Medienmitteilung

Wegweisende Studie des UniversitätsSpitals Zürich schützt Herzinsuffizienz-Patienten

Zuletzt aktualisiert am 08. Februar 2022 Erstmals publiziert am 03. September 2013

Als Ergebnis einer von Kardiologen des UniversitätsSpitals Zürich geleiteten weltweiten Multi-Center-Studie ändern sich die Behandlungsrichtlinien für Patienten mit Herzinsuffizienz. Die Studie zeigt, dass die Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT) bei gewissen Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz nicht zu einer Verbesserung der Symptome führt. Das renommierte New England Journal of Medicine veröffentlicht heute die Studienergebnisse.

Die EchoCRT-Studie wurde im Jahr 2008 von den am UniversitätsSpital Zürich tätigen Kardiologen Prof. Frank Ruschitzka und Dr. Johannes Holzmeister initiiert. Anlass war die verbreitete Verwendung von CRT-Geräten ausserhalb der Zulassung (Off-Label-Use). Üblicherweise werden die Schrittmacher nur Herzinsuffizienz-Patienten mit einem breiten QRS-Komplex von über 120 Millisekunden implantiert. Vielerorts erhalten jedoch auch Patienten mit schmalem QRS-Komplex die Geräte. Der QRS-Komplex bezeichnet eine Gruppe von Ausschlägen im EKG, die Dauer beträgt normalerweise zwischen 80 und 120 Millisekunden.

Frühere Studien mit kleiner Probandenanzahl suggerierten, dass das Implantieren der Geräte auch bei Patienten mit schmalem QRS die Symptome der Herzschwäche wie Kurzatmigkeit, Leistungsschwäche und Müdigkeit lindert. Obwohl sich aus diesen Studien keine definitiven Schlussfolgerungen ziehen lassen, wurden in der Folge auch diesen Patienten die Schrittmacher eingesetzt. Johannes Holzmeister erklärt: «Bei vielen dieser Patienten wirkt die medikamentöse Therapie nicht. Sie haben jedoch keine weitere Möglichkeit, die vorhandenen Symptome zu mildern, welche die Lebensqualität sehr einschränken. Man erhoffte sich von einer gross angelegten Studie den Beweis, dass die CRT-Geräte auch bei ihnen zu einer Linderung führen.»

Diese Hoffnung wurde nun zerschlagen. Der Einsatz eines CRT-Gerätes bei Patienten mit einem schmalen QRS-Komplex von weniger als 130 Millisekunden führt nicht etwa zur Linderung der Beschwerden, sondern verschlimmert sie, wie die Ergebnisse der Studie zeigen. Erstmals gelingt es damit einem Forscherteam, für die Anwendung von CRT-Devices eine klare Aussage zu machen. Frank Ruschitzka betont: «Dieses Ergebnis ist ein durchschlagender Beitrag zur Patientensicherheit. Es wird die Behandlungsrichtlinien weltweit prägen. Wir können jetzt besser beurteilen, welcher Patient von einem CRT Schrittmacher profitiert, und wer nicht.»

USZ-Kardiologen modifizieren medizinische Praxis weltweit

Die EchoCRT-Studie war die erste aus der Schweiz heraus geleitete, grösstenteils in den USA durchgeführte und von der amerikanischen Food and Drugs Administration (FDA) gesponserte Untersuchung. Weltweit haben sich insgesamt 115 renommierte medizinische Fakultäten und Universitätsspitäler in den USA, Australien und Europa an der EchoCRT Studie beteiligt, so unter anderem die Harvard Medical School, das Ohio State University Medical Center, das Monash Center in Melbourne, Australien und die Universität von Barcelona. Frank Ruschitzka unterstreicht die Relevanz der Studie: «Es sind am Ende insbesondere die Ergebnisse grosser kontrollierter klinischer Studien, wie EchoCRT, die uns die Behandlungsrichtlinien vorgeben. Dank EchoCRT haben wir jetzt Klarheit: Patienten mit einem schmalen QRS Komplex im EKG profitieren von einem CRT Schrittmacher nicht. Von einer Implantation eines CRT Schrittmachers bei diesen Patienten mit schmalem QRS Komplex ist somit von nun an abzuraten.»

Mit der Publikation der Ergebnisse im New England Journal of Medicine zeigt sich das Potenzial der kardiologischen Forschung am UniversitätsSpital Zürich. Gregor Zünd, Direktor Forschung und Lehre am USZ: «Diese Studie ist ein herausragendes Beispiel für die Forschung am USZ, die darauf zielt, relevante Erkenntnisse für die klinische Anwendung zu gewinnen. Die Ergebnisse der Studie werden die bisherige medizinische Praxis beeinflussen. Das ist Forschung im Dienste der Patienten!»

Resynchronisationstherapie als letzte Hoffnung

Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz erhalten in der Regel Medikamente, um die Symptome wie Kurzatmigkeit, Leistungsschwäche und Müdigkeit zu mindern. Bei einigen Patienten verbessern sich die Beschwerden aber trotz optimierter medikamentöser Therapie nicht, da das Zusammenspiel der Herzkammern beim Zusammenziehen des Muskels verloren geht. Durch das unkoordinierte Arbeiten des Herzmuskels verschlechtert sich die Pumpleistung.

Ein CRT-Gerät, das ähnlich einem herkömmlichen Schrittmacher unter die Haut implantiert wird, koordiniert das Zusammenziehen der beiden Herzkammern durch elektrische Impulse. Damit verbessern sich auch die oben beschriebenen Symptome. «Bei Patienten mit einem QRS-Komplex von über 120 Millisekunden hat sich die CRT in Studien als wirksam erwiesen. Das Gerät verbessert und verlängert ihr Leben.» so Frank Ruschitzka. «Nun müssen wir bei Patienten mit einem QRS unter 120 Millisekunden auf diese Therapie verzichten.»

Die EchoCRT-Studie startete im Jahr 2008 und wurde im März 2013 abgebrochen, da auch eine Weiterführung der Studie einen positiven Effekt des Einsatzes von CRT bei Patienten mit schmalem QRS nicht hätte aufzeigen können. Bis dahin haben 809 Patientinnen und Patienten an 115 Kliniken weltweit teilgenommen, ein Teil von ihnen in einer Kontrollgruppe. Allen Probanden wurden CRT-Geräte implantiert, bei der Kontrollgruppe wurden diese Geräte jedoch nicht aktiviert. Es zeigte sich, dass die Therapie weder die Todesrate mindert noch zu weniger Einweisungen in Spitälern wegen Herzschwäche führt.

Die Studie ist abrufbar unter
www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1306687?query=featured_home (Sektion Cardiology)
Die Pressemitteilung der European Society of Cardiology ist unter  «Press Releases» abrufbar.

Weitere Auskünfte:

Prof. Dr. Frank Ruschitzka, FRCP, FESC
Stv. Klinikdirektor Kardiologie
UniversitätsSpital Zürich
frank.ruschitzka@usz.ch

Dr. med. Johannes Holzmeister
Konsiliarius für Cardiac Devices
UniversitätsSpital Zürich
Tel: 044 255 2438
johannes.holzmeister@usz.ch

Prof. Ruschitzka und Dr. Holzmeister sind zur Zeit in Amsterdam und erreichbar über:

Mrs. Helen Swift
Mobil: +44 7792 034 191