Viele Allergien zeigen sich auf der Haut. Claudia Lang, Oberärztin auf der Allergiestation der Dermatologischen Klinik des USZ, erklärt, was Allergien dort verursachen können – und warum deren Ursache nicht immer so einfach herauszufinden ist.
Den Begriff Hautallergie verwenden wir in der Dermato-Allergologie nicht, weil sich eine Allergie nicht auf ein bestimmtes Organ bezieht. Wir sprechen ja auch nicht von einer Nasenallergie beim Heuschnupfen. Wenn von Hautallergie gesprochen wird, handelt es sich um Allergien, die eine Hautreaktion auslösen.
Ja, das Immunsystem ist lernfähig und weiss normalerweise, welche Fremdstoffe schädlich sind und welche nicht. Bei einer Allergie funktioniert diese Unterscheidung aber nicht mehr richtig. Die Folge ist, dass der Körper fälschlicherweise eine Immunantwort auslöst auf Stoffe, die eigentlich vertragen werden sollten. Oft gehen die Reaktionen auf der Haut einher mit anderen Beschwerden – etwa Durchfall oder Atemnot. Auf der Haut selbst kann es dann brennen und jucken, oder es kommt zu Rötungen, Schwellungen oder Quaddeln.
Das sind Hautschwellungen der oberen Hautschicht. Sie sehen aus wie Haut, die mit Brennnesseln in Kontakt gekommen ist.
Da differenzieren wir zwischen unterschiedlichen Formen. Ganz grob kann man unterscheiden zwischen Nesselfieber, Schwellungen, ekzematösen Kontaktallergien und Arzneimittelreaktionen. Beim Nesselfieber kommt die Reaktion in Form von Quaddeln auf der Haut – und zwar sofort nach dem Kontakt mit dem Allergen, also dem Stoff, der die Allergie auslöst. Dabei kann es sich zum Beispiel um Nahrungsmittel handeln, um Medikamente oder Insektenstiche.
Da können Tage vergehen, bis es Probleme gibt. Das Allergen hat immer wieder direkten Kontakt mit der Haut und führt mit der Zeit zu einem Ekzem. Nickel in Schmuck ist hier ein Thema, aber auch Parfüm, Kosmetika oder Malerfarben.
Ja, das kommt immer wieder vor. Dann befragen wir die Patienten nach ihren Lebensumständen bei der Arbeit oder zu Hause und machen entsprechende Tests. Manchmal ist für mich als Ärztin buchstäblich detektivischer Spürsinn gefragt.
Wir hatten eine Patientin, die beim Trinken von Orangensaft Nesselfieber bekam. Des Rätsels Lösung lag nach vielen Tests und langen Untersuchungen im Umstand, dass die im Saft verwendeten Orangenschalen mit einem Überzugsmittel gewachst wurden, das bestimmte Insekten enthielt, die mit Milben kreuzallergisch reagieren. Die Patientin hatte nämlich auch eine ausgeprägte Milbenallergie.
Wenn das Allergen bekannt ist, sollten es die Betroffenen meiden. Das ist aber nicht immer so einfach. Wer zum Beispiel schon auf Spuren von Sellerie allergisch reagiert, hat es schwer, weil Sellerie in allen möglichen Lebensmitteln vorkommt – auch in Salatsaucen oder Gewürzmischungen. Eine akute allergische Reaktion wird in der Regel mit Antihistaminika, Kortison oder in schweren Fällen mit Adrenalin behandelt. Diese drei Medikamente tragen starke Allergiker immer mit sich in einem Notfallset. Für den Heuschnupfen ist eine Desensibilisierungstherapie möglich. Kontaktallergien werden meistens kurzzeitig mit Kortisonsalben behandelt.
Oberärztin, Dermatologische Klinik