Bisher war es für die Ärzt*innen im Universitätsspital Kara nicht möglich, Gewebeproben von Patienten für eine Krebsdiagnose im eigenen Spital zu analysieren zu lassen. Der Pathologe musste die Proben 7 Stunden nach Lomé, der Hauptstadt Togos, transportieren um sie dann dort zu verarbeiten und anzufärben. Daher war es das Ziel, des Togo-Aufenthaltes unseres Teams im Mai 2023, ein Pathologielabor aufzubauen, damit Krebsdiagnosen direkt vor Ort gemacht werden können. Dank sehr grosszügigen Spenden konnten wir ein komplettes Histologie-Labor aufbauen mit allen dafür benötigten Geräten. Den Pathologen und seinen Assistenten konnten wir erfolgreich schulen, sodass sie von nun an alle Arbeitsschritte selbständig ausführen und gegebenenfalls weiteres Personal ausbilden können.
Bei der Projektumsetzung in Togo ist immer viel Improvisationstalent gefragt. Glücklicherweise wussten wir bereits im Voraus, dass es praktisch täglich mehrere kurze Stromausfälle geben kann. Dies mussten wir bei der Suche nach einem geeigneten Automaten für die Gewebeentwässerung berücksichtigen, damit die Maschine keinen Schaden nimmt und automatisch weiterlaufen kann. Tatsächlich hatten wir dann einige Stromausfälle, die den Arbeitsprozess jedoch nicht beeinträchtigten.
Überraschenderweise ist das Vertrauen in die Ärzteschaft in der Bevölkerung nicht sehr gross. Naturheiler und Voodoo haben teils einen höheren Stellenwert. Viele Togolesen schwören auf den Verzehr von pflanzlichen Produkten für allerlei medizinische Beschwerden. Auch wenn es gewisse Pflanzenprodukte gibt, die bei gewissen Krankheiten Symptome lindern können, sind diese kein Allerheilmittel. Der Urologe Prof. Kpatcha in Kara schilderte uns eindrücklich von seiner ermüdenden Arbeit, viele Patienten von einer überlebenswichtigen Operation zu überzeugen. Für viele Patienten, welche dann schlussendlich schwer krank das Spital aufsuchen, ist es meistens schon zu spät. «Viele Patienten kommen hier her zum Sterben», so Prof. Kpatcha.
Trotz der kulturellen Unterschiede und Herausforderungen sind wir stolz darauf, dass wir im Spital Kara eine funktionierende Pathologie aufbauen konnten. In den umliegenden Spitälern hat es sich bereits herumgesprochen, dass es nun eine Pathologie in Kara gibt, wo Gewebeschnitte gemacht werden können. Das Interesse ist gross, Proben ins Spital Kara zu schicken, um eine effiziente Diagnose stellen zu können. Ein renommierter Pathologe aus Kanada hat von unserem Projekt erfahren und bereits Interesse bekundet, die neue Pathologie in Kara zu unterstützen und sein Wissen, während eines geplanten Besuchs, weiterzugeben. Wir hoffen, dass diese Einrichtung den Menschen vor Ort zu einer besseren medizinischen Versorgung verhelfen und einen positiven Einfluss auf die Gesundheitsversorgung in der gesamten Region haben wird.