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Prostatakrebs: Bessere Früherkennung dank neuem Test

Zuletzt aktualisiert am 08. Januar 2024 Erstmals publiziert am 20. Januar 2023

Als erstes Spital in der Schweiz bietet das USZ einen neuen, auf genetischen Biomarkern basierenden Bluttest an, der die Früherkennung von aggressivem Prostatakrebs entscheidend verbessert. Mehrere wissenschaftliche Studien mit insgesamt über 75'000 Teilnehmern belegen die hohe Genauigkeit des seit 2017 in Schweden und Norwegen angewandten Tests.

Prostatakrebs ist in der Schweiz der häufigste Krebs bei Männern. Durch die zunehmende Überalterung nehmen die Fälle zudem stetig zu. Eine Früherkennung, zum Beispiel im Rahmen einer regelmässigen Krebsvorsorge, ist wichtig. Sie erhöht die Chancen, aggressive Tumore erfolgreich zu behandeln und im Idealfall den Krebs zu heilen.

PSA und DRU: die Nachteile der aktuellen Diagnose-Routine

Seit Jahren sind im urologischen Alltag der PSA-Wert und die digitale rektale Untersuchung (DRU) die Basis der Prostatakrebsvorsorge. Beide Methoden werden wissenschaftlich intensiv diskutiert. Der PSA-Wert ist kein spezifischer Krebsmarker und kann durch eine Vielzahl von Faktoren (Geschlechtsverkehr, Velotouren, Entzündungen, gutartige Vergrösserung der Prostata, bestimmte Medikamente, TUR-P) beeinflusst werden. Auch beim Prostatakarzinom ist der PSA-Wert erhöht.

Stockholm3-Test: Neue Biomarker ermöglichen mehr Präzision

Bereits 2022 wurde in der EU auf politischer Ebene empfohlen, neue vielversprechende Tests in Screening-Programme zu implementieren. Zu diesen Tests gehört der Stockholm3-Test, der am renommierten Karolinska-Institut in Schweden entwickelt wurde. Er wird in Skandinavien seit 2017 für die Prostatakrebsfrüherkennung angewendet. Mittlerweile wird er auch in den schwedischen Guidelines für Prostatakrebs empfohlen.

Der Stockholm3-Test verbessert die Präzision der Diagnose gegenüber dem PSA-Screening und auch gegenüber dem Rotterdam Prostate Cancer Risk Calculator (RPCRC) erheblich: Durch den neuen Test werden im Vergleich 89% (Viste et al., 2020) mehr Fälle von aggressiven Prostatakrebs gefunden, bei gleichzeitiger Reduktion unnötiger Prostatabiopsien um 76% (Eklund et al., 2019). Der Erfolg des innovativen Tests wurde in zahlreichen Studien mit insgesamt über 75‘000 Teilnehmern gezeigt. Fünf internationale Preise führender onkologischer Zeitschriften und urologischer Fachgesellschaften untermauern den medizinischen Nutzen des neuen Testverfahrens.

So funktioniert der neue Test

Der innovative Bluttest errechnet einen STHLM3-Wert aus einer Kombination von Plasmaproteinen, genetischen Polymorphismen und klinischen Variablen, um das Prostatakrebsrisiko einzuschätzen.

Mit dem Wert der Risikoeinschätzung erhält der Arzt oder die Ärztin auch eine Empfehlung, ob weitere Abklärungen wie Prostatabiospie oder/und MRI notwendig sind. Neben der Prostatakrebsdiagnose kann der Test auch anzeigen, ob ein aggressiver Krebs vorliegt und eine aktive Behandlung schnellstmöglich gestartet werden sollte. Weitere genetische Stratifizierungen am entnommenen Prostatagewebe mit anderen am USZ erhältlichen Tests können die Therapieoptionen weiter personalisieren.

Wie können Sie als Zuweisende das neue Prostatakrebs-Screening am USZ nutzen?

Der neue Test wird für Männer im Alter von 45 bis 75 Jahren empfohlen. Er wird nur zur Früherkennung und zur Erstdiagnose eingesetzt, nicht aber, wenn bereits ein Prostatakrebs detektiert wurde. Patienten in der Krebsvorsorge oder mit Verdacht auf Prostatakrebs können an die Klinik für Urologie überwiesen werden. Nach einer Konsultation durch unsere Urologinnen oder Urologen geben wir den Bluttest in Auftrag. Hierfür wird dem Patienten einmalig Blut entnommen und dieses ans zuständige Labor zur Analyse versandt. Das Ergebnis liegt dem USZ in der Regel innerhalb von 3 Wochen nach Versand vor und wird am USZ mit dem Patienten besprochen. Die Laborkosten für den Test übernimmt das Spital im Rahmen einer Innovationsförderung.

Sie haben noch Fragen?

Sie können uns gerne kontaktieren, sollten Sie noch Fragen zum Test und der Diagnostizierung Ihrer Patienten haben.

Für Zuweisende

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Universitätsspital Zürich
Klinik für Urologie
Frauenklinikstrasse 10
8091 Zürich

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Verantwortliche Kaderarzt

Daniel Eberli, Prof. Dr. Dr. med.

Klinikdirektor, Klinik für Urologie

Tel. +41 44 255 54 01
Spezialgebiete: Prostatakarzinom: 3D Prostatabiopsien (MRI-Fusion, Stereotaktisch), DaVinci Robotik und Laparoskopie, HIFU (High Intensity Focused Ultrasound), Robotische Chirurgie (Niere und Blase), Therapie der gutartigen Prostatavergrösserung

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