Entzündliche Darmerkrankungen breiten sich immer weiter aus. Prof. Gerhard Rogler vom UniversitätsSpital Zürich und seinen Kolleginnen und Kollegen in der ganzen Schweiz stehen in den nächsten zwei Jahren zusätzliche 3,8 Millionen Franken des Schweizerischen Nationalfonds zur Verfügung, um die komplexen Ursachen der Zivilisationskrankheit weiter aufzuschlüsseln.
Durchfall, Bauchschmerzen, übelkeit, Darmblutungen und Kraftlosigkeit – die rund 15‘000 Patienten in der Schweiz, welche an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen leiden, wissen aus eigener Erfahrung, wie sich diese Symptome anfühlen. Die Krankheit, abgekürzt auch CED oder in Englisch «Inflammatory Bowel Disease» (IBD) genannt, betrifft vorwiegend junge Menschen und breitet sich immer weiter aus. Weltweit leiden heute 2,5 Millionen Menschen an den beiden häufigsten Formen von CED – der chronischen Entzündungen des ganzen Darmes (Morbus Crohn) und des Dickdarmes (Colitis ulcerosa).
100 Gastroenterologen und 3000 Patienten beteiligt
Die Ausbreitung von CED dürfte mit den erhöhten Hygienestandards der westlichen Welt zu tun haben. Viele Zusammenhänge bei der Entstehung der Krankheit bleiben jedoch bis heute ein Rätsel. Die «Swiss IBD Cohort Study» (SIBDC) möchte Licht ins Dunkeln bringen und erforscht deshalb die komplexen Ursachen von CED. Rund 100 Gastroenterologen und mehr als 3000 betroffene Patienten haben sich bisher an der Langzeitstudie beteiligt – Letztere nicht zuletzt dank der Unterstützung der Schweizerischen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa-Vereinigung (SMCCV). Nachdem der Schweizerische Nationalfonds die Kohortenstudie seit 2005 mit über 8,8 Millionen Franken unterstützte, stehen nun in den nächsten zwei Jahren zusätzliche 3,8 Millionen Franken zur Erforschung der Zivilisationskrankheit zur Verfügung.
Chronisch entzündliche Darmerkrankungen werden durch Umweltfaktoren ausgelöst, aber jeder Mensch besitzt gleichzeitig auch ein bestimmtes genetisches Risiko, daran zu erkranken. Im besseren Verständnis der Wechselwirkungen von Umweltfaktoren mit bestimmten Genen des Immunsystems liegt der Schlüssel, um erfolgreiche Therapien zu entwickeln. «Je mehr Zusammenhänge bekannt sind, desto besser können Patienten zum Beispiel Entzündungsschübe verhindern – etwa, indem sie die Risiken, die zu einer Verschlechterung des Krankheitsverlaufs führen, vermeiden», sagt Prof. Gerhard Rogler, Studienleiter und Leitender Arzt an der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie am UniversitätsSpital Zürich.
Darmflora in der Hauptrolle
Bereits haben die Forscher diverse psychosoziale und klinische Daten ausgewertet und die Patienten hinsichtlich ihrer genetischen Risikofaktoren charakterisiert. Dabei konnten sie wichtige Erkenntnisse gewinnen: So führen etwa Stress und psychische Belastungen zu einem schlechteren Krankheitsverlauf. Darüber hinaus konnte das Projektteam der SIBDC zeigen, dass Flugreisen und Höhenaufenthalte über 2000 m zu Entzündungsschüben führen können.
Im nächsten Schritt geht es nun darum, detailliert zu untersuchen, welche weiteren Umweltfaktoren die Erkrankung beeinflussen. Insbesondere soll genauer erforscht werden, wie die Umwelt die Zusammensetzung der Darmflora der Patienten verändert und hierüber zur Entzündung beiträgt. Die Darmflora scheint als Vermittler zwischen Umwelt und Immunsystem zu fungieren, weshalb ihr bei der Therapierung aber auch bei der Auslösung von Darmentzündungen eine zentrale Rolle zukommt.
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Ansprechpartner für die Medien:
Prof. Gerhard Rogler
Leitender Arzt, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, UniversitätsSpital Zürich
Tel.: +41 44 255 94 77
E-Mail: gerhard.rogler@usz.ch