Portrait Daniela Lenggenhager

Story

Ein Bluttest für Bauchspeicheldrüsen-Krebs

Publiziert am 09. August 2022

Bauchspeicheldrüsenkrebs wird in vielen Fällen erst spät erkannt und ist dann nicht mehr heilbar. Rund 1500 Personen erkranken in der Schweiz jedes Jahr an dieser aggressiven Krebsart. Die Pathologin Daniela Lenggenhager forscht am USZ an neuen Möglichkeiten zur Früherkennung und Behandlung.

„Ich wollte schon immer wissen, was bei einer Krankheit im Körper, im Gewebe, in den Zellen passiert. Dass ich Pathologin werde und forschen möchte, stand deshalb schon früh im Studium für mich fest.“ Heute ist Daniela Lenggenhager Leitende Ärztin am Institut für Pathologie und Molekularpathologie, wo sie die Abteilung für Zytologie leitet. „In dieser Abteilung haben wir Pathologinnen und Pathologen – anders als viele meinen – auch direkten Patientenkontakt, etwa wenn wir Feinnadelpunktionen machen, um Gewebematerial von den Patienten für die Diagnostik zu gewinnen.“ Vor Kurzem hat sie zudem an der Universität Zürich habilitiert und wurde zur Privatdozentin ernannt. Und ihre Neugier hält an – einer ihrer Forschungsschwerpunkte liegt dabei auf Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Diese aggressive Krebsart wird meist erst spät erkannt

In der Schweiz erkranken pro Jahr rund 1500 Personen an Bauchspeicheldrüsenkrebs – oder Pankreaskarzinom, wie es medizinisch heisst. Die Erkrankung verursacht anfänglich kaum Beschwerden und wird deshalb in vielen Fällen erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt, wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist. Anders als bei anderen Krebserkrankungen, bei denen es in den letzten Jahrzehnten teils spektakuläre Entwicklungen bei der Früherkennung und Behandlung gab, sind die Möglichkeiten beim Pankreaskarzinom noch immer sehr begrenzt. „Die Bauchspeicheldrüse liegt versteckt mittig im Körper“, erklärt Daniela Lenggenhager. „Das trägt neben der langen Symptomfreiheit dazu bei, dass die Krankheit erst spät entdeckt wird.“ Einfache Untersuchungsverfahren wie Ultraschall liefern meist keine aussagekräftigen Bilder. Man müsste für eine Vorsorgeuntersuchung beispielsweise regelmässig eine Computertomographie machen, was ohne konkreten Anlass nicht vertretbar ist. Auch gibt es bisher keinen Test, mit dem man ein Pankreaskarzinom früh erkennen kann. Und mit den herkömmlichen Therapieoptionen Operation und Chemotherapie lässt sich leider in vielen Fällen das Fortschreiten der Krankheit lediglich verzögern, aber keine Heilung erreichen. Daniela Lenggenhager möchte das ändern. „Das Ziel meiner Arbeit ist es, diese aggressive Krebsart besser zu verstehen, um Strategien mit zu entwickeln, die zu einer zuverlässigeren Früherkennung und neuen Therapieoptionen führen.“

Forschungsziel: Ein Tumormarker zur Früherkennung

Dafür sucht Daniela Lenggenhager nach einem spezifischen Marker für das Pankreaskarzinom, also nach einer Substanz, die von den Pankreaskarzinomzellen produziert wird, und mit dem sich die Krankheit idealerweise mit einem Bluttest schon in einem Frühstadium zuverlässig diagnostizieren lässt. Aus Tumorproben möchte sie zudem prognostische und prädikative Marker gewinnen, mit denen sich für Patientinnen und Patienten Aussagen machen lassen, wie die Krankheit bei ihnen verlaufen wird und wie sie auf eine bestimmte Therapie ansprechen werden. Damit liesse sich die Therapie gezielter und individuell auf die Patienten ausrichten.

 

Während eines Forschungsjahres in Norwegen in einer renommierten Forschungsgruppe an der Universität Oslo konnte Daniela Lenggenhager ihre Forschung vorantreiben. „Das Zentrum in Oslo ist eines der grössten Pankreaskarzinom-Forschungszentren in Europa, entsprechend sind dort viele Fälle erfasst, die ich für Experimente nutzen konnte. Zudem konnte ich viele wertvolle Kontakte mit Kolleginnen und Kollegen weltweit knüpfen.“ Zurück am USZ, konnte Daniela Lenggenhager verschiedene Forschungskollaborationen zum Pankreaskarzinom etablieren, aber auch zu ihrem zweiten Schwerpunkt in der Leberpathologie. „Das USZ ist für mich der ideale Ort für meine Arbeit. Ich schätze und brauche die enge und bereichernde Verbindung von Forschung, Lehre und klinischer Arbeit, den Austausch und die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus meinem und anderen Fachgebieten, das Unterrichten von Studierenden und besonders den Kontakt zu den Patientinnen und Patienten. Denn ihnen soll meine Forschung ja helfen.“

Daniela Lenggenhager, PD Dr. med.

Leitende Ärztin, Institut für Pathologie und Molekularpathologie
Mitarbeiterin Forschung, Institut für Pathologie und Molekularpathologie

Tel. +41 43 253 84 30
Spezialgebiete: Zytopathologie (FMH), Hepato-pankreato-biliäre Pathologie, Gastro-intestinale Pathologie