Urininkontinenz Therapien (Urologie)

Urininkontinenz, bekannter als Blasenschwäche, ist häufig und betrifft Frauen wie Männer. Der unkontrollierte Urinverlust kann hierbei die Lebensqualität erheblich beeinflussen und sehr belastend für die Betroffenen sein. Abhängig von der Ursache und der Art der Urininkontinenz stehen verschiedene Therapieoptionen zur Verfügung.

Übersicht

Oft kann der Hausarzt oder die Hausärztin selbst weiterhelfen: Bei einer Dranginkontinenz ohne klare Ursache können in vielen Fällen Medikamente wie Antimuskarinika oder Sympathomimetika das Leiden lindern. Bei Entzündungen, Bluthochdruck oder Steinen in der Harnröhre kann das Problem ebenfalls medikamentös, etwa mit Antibiotika oder Alpha-Blockern behoben werden. Bei einer gutartig vergrösserten Prostata (BPH) kann ein kleiner Eingriff helfen. Ist eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur die Ursache einer Belastungsinkontinenz, kann gezieltes Beckenbodentraining eine Besserung bringen.

Weitere Information zu Arten, Auftreten und Ursachen on Inkontinenz finden Sie unter Inkontinenz

Urodynamik zur Ursachenforschung

Bleibt die Ursache der Inkontinenz unklar oder bringen erste Therapieversuche keinen Erfolg, ist allenfalls eine urodynamische Untersuchung erforderlich. Damit kann die Funktion von Blase und Schliessmuskel überprüft werden, indem Sonden den Druck bei sich füllender und leerender Blase messen.

Abhängig vom Ergebnis der Untersuchung bieten sich verschiedene Therapien an: Konservative Varianten wie Dauerkatheter, Selbstkatheterismus oder Beckenbodenrehabilitation, Medikamente, Botox-Injektionen, Elektrostimulation oder eine Operation als letzter Ausweg.

Elektrische Therapien

  • Sakrale Neuromodulation (SNM): Bei dieser minimal invasiven SNM, werden in einem ersten Schritt in örtlicher Betäubung Elektroden am Rücken beim Kreuzbein implantiert. Kommt es in einer mindestens zweiwöchigen Testphase zur Besserung der Blasenfunktionsstörung, wird in einem zweiten Schritt der Neuromodulator im Hüftbereich implantiert. Die Batterie hält drei bis acht Jahre. Sollte die Testphase nicht erfolgreich sein, werden die Elektroden wieder herausgenommen. Die sakrale Neuromodulation stellt eine Pflichtleistung der Krankenkasse dar. Die SNM weist eine Erfolgsrate von bis zu 80% auf.
  • Perkutane tibiale Nervenstimulation (PTNS): Bei dieser elektrischen Therapie wird über eine Akupunkturnadel und eine Elektrode im Bereich des linken oder rechten Fusses einmal pro Woche während 30 Minuten Strom eingesetzt. Die Therapie erfolgt während insgesamt zwölf Wochen und wird ambulant in der Poliklinik durchgeführt. Anschliessend muss sie je nach Erfolg alle zwei bis vier Wochen wiederholt werden. Die PTNS weist eine Erfolgsrate von bis zu 60% auf.

Medikamentöse Therapien

Verschiedene Medikamente können sowohl bei der Belastungs- als auch der Dranginkontinenz eingesetzt werden. Welches Medikament hilfreich sein kann, wird nach durchgeführter Urodynamik beurteilt.

In einigen Fällen kann Botox-Injektionen zur Behandlung von bestimmten medizinischen Zuständen wie überaktiver Blase eingesetzt werden. Botox wird in die Blasenwand injiziert, um die Aktivität der Blasenmuskulatur zu reduzieren und die Symptome der überaktiven Blase zu lindern. Dies kann dazu beitragen, die Häufigkeit von Harndrang und Harninkontinenz zu verringern.

Operationen

Je nach Form der Urininkontinenz können den Patienten und Patientinnen Bandoperationen, künstliche Schliessmuskel (AMS-800® Prothese) oder eine Kombination aus beiden Operationen (ATOMS® Prothese) angeboten werden.

Die Bandoperation oder Schlingenoperation zur Behandlung von Inkontinenz ist ein chirurgischer Eingriff. Dabei wird in der Regel ein Band aus synthetischem Material oder körpereigenem Gewebe unter der Harnröhre oder der Harnblase platziert, um die Harnröhre zu unterstützen und zu stabilisieren. Das Band wirkt wie eine Art „Schlinge“, die die Harnröhre anhebt und geschlossen hält, um unkontrollierten Urinabgang zu verhindern.

Die Bandoperation wird häufig bei Frauen mit Stressinkontinenz angewendet, bei der es zu unkontrolliertem Urinverlust während körperlicher Aktivitäten wie Husten, Niesen, Lachen oder Sport kommt. Der Eingriff wird in der Regel minimalinvasiv durchgeführt, oft mittels laparoskopischer oder roboterassistierter Techniken, und erfordert normalerweise nur kleine Schnitte und eine kurze Erholungszeit.

Ein künstlicher Schliessmuskel ist ein medizinisches Implantat. Es handelt sich um eine Vorrichtung, die dazu dient, die Harnröhre oder den Auslass der Blase zu verschließen und unkontrollierten Urinabgang zu verhindern. Der künstliche Schliessmuskel besteht normalerweise aus einer Manschette oder einem Band, das um die Harnröhre oder die Harnblase platziert wird und mit einer Steuereinheit verbunden ist. Die Steuereinheit kann von außen gesteuert werden, zum Beispiel durch den Patienten selbst oder durch einen Arzt, um den Schliessmuskel zu öffnen oder zu schließen. Durch das Öffnen des künstlichen Schliessmuskels kann der Patient Urinieren ermöglichen, während das Schließen des Schliessmuskels den Urinfluss stoppt und unkontrollierten Urinabgang verhindert.

Beckenbodenphysiotherapie

Ist eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur die Ursache einer Belastungsinkontinenz, kann gezieltes Beckenbodentraining eine Besserung bringen. Unsere Beckenbodenphysiotherapie kann hier geschult anleiten.

Hier finden Frauen Tipps für einen starken Beckenboden: Diese Tipps und Übungen stärken den Beckenboden

Verantwortlicher Kaderarzt

Tobias Schmidli, Dr. med.

Oberarzt, Klinik für Urologie

Tel. +41 44 255 54 40
Spezialgebiete: Neuro-Urologie, Chronisches Beckenschmerzsyndrom, Rezidivierende Harnwegsinfekte

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