Sich am Leben zu freuen, die Hoffnung bewahren und sich gleichzeitig mit dem Tod zu versöhnen – das ist eine der schwierigsten Aufgaben, wenn die Krankheit aller Voraussicht nach unheilbar ist.
Der Moment, in dem klar wird, dass die Krebserkrankung mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht mehr heilbar ist, ist für die meisten Menschen ein massiver Einschnitt. Manche Patienten haben diesen Moment als «Sturz aus der Wirklichkeit» beschrieben.
Gefühle von Angst, Zorn, Enttäuschung, tiefer Verzweiflung, Ohnmacht, Trauer und wechseln sich ab mit Momenten der Hoffnung, der Schicksalsergebenheit oder auch des Nicht-Wahrhaben-Wollens. Zukunftspläne und Perspektiven sind vorerst zerstört, gewohnte Tagesabläufe und Kontakte mit vertrauten Menschen können sich krankheitsbedingt ändern und völlig neue Fragen auftreten.
Es gibt kein «richtig» oder «falsch»
In dieser Situation gibt es kein Patentrezept und kein «richtig» oder «falsch». Zu individuell sind die Lebensgeschichten, zu unterschiedlich sind wir als Menschen mit unseren Werten und Bedürfnissen, die sich im weiteren Verlauf auch ändern können.
«Ich spürte den Druck, zu «kämpfen» und nicht zu früh aufzugeben. Aber keine der Therapien führte zur Heilung», schrieb beispielsweise eine schwer krebskranke Frau in einer Ärztezeitschrift. Sie entschied, ihre Lebensqualität stärker zu gewichten als die kleine Hoffnung auf eine Heilung.
«Indem ich diese Entscheidung traf, hatte ich wieder das Gefühl, Kontrolle über die Dinge zu gewinnen. Meine Zeit ist wertvoll und es gibt noch so viel, das ich geniesse – im Garten zu sein, die Vögel zwitschern zu hören und Zeit mit meinem Partner, meinen Freunden, der Familie und der Katze zu verbringen. Ich habe auch begonnen, die Sterne zu betrachten …».
Lebensqualität und Lebenszeit
Anderen Menschen ist es wichtig, so lange wie möglich zu leben und alle medizinisch sinnvollen Behandlungen zu erhalten, eventuell auch an Studien von neuen, noch nicht zugelassenen Therapien teilzunehmen, in der Hoffnung auf eine Lebenszeitverlängerung.
Beide Wege – und auch die unzähligen dazwischen – sind legitim und individuell. Solche weitreichenden Entscheidungen trifft man besser bewusst und überlegt. Die sorgfältige Aufklärung durch einen Arzt, dem man vertraut, bildet dafür ein wichtiges Fundament. Oft ist es auch hilfreich, sich mit den engen Angehörigen auszutauschen.
Ändern sich die äussere Situation oder Ihre inneren Werthaltungen, können Sie Ihre Entscheidungen überprüfen und gegebenenfalls anpassen.