Atypische Essstörungen

Neben den eindeutig definierten Formen von Essstörungen gibt es noch weitere, welche die klassischen Kriterien für eine spezifische Essstörung nicht erfüllen. Darunter fallen solche, auf die nicht alle Merkmale eines Krankheitsbilds zutreffen oder bei denen die Merkmale mehrerer Krankheitsbilder gemeinsam auftreten. Daneben zählen Erscheinungen dazu, die erst seit wenigen Jahren auftreten und die noch nicht ihren Weg in die Klassifikationssysteme gefunden haben.

Muskelsucht, Bigorexie, Muskeldysmorphie, Adoniskomplex, Reverse Anorexia

Zwanghafte und extreme Verlangen danach, den Körper muskulös und athletisch zu formen.

Während von anderen spezifischen Essstörungen vorwiegend Mädchen und Frauen betroffen sind, ist diese Essstörung eine eher männliche. Betroffene empfinden ihren Körper als zu wenig muskulös und versuchen, ihren Körper durch exzessiven Sport sowie die Einnahme von Nahrungsergänzungs- und Muskelaufbaupräparaten in Richtung Idealbild zu gestalten.

Zusätzlich halten sie oft fett- sowie kohlenhydratarme, aber proteinreiche Diäten ein. Das Verhalten beginnt i.d.R. zwischen dem 17. und den 24. Lebensjahr.

Körperschema-Störung: trotz der sich aufbauenden Muskeln und des durchtrainierten Körpers empfinden sich betroffene Jungen und Männer als zu schmächtig. Im Unterschied zu Bodybuildern stellen sie ihren Körper nicht aus – sie vermeiden Situationen, in denen der Körper Blicken von anderen preisgegeben ist.

Diabulimia

Betroffen sind überwiegend Mädchen und junge Frauen mit Diabetes Typ I.

Die Krankheit führt unter anderem zu rascher Gewichtszunahme. um das rückgängig zu machen, setzen geschätzte 30 Prozent von ihnen die Insulinspritze ab und geben die anstrengende Diabetiker-Diät auf.

Stark gefährdet sind auch Patientinnen und Patienten, die schon vor der Erkrankungen von Essstörungen betroffen waren. Durch die ständige Beschäftigung mit Inhaltsstoffen, Körpergewicht, Blutzuckerspiegel können diese erneut ausbrechen oder sich verstärken.

Seit Jahrzehnten beobachten Mediziner, dass gerade jüngere Diabetikerinnen besonders häufig gezielt auf Insulin verzichten.

Gewichtsabnahme durch Absetzen von Insulin gehört zu den gefährlichsten Essstörungen. Die Folgeschäden treten oft kurzfristig und plötzlich auf. Unfruchtbarkeit, Nervenschäden, Herz- und Nierenprobleme, Schlaganfälle, Erblindung.

Selektive Essstörung

Beginnt üblicherweise in der Kindheit. Vereinzelt tritt das selektive Essverhalten erst mit Beginn der Adoleszenz oder im jungen Erwachsenenalter auf. Ein grosser Teil der restriktiven Esser setzt diese Ernährungsweise auch im Erwachsenenalter fort.

Anfangs kann es dem wählerischen Essverhalten der meisten Kinder ähneln, welches sich jedoch nur zeitweise auf einige Nahrungsmittel beschränkt.

Bei der vermeidend/restriktiven Essstörung essen die Betroffenen nur sehr wenig, haben generell nur sehr geringes Interesse an Essen und/oder vermeiden bestimmte Lebensmittel aufgrund sensorischer Eigenschaften ganz und dauerhaft.

Manche Betroffene essen so wenig, dass sie erheblich an Gewicht verlieren (dabei kann es zu Folgeschäden, durch die Mangelernährung kommen), andere nehmen durch abendliche Essanfälle zu bis hin zu Adipositas.

Als Ursachen für die selektive Essstörung werden traumatische Erlebnisse mit einem bestimmten Lebensmittel, eine Störung der Sinnesverarbeitung oder manchmal auch eine besondere Familiendynamik angenommen.

Drunkorexie

(drunk = betrunken und Anorexie = Magersucht)

Bezeichnet die Kombination aus einer bewussten Kalorienreduktion mit einem geplanten anschliessenden exzessiven Alkoholkonsum.

Die umgangssprachliche Bezeichnung taucht momentan vorwiegend in Online-Zeitungen, Bloggs oder auch Fernsehsendungen auf.

Ist vor allem bei jüngeren Frauen zwischen 16 und 26 Jahren weit verbreitet. Aber auch bei ca. 20 Prozent der Erwachsenen zwischen 25 und 35 Jahren konnte nachgewisen werden, dass sie schon Erfahtungen mit Essensverzicht und anschliessendem Alkholokonsum haben.

Da alkoholische Getränke bekanntlich viele Kalorien haben, wird die Mahlzeit vor dem Rauschtrinken eingespart, um dadurch die tägliche Kalorienmenge auszugleichen.

Ausserdem verspricht diese Essstörung einen billigen Rausch, weil Alkohol auf leeren Magen schneller und intensiver wirkt. Damit steigen die Risiken von Alkoholvergiftung, Kontrollverlust, Gewalttaten und sexuellen Übergriffen.

Wenn regelmässig und viel Alkohol auf diese Weise konsumiert wird, können lebenswichtige Organe wie Leber, Gehirn und Herz nachhaltig geschädigt werden.

Behandelnder Fachbereich