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Schmerztherapie: Warum tut das so weh?

Zuletzt aktualisiert am 16. März 2021 Erstmals publiziert am 17. Dezember 2019

Wir alle leiden regelmässig unter Schmerzen. Nicht immer ist klar, woher sie stammen. Moderne Therapien können aber auch dann wirksam sein, wenn der Auslöser des Schmerzes unbekannt ist. Voraussetzung ist in jedem Fall eine genaue Abklärung.

Der Kopf, das Knie, der Rücken. Muskeln, Gelenke, Knochen: Die Liste, was und wo es überall weh tun kann, liesse sich beliebig lange fortführen. Wir alle wissen aus eigener Erfahrung, wie sich Schmerz anfühlt. Die meisten von uns könnten gerne darauf verzichten. Doch aus medizinischer Sicht sind Schmerzen lebenswichtig. Es handelt sich um Warnsignale des Körpers, die uns die Gelegenheit geben, uns zu schützen. Legen wir etwa die Hand auf eine heisse Herdplatte, werden wir sie sofort zurückziehen.

Dieser „normale Schmerz“, den wir alle kennen, wird in der Fachwelt nozizeptiver Schmerz genannt. Er entsteht durch Verletzungen von aussen. Schmerzrezeptoren übermitteln die Reize ins zentrale Nervensystem. Dort werden sie mit Gedanken und Emotionen assoziiert – worauf wir sie als unangenehme Empfindung wahrnehmen.

Es gibt aber auch Schmerzen, die ohne die Aktivierung von Schmerzrezeptoren entstehen – direkt an der Nervenbahn selbst. „Eine Nervenfaser kann selbständig Schmerzsignale generieren“, erklärt Oberarzt Jürg Schliessbach, Leiter des Schmerzambulatoriums am Universitätsspital Zürich. In diesem Fall spricht man von neuropathischen Schmerzen. Diese können an unterschiedlichen Stellen im Nervensystem entstehen, werden jedoch teilweise in anderen Körperteilen empfunden.

In der Realität lassen sich Schmerzpatienten aber oft nicht in die eine oder andere Kategorie einteilen. Woher die Schmerzen stammen, bleibt häufig unklar. Fachleute vermuten, dass in vielen Fällen vergangene Verletzungen oder Traumen dafür verantwortlich sind. Obwohl diese bereits abgeklungen und nicht mehr nachweisbar sind, könnten sie das Nervensystem nachhaltig verändert haben. So gibt es Indizien, dass wir noch lange nach einer Verletzung empfindlicher auf Reize reagieren als davor – und Schmerzen entsprechend stärker wahrnehmen.

Nerven blockieren oder ablenken

Für schmerzgeplagte Patienten gibt es eine gute Nachricht: Moderne Behandlungen können wirksam sein, selbst wenn der Auslöser des Schmerzes nicht bekannt ist. Denn Schmerzen werden heute nicht mehr nur als Symptom, sondern als Mechanismus bekämpft. So gibt es zum Beispiel Wege, gezielt jene Nerven zu blockieren oder gar dauerhaft zu unterbrechen, die den Schmerz verursachen. Mit der sogenannten Neuromodulation wiederum wird versucht, die Nerven mit Hilfe von elektrischen Impulsen „abzulenken“, so dass der Schmerz von anderen Reizen überlagert wird.

Meist ist es aber nicht eine einzige Behandlung, welche gegen die Schmerzen hilft. Die richtige Schmerztherapie ist in der Regel eine Kombination aus unterschiedlichen Methoden. Dazu gehören auch klassischere Behandlungen wie Physiotherapie, Psychotherapie oder Radiotherapie (bei Tumorerkrankungen). Voraussetzung für den Erfolg jeder Schmerztherapie ist eine genaue Abklärung. Am Schmerzambulatorium des Universitätsspitals Zürich können sich Patientinnen und Patienten von interdisziplinär zusammenarbeitenden Spezialisten untersuchen, beraten und behandeln lassen.

Kontakt Schmerzambulatorium

Anmeldung und Auskunft

Tel. +41 44 255 40 85