Story

Auf dem Weg zum Traumberuf

Zuletzt aktualisiert am 02. Juni 2023 Erstmals publiziert am 14. Mai 2020

Philip Thompson arbeitet seit fünf Jahren im Spital. Über Umwege hat er zu einem Beruf gefunden, der ihn erfüllt und der zu ihm passt.

Als Kind wollte ich Tänzer werden. Als die Frage aufkam, ob ich eine Lehre machen oder Tänzer werden soll, habe ich mich für eine Lehre als Coiffeur entschieden. Meine Mutter war schon Coiffeuse, meine Grossmutter auch, es lag nahe. Schon im zweiten Lehrjahr aber habe ich gemerkt, dass ich die Lehre zwar abschliessen würde, aber nicht auf dem Beruf weiterarbeiten wollte. Ich sah meine Kollegen, die in ihrer Arbeit aufgegangen sind, ich aber konnte keine Leidenschaft dafür entwickeln. Es hat mir gefallen, mich mit meinen Kundinnen auszutauschen, das alleine hat aber nicht gereicht. Nach meiner Lehre habe ich mich damit befasst, wohin nun denn mein Weg gehen sollte. Ich habe mich intensiv mit der Ausbildung zum Maskenbildner befasst und dabei bemerkt, dass dieser Beruf doch nicht mein Ziel ist. Sport und Bewegung waren bis anhin ein stetiger Begleiter daher vielleicht Bewegungstherapeut? Ich wusste es nicht. Über eine Freundin, die damals Psychologie studierte, bin ich auf die Pflegeberufe gestossen. Da habe ich zum ersten Mal realisiert, was eine Pflegefachperson eigentlich alles macht, wie vielfältig die Ausbildung ist und in wie viele Richtungen man sich entwickeln kann.

Spontan habe ich mich am ZAG für einen Eignungstest angemeldet. Das Resultat hat mich darin bestärkt, auf diesem Weg weiterzugehen. Eine Woche vor Beginn der Schule habe ich den Ausbildungsplatz am USZ bekommen. Vom ersten Tag an hat mir meine Arbeit gut gefallen.

Ein grossartiges Team

Warum arbeite ich so gern im Spital? Früher habe ich gedacht, ich wolle den Menschen etwas geben, heute weiss ich, dass ich diesen Beruf in erster Linie für mich selbst mache. Es ist herausfordernd, jeweils mit fremden Menschen – denn das sind die Patientinnen und Patienten, wenn sie zu uns kommen – eine persönliche Beziehung aufzubauen. Viele unserer Patienten sind sehr krank und unterschiedlich lang bei uns. Ich will ihnen Hoffnung geben und ihnen dabei helfen, den Fortschritt zu sehen, den sie während der Behandlung machen. Wenn das gelingt, macht mich das glücklich. Glücklich macht mich auch, in einem grossartigen Team zu arbeiten. Wir unterstützen uns gegenseitig, wir sprechen über Dinge, die uns belasten und gehen nach der Arbeit auch mal zusammen auf ein Glas.

Leiden Menschen an einer Beeinträchtigung ihrer Gesundheit, sei es vorübergehend oder chronisch, hat das immer einen Einfluss auf ihr Verhalten – davon bin ich überzeugt. Auch aggressives Verhalten kann Ausdruck von Angst oder Hilflosigkeit sein. Ungeduldige oder fordernde Patienten sind nicht immer einfach. Heute kann ich viel besser mit diesen Emotionen umgehen und nehme das Verhalten nicht persönlich. Mein Team fängt mich in schwierigen Situation auf und unterstützt mich. Wenn ich zu Hause bin, ist meine Arbeit weit weg. Ich schalte dann ab, beim Klavierspielen oder Zeichnen.

Ich habe in den letzten Wochen in einer COVID-Abteilung gearbeitet. Gross Angst mich anzustecken, hatte ich nie. Wir wissen ja, wo wir arbeiten und wie wir uns vor einer Ansteckung schützen müssen. Dennoch war die psychische Belastung in den letzten Wochen gross. Wir wussten nie, ob es nun zu einer grossen Welle von COVID-19-Patienten kommen würde oder nicht. Das ewige Warten wurde zunehmend nervenaufreibend. Werden wir an unsere Grenzen stossen? Im Team konnten wir über diese Ängste sprechen.

Wo ich in ein paar Jahren stehe? Gerne wäre ich Berufsbildner und ich könnte mir auch vorstellen, später einmal Berufsschullehrer für Pflegefachberufe zu werden. Auch nach fünf Jahren in der Pflege fühlt es sich für mich immer noch sehr gut an. Was ich mache, macht mich glücklich.

Wie Pflege heute aussieht, was sie leistet und wie vielfältig sie ist, werden wir Ihnen in den kommenden Wochen in verschiedenen Beiträgen online und offline vorstellen. Wir wissen weiter – auch in der Pflege.