‘000 bis 4‘000 Neugeborenen kommt mit einer Fistel zur Welt.

Tracheoösophageale Fisteln: Ursachen sind vielfältig

Die Ursachen der tracheoösophagealen Fisteln können sehr unterschiedlich sein. Üblicherweise unterscheidet man zunächst danach, ob die Fisteln angeboren sind oder im Laufe des Lebens erworben wurden. Folgende Gründe können für die unnatürlichen Gänge zwischen der Luft- und Speiseröhre verantwortlich sein:

  • Angeborene Fisteln zwischen Luft- und Speiseröhre: Die Ursachen liegen in einer Fehlentwicklung im Mutterleib. Babys kommen schon mit der Fehlbildung zur Welt. Zusätzlich haben betroffene Babys oft noch ein weiteres Problem – die Ösophagusatresie (es gibt verschieden Formen). Dabei bildet sich die Speiseröhre nicht richtig aus. Sie besteht anschliessend aus zwei Teilen, die keine Verbindung miteinander haben. Aufgenommene Nahrung und Flüssigkeiten wie Milch gelangen somit nicht durch die Speiseröhre in den Magen, wie sie es eigentlich sollten. Weitere Anomalien können hinzukommen, etwa das Down-Syndrom (Trisomie 21) oder Herzfehler.
  • Ärztliche Eingriffe: Tracheoösophageale Fisteln können selten auch als Folge einer Komplikation nach Speiseröhren- oder Kehlkopfoperationen auftreten. „Iatrogen“ ist der Fachbegriff dafür, wenn die ärztliche Einwirkung Krankheiten hervorruft.
  • Auch durch eine Strahlentherapie, die oft bei einer Krebserkrankung wie Speiseröhren- oder Lungenkrebs zum Einsatz kommt, können sich tracheoösophageale Fisteln bilden.
  • Infektionen, zum Beispiel Tuberkulose (Mycobacterium tuberculosis) oder schwere Entzündungen, die das Gewebe untergehen und absterben lassen (Nekrosen).
  • Krebserkrankungen, beispielsweise Speiseröhren-, Lungen- oder Lymphdrüsenkrebs (Lymphome)
  • Mechanische Ursachen: Langzeitbeatmung, Fremdkörper oder Verletzungen der Luft- und Speiseröhre

Symptome: Tracheoösophageale Fisteln lösen verschiedene Beschwerden aus

Die Symptome bei tracheoösophagealen Fisteln können sehr unterschiedlich ausfallen – je nach Ursache. Beim Schlucken kann jedenfalls über die Fistel Flüssigkeit oder Nahrung von der Speiseröhre in die Luftröhre übergehen – und somit auch in die Lunge gelangen. Dort entstehen dann verschiedene Probleme – oft eine Lungenentzündung.

  • Angeborene tracheoösophageale Fisteln und Ösophagusatresie: Typische Symptome sind weisse Schaumbläschen vor dem Mund, Husten oder Würgen beim Füttern, Erbrechen, Blaufärbung der Haut (Zyanose) – besonders beim Füttern – und Atemnot; die Symptome zeigen sich gleich nach der Geburt.
  • Hustenattacken nach dem Essen – manchmal husten betroffene Personen die Nahrung wieder hoch.
  • Fieber und andere Symptome einer Lungenentzündung, etwa eine flache, schnelle Atmung, Brustschmerzen und Atemnot
  • Bei Langzeitbeatmung: Die Menge an Lungensekret nimmt massiv zu, in die Lunge dringen feste oder flüssige Substanzen ein und es kann zur Lungenentzündung (Pneumonie) kommen. Zudem kann der Bauch aufgebläht sein, weil sich Luft ansammelt. Darüber hinaus können Inhalte aus dem Magen-Darm-Trakt in die Atemwege eindringen.

Tracheoösophageale Fisteln: Diagnose bei uns

Die Diagnose der tracheoösophagealen Fisteln beginnt immer (wenn möglich) mit dem Gespräch zur Krankengeschichte, der Anamnese. Bei betroffenen Kindern befragen wir immer die Eltern. Folgende Fragen sind unter anderem für uns interessant:

  • Welche Symptome haben Sie und seit wann bestehen sie?
  • Wie ausgeprägt sind Ihre Beschwerden?
  • Verstärken sich die Symptome in bestimmten Situationen, etwa nach dem Essen?
  • Sind Krankheiten bei Ihnen bekannt, zum Beispiel eine Krebserkrankung oder Infektionen?
  • Haben Sie sich kürzlich einem ärztlichen Eingriff unterzogen, zum Beispiel einer Operation an der Speiseröhre oder am Kehlkopf?
  • Haben Sie in der Vergangenheit eine Bestrahlung erhalten?

Ihre Antworten liefern uns erste Hinweise auf die Ursache der Symptome. Meist folgt eine körperliche Untersuchung, bei der wir zum Beispiel den Bereich von Hals und Brustkorb abtasten. Anschliessend setzen wir in der Regel bildgebende Verfahren ein, um möglichen tracheoösophagealen Fisteln auf die Spur zu kommen. Die wichtigsten Untersuchungsmethoden sind:

  • Ösophaguspassage mit Kontrastmittel: Dabei trinken Sie ein Kontrastmittel und der Radiologe fertigt eine Röntgenaufnahme an. So lassen sich die Speiseröhre und der Übergang von der Speiseröhre in den Magen darstellen. Wir können mögliche Fisteln oder undichte Stellen nach einem operativen Eingriff aufdecken. Die Untersuchungsmethode heisst auch Ösophagusbreischluck.
  • Ösophagoskopie und Tracheobronchoskopie (Spiegelung von Speiseröhre und Lunge): Sehr zuverlässig lassen sich Fisteln durch eine endoskopische Untersuchung der Speiseröhre und Atemwege diagnostizieren. Im Rahmen dieser Untersuchungen können wir zudem Gewebeproben entnehmen. Eine Pathologin oder ein Pathologe analysiert die Zellen anschliessend unter dem Mikroskop – gutartige Zellen lassen sich so von Krebszellen abgrenzen. Auch eventuell vorhandene Keime lassen sich in den entnommenen Proben nachweisen.
  • Computertomografie (CT): Bei dieser Röntgenuntersuchung werden detaillierte Schichtbilder erzeugt und der Körper in „Scheibchen“ abgebildet. Fisteln sind im CT zwar weniger gut erkennbar, aber bei Verdacht auf einen Tumor ist die Untersuchung hilfreich. Die CT-Bilder zeigen zudem, wie weit sich der Tumor ausgebreitet hat und in welchem Stadium er ist.

Tracheoösophageale Fisteln: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Besondere Massnahmen zur Vorbeugung und Früherkennung von tracheoösophageale Fisteln gibt es nicht. Grundsätzlich gilt: Holen Sie immer ärztlichen Rat ein, wenn Sie ungewöhnliche Symptome bei sich feststellen.

Manchmal sind Infektionen mit Bakterien (z.B. Tuberkulose) Auslöser von tracheoösophagealen Fisteln. Ganz allgemein können Sie Infektionen vorbeugen, indem Sie auf eine ausreichende Hygiene achten und so die Ansteckungsgefahr vermindern. Waschen Sie sich zum Beispiel regelmässig und gründlich die Hände.

Zudem schützt ein starkes Immunsystem vor Infektionskrankheiten. Ihre Abwehrkräfte können Sie schlagkräftiger machen, wenn Sie:

  • auf das Rauchen verzichten
  • nur mässig Alkohol trinken
  • sich gesund ernähren (viel Obst und Gemüse)
  • für viel Bewegung sorgen
  • den Stress in Alltag und Beruf vermindern

Diese Massnahmen können auch bis zu einem gewissen Mass vor einer Krebserkrankung schützen, zum Beispiel vor Speiseröhren- oder Lungenkrebs. Alkohol und Rauchen spielen bei beiden Krebsarten eine wesentliche Rolle.

Verlauf und Prognose bei tracheoösophagealen Fisteln

Der Verlauf und die Prognose von tracheoösophagealen Fisteln lassen sich nicht allgemein vorhersagen. Beide hängen immer von der Ursache und der Behandlung ab. Allerdings ist die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten mit Fisteln zwischen der Luft- und Speiseröhre oft erheblich eingeschränkt. Ohne ausreichende Behandlung sinkt auch die Lebenserwartung.

Bei Fisteln, die nicht im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung stehen, ist die Behandlung oft erfolgreich, wenn wir sie rechtzeitig diagnostizieren. Bei Fisteln, die im Rahmen einer Krebserkrankung entstehen, beträgt die Überlebenszeit dagegen oft nur einige Wochen bis Monate.

Babys mit angeborenen tracheoösophagealen Fisteln haben nach einer Operation eine sehr gute Prognose.

Tracheoösophageale Fisteln: Behandlung hängt von der Ursache ab

Die Therapie bei tracheoösophagealen Fisteln richtet sich immer nach der jeweiligen Ursache.