Story

Ein Gewinn für beide Seiten

Zuletzt aktualisiert am 22. Juli 2021 Erstmals publiziert am 14. Juli 2021

Sebastian ist seit Dezember 2020 in der Schweiz. Er hat einen Facharzttitel in Chirurgie seines Heimatlandes Bolivien. Seit März arbeitet er als Praktikant in der AEMP des USZ – und lernt nebenbei intensiv Deutsch. Level B2 muss er vorweisen, um als Arzt in der Schweiz arbeiten zu können. Sein Ziel: die Weiterbildung in Plastischer Chirurgie.

In der Aufbereitungsanlage für Medizinprodukte (AEMP) arbeiten regelmässig Praktikanten. Manchmal sind es Mitarbeitende anderer Spitäler, oft aber auch Menschen, die von Organisationen wie dem AOZ (Asylorganisation Zürich) bei der Integration unterstützt werden. «Die Betreuung ist vor allem am Anfang intensiv», erklärt Dejan Ilic, Abteilungsleiter in der AEMP. Aber der Aufwand lohnt sich in der Regel aber für beide Seiten. «Das Ziel ist es, dass wir neue Mitarbeitende gewinnen». Im Anschluss an das Praktikum machen einige entweder die dreijährige Ausbildung zum Medizinproduktetechnologen oder absolvieren den Fachkurs zum technischen Sterilisationsassistenten.

Diese Berufe sind relativ neu. Waren es früher vor allem Mitarbeitende aus der Pflege, die in die sogenannten «Zentralsterilisationen» gewechselt haben, hat sich inzwischen ein eigenes Berufsbild entwickelt. Die in der Chirurgie eingesetzten Instrumente werden immer komplexer. Die Aufbereitung der Instrumente, also das Kontrollieren, die Pflege, die Reinigung, die Sterilisation und das Verpacken, ist entsprechend anspruchsvoll. «Für diese Arbeit braucht es Feingefühl, gute Feinmotorik, eine gewisse IT-Affinität, Sinn für Hygiene und einen hohen Qualitätsanspruch», erklärt Dejan Ilic. Bei der Auswahl von Praktikanten ist daher ein medizinischer Hintergrund zwar von Vorteil, aber keineswegs zwingend. «Wir achten vor allem auch auf den Umgang. Das gute Arbeitsklima ist für uns sehr wichtig». Wie gut dieses ist, hat sich in der «Steri-Welt» inzwischen herumgesprochen, so Dejan und ergänzt zufrieden: «Nachwuchsprobleme haben wir mittlerweile zum Glück nicht mehr».

Sebastians Bewerbung für ein Praktikum war jedenfalls für beide Seiten ein Volltreffer: Als ausgebildeter Chirurg kann er den Kollegen in der AEMP die Instrumente und deren Einsatz erläutern. Umgekehrt lernt er die deutschen Fachbegriffe und hat damit einen weiteren Schritt auf dem Weg zur Tätigkeit als Arzt in der Schweiz gemacht. «Mir gefällt die Arbeit in der AEMP gut, ich bin sehr zufrieden. Wenn ich die Instrumente in der Hand habe, dann wäre ich aber manchmal schon gerne selbst im OP», sagt Sebastian und ergänzt: «Eigentlich müsste jeder Chirurg einmal hierherkommen, um zu verstehen, wieviel Aufwand dahintersteckt». Noch bis Ende Juli wird er in Schlieren die Instrumente aufbereiten. Danach hofft er, die Weiterbildung in Plastischer Chirurgie aufnehmen zu können. Um irgendwann mit Médecins sans frontières Menschen in anderen Weltgegenden zu helfen.

Sie möchten mehr über Sebastian erfahren? Auf Instagram finden Sie sein Portrait in der Serie «Faces of USZ».