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Wenn Muskeln und Nerven schwinden

Zuletzt aktualisiert am 08. Februar 2022 Erstmals publiziert am 08. März 2019

Schwinden die Nervenzellen im Gehirn, sind Nerven und teilweise auch Muskeln davon schwer betroffen. Heilende Therapien für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson oder amyotrophe Lateralsklerose (ALS) gibt es noch nicht. Eine Forschungsgruppe am USZ untersucht, wie sich körperliches Training auf den Verlauf von neurodegenerativen Krankheiten auswirkt.

Neurodegenerative Erkrankungen sind ein Sammelbegriff für eine Reihe von Erkrankungen, die das zentrale Nervensystem, also das Gehirn und das Rückenmark, betreffen. Abgestorbene Nervenzellen kann der Körper nicht erneuern, sie sind unwiederbringlich verloren. Neurodegenerative Erkrankungen können Menschen in jedem Alter treffen, sind aber mit zunehmenden Alter häufiger. Die fortschreitende Degeneration der Nervenzellen kann zu Problemen der Bewegungssteuerung (Parkinson, Huntington), der Bewegungskoordination (Ataxien) oder der kognitiven Fähigkeiten (Demenzerkrankungen) führen. Die Alzheimer-Krankheit ist die bekannteste und häufigste Demenzerkrankung mit rund 50 Prozent aller Betroffenen. Auch die Parkinson-Krankheit tritt bei älteren Menschen häufiger auf, während die Huntington-Erkrankung eine seltene Erkrankung, eine so genannte «rare disease» ist.

Sind vor allem die Muskelnervenzellen vom degenerativen Prozess betroffen, spricht man von einer ALS (Amyothrophe Lateralsklerose). Auch die Muskelzellen selbst können degenerieren, wie beispielsweise bei der Duchenne-Muskeldystrophie. Auch diese so genannten neuromuskulären Erkrankungen verlaufen chronisch und führen zu zunehmenden körperlichen Einschränkungen und einer verkürzten Lebenserwartung. Betroffene leiden an rascher Ermüdung, abnehmender Muskelkraft und Muskelschwund, manchmal auch an Schmerzen. Die eingeschränkte Muskelfunktion führt zu Bewegungs- und Koordinationsstörungen, je nach Verlauf sind aber auch die Atem-, Sprach-, Sprech- und Schluckfunktion beeinträchtigt.

Für viele neurodegenerative und neuromuskuläre Erkrankungen steht noch keine heilende Therapie zur Verfügung. Auch die genauen Ursachen liegen oft noch immer im Dunkeln. Einige dieser degenerativen Erkrankungen sind durch genetische Veränderungen verursacht. Auch wenn keine heilende Therapie angeboten werden kann, ist eine symptomatische Therapie mit Medikamenten, Physio- und Ergotherapie sowie Logopädie für die Betroffenen äusserst wichtig und sinnvoll, um die Lebensqualität zu erhöhen und den Verlauf zu verbessern.

Forschung an heilenden und unterstützenden Therapien

An heilenden Therapien wird weltweit geforscht; grosse Hoffnungen liegen auf gentherapeutischen Behandlungen bei jenen Krankheiten, die genetisch bedingt sind. Verschiedene experimentelle Studien haben gezeigt, dass ein körperliches Training neurotrophe Faktoren fördert, also jene Faktoren, die den neurodegenerativen Prozessen entgegenwirken können.

Am USZ untersucht die Forschungsgruppe Neuromuskuläre Erkrankungen und Neurogenetik, inwiefern sich körperliches Training auf die Muskeleigenschaften und den Verlauf neuromuskulärer und neurodegenerativer Erkrankungen auswirkt. Das Wissen, ob und welche gezielten Trainingsformen einen positiven Effekt auf den Erhalt körperlicher und mentaler Fähigkeiten haben, soll Patientinnen und Patienten helfen, ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten.

Die Gruppe ist in das klinische neuromuskuläre Zentrum der Klinik für Neurologie des USZ integriert. Im Rahmen des Zentrums für Integrative Physiologie (ZIHP) besteht zudem eine enge Zusammenarbeit mit dem Institut für Bewegungswissenschaften der ETH Zürich.

Wie bleibt unser Gehirn gesund? Antworten gibt es in spannenden Vorträgen an der BrainFair 2019 am UniversitätsSpital Zürich vom 11. bis 15. März. Die BrainFair ist ein gemeinsames Projekt der Universität Zürich, der ETH Zürich und des UniversitätsSpitals Zürich.
www.brainfair-zurich.ch