Bronchiektasen

Bronchiektasen sind bleibende Aussackungen der Bronchien und kleinen Bronchiolen. Diese können angeboren oder im Lauf des Lebens erworben sein. Die wichtigsten Ursachen sind wiederkehrende Lungeninfektionen und chronische Lungenkrankheiten, wie etwa die Mukoviszidose, die als häufigste vererbte Systemerkrankung bei Kaukasiern gilt. Bemerkbar machen sich Bronchiektasen durch Husten, häufig begleitet mit Auswurf, Atemnot, wiederkehrende Lungeninfektionen und Müdigkeit.

Überblick: Was sind Bronchiektasen

Bronchiektasen sind Aussackungen der Bronchien in der Lunge. Das Wort „Bronchiektasen“ leitet sich aus dem Griechischen Wort éktasis, was so viel wie Erweiterung bedeutet.

In den Aussackungen sammelt sich verstärkt zäher Bronchialschleim an, der sich nicht oder nur schwer abhusten lässt. Der Schleim in den Bronchien bietet wiederum Bakterien und anderen Krankheitserregern einen idealen Nährboden, um sich dort anzusiedeln und zu vermehren. Lungeninfektionen sind daher keine Seltenheit.

Bronchiektasen können angeboren (am häufigsten) oder erworben (viel seltener) sein. Die wichtigsten Ursachen sind Infektionen und chronische Lungenerkrankungen, die mit Entzündungen in den Atemwegen verbunden sind. Angeboren sind Bronchiektasien zum Beispiel, wenn sich die Lunge des Ungeborenen im Mutterleib nicht richtig entwickelt. Auch die von Geburt an bestehende Lungenkrankheit Mukoviszidose sowie der Alpha-1-Antitrypsinmangel beeinträchtigen die Lungenfunktion entscheidend und können zu Bronchiektasen führen.

Bronchiektasen verursachen Symptome wie starken Husten mit Auswurf, Atemnot, Müdigkeit, Gewichtsverlust und häufige Infekte. Die Aussackungen der Bronchien lassen sich nicht rückgängig machen Sie sind nicht reversibel, wie Fachleute sagen. Die Lungenerkrankung ist entsprechend nicht heilbar. Dennoch lassen sich Bronchiektasen zum Beispiel mit Medikamenten behandeln, welche die Beschwerden lindern und ein Fortschreiten der Erkrankung verhindern oder verlangsamen. Auch Physiotherapie mit gezielten Atemübungen hilft vielen Patientinnen und Patienten und gilt als essentieller Therapiebestandteil. Betreffen die Aussackungen nur einen Teil der Lunge, ist ebenfalls eine Operation möglich. Im sehr fortgeschrittenen Stadium ist eine Lungentransplantation die letzte Therapiemöglichkeit.

Die Prognose hängt immer davon ab, wie gut die Behandlung wirkt und ob sich Komplikationen einstellen wie beispielsweise eine Rechtsherzschwäche.

Internationale Daten zeigen, dass erworbene Bronchiektasen in den letzten Jahren zugenommen haben; Tendenz steigend. Genaue Zahlen über die Häufigkeit gibt es nicht. Ärztinnen und Ärzte schätzen, dass ungefähr 50 von 100‘000 Personen Bronchiektasen im Lauf ihres Lebens erwerben.

Bronchiektasen: Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Entstehungsmechanismen der Bronchiektasen sind noch nicht ganz aufgeklärt. Medizinerinnen und Mediziner wissen jedoch, dass Bronchiektasen mit Entzündungen in den Atemwegen in Verbindung stehen:

  • Diese schädigen die Wände der Bronchien und das Bindegewebe der Lunge.
  • Die feinen Flimmerhärchen sind dadurch nicht mehr in der Lage, Schleim und fremde Stoffe aus den Bronchien abzutransportieren und somit die Lunge zu reinigen.
  • Weil dieser Selbstreinigungsmechanismus der Lunge (auch mukoziliäre Clearance genannt) gestört ist, staut sich in den Aussackungen zäher Bronchialschleim.
  • Dieser bietet wiederum Bakterien, Viren oder Pilzen ideale Lebensbedingungen, um sich dort anzusiedeln und zu vermehren. Ständig wiederkehrende Infektionen sind die Folge.

Bronchiektasen können einen oder beide Lungenflügel betreffen. Sie können lokal begrenzt sein oder sich auf mehrere Bereiche der Lunge erstrecken. Zudem können sie verschiedene Formen, wie zylindrisch oder sackförmig (dann ähneln sie Zysten) annehmen.

Erworbene Bronchiektasen – Ursachen

Erworbene Bronchiektasen treten am häufigsten auf. Meist liegen die Ursachen in Infektionen und chronischen Lungenkrankheiten. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Wiederholte Atemwegsinfekte, vor allem in der Kindheit: Die Struktur der Bronchien baut sich aufgrund der ständigen Entzündungen um und die Bronchien bilden Aussackungen.
  • Masern
  • Lungenentzündung (Pneumonie)
  • Tuberkulose
  • Keuchhusten (Pertussis)
  • Chronische Bronchitis
  • Asthma bronchiale
  • Fortgeschrittene chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD). Da die Zahlen an COPD-Patientinnen und -patienten steigen, gewinnen auch Bronchiektasien an Bedeutung.

Heute gibt es jedoch wirksame Schutzimpfungen sowie Antibiotika, weshalb Krankheiten wie Tuberkulose, Masen und Keuchhusten als Ursachen für Bronchiektasien seltener geworden sind.

Andere Ursachen, die die Atemwege reizen und entzünden können sind verengte oder blockierte Bronchien. Diese können beispielsweise durch Fremdkörper oder Tumoren entstehen. Auch das Einatmen giftiger Substanzen, zum Beispiel Tabakrauch, Gase oder giftige Flüssigkeiten können die Lunge schädigen.

Ursachen der angeborenen Bronchiektasen

Angeborene Bronchiektasen sind deutlich seltener. Sie können sich bilden, wenn sich die Lunge des Embryos im Mutterleib nicht richtig entwickelt. Die grossen, sackförmigen Hohlräume sind mit Bronchialsekret gefüllt und können später nicht zum lebenswichtigen Gasaustausch in der Lunge beitragen. Daneben gibt es bestimmte angeborene Erkrankungen, die als Ursachen der Bronchiektasen in Frage kommen. Beispiele sind:

  • Mukoviszidose (cystische Fibrose, CF): Das Sekret in den Bronchien ist zäh und staut sich in den Bronchien. In Europa sind Bronchiektasen oft bei Menschen mit Mukoviszidose zu finden.
  • Primäre ciliäre Dyskinesie (PCD, Kartagener-Syndrom) – eine seltene, angeborene Erkrankung der Atemwege, bei der die Bewegung der Flimmerhärchen gestört ist.
  • Alpha-1-Antitrypsinmangel: eine erblich bedingte Erkrankung, bei der das Enzym Alpha-1-Antitrypsin fehlt oder in zu geringen Mengen vorhanden ist. Gewebeschäden an der Lunge und Leber können die Folgen sein.

Diese Erkrankungen führen dazu, dass sich das Bronchialsekret nicht richtig abtransportieren lässt und sich in der Lunge staut. Dadurch kommt es zu Reizungen und Entzündungen, wodurch langfristig Bronchiektasen entstehen können.

Manchmal lassen sich keine spezifischen Ursachen für die Aussackungen der Bronchien finden. „Idiopathisch“ – also ohne erkennbare Ursache – ist der Fachbegriff dafür.

Symptome: Bronchiektasen verursachen heftigen Husten

Bronchiektasen sind mit verschiedenen Symptomen verknüpft. Dazu gehören unter anderem:

  • Lang andauernder, heftiger Husten mit Auswurf (Sputum): Die Menge des Auswurfs kann variieren genau wie seine Farbe (weiss, gelb, grün oder braun). Zudem kann er mit Eiter und Blut vermengt sein und unangenehm riechen.
  • Kurzatmigkeit und Atemnot: Bei körperlicher Belastung und in schweren Fällen auch bei weniger anstrengenden Tätigkeiten. Der Grund dafür ist, dass die geschädigten Atemwege nicht mehr gut funktionieren.
  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Erschöpfung: Die Bekämpfung der Infektion sowie das Husten sind für den Körper energieraubend.
  • Schmerzen oder Engegefühl im Brustraum.
  • Fieber in Schüben, wenn die Bronchien vereitert sind.
  • Mangelnde körperliche Leistungsfähigkeit
  • Gewichtsverlust
  • Bluthusten bei einer Lungenblutung, was bei grossen Mengen besonders gefährlich sein kann.

Bronchiektasen: Diagnose

Die Diagnose von Bronchiektasen beginnt immer mit einer Anamnese; einem Gespräch über Ihre Krankengeschichte. Wir interessieren uns zum Beispiel für folgende Fragen:

  • Welche Symptome haben Sie und seit wann bestehen diese? (zum Beispiel Husten mit oder ohne Auswurf, Auswurffarbe, Atemnot)
  • Wie ausgeprägt sind Ihre Beschwerden?
  • Gibt es Situationen, in denen die Beschwerden verstärkt auftreten? (zum Beispiel Husten am Morgen oder Atemnot bei körperlicher Belastung)
  • Sind Krankheiten bei Ihnen bekannt? Wenn ja: Welche?
  • Sind Krankheiten in Ihrer Familie bekannt? Falls ja: Welche?
  • Nehmen Sie Medikamente ein? Wenn ja: Welche und seit wann?

Ihre Antworten liefern uns erste Anhaltspunkte für die Ursache Ihrer Symptome. Wichtig ist es, andere Erkrankungen wie Asthma bronchiale oder eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) auszuschliessen, die mit ähnlichen Symptomen einhergehen. In der Regel schliesst sich an das Gespräch eine körperliche Untersuchung an. Wir hören beispielsweise die Lunge mit dem Stethoskop ab und achtet auf die Geräusche beim Ein- und Ausatmen. Bei Bronchiektasen lassen sich oft rasselnde oder pfeifende Geräusche hören.

  • Computertomografie (CT): Eine Röntgenuntersuchung, bei der Fachleute der Radiologie den Körper „scheibchenweise“ aufnehmen und detaillierte Schnittbilder der Lunge erzeugen.
  • Lungenfunktionsprüfung: Zum Einsatz kommt beispielsweise die Spirometrie, bei der Sie kräftig und schnell in ein Gerät atmen. Eine Bronchiektasen lässt sich damit nicht diagnostizieren, aber es zeigt auf, wie gut Ihre Lunge intakt ist.
  • Sputumanalyse: Der Auswurf wird im Labor auf Bakterien und andere Keime untersucht. Gleichzeitig können Laborärztinnen und -ärzte die Art der Bakterien ermitteln, was für eine anschliessende Behandlung mit Antibiotika wichtig ist.
  • Lungenspiegelung (Bronchoskopie): Untersuchung der Atemwege mit einem Bronchoskop.
  • Röntgenuntersuchung des Brustkorbs (Röntgen-Thorax) – Bronchiektasen lassen sich auf dem Röntgenbild meist nicht erkennen, helfen aber, andere Erkrankungen auszuschliessen.
  • Blutuntersuchung: Die Blutwerte liefern allgemeine Information über Ihren Gesundheitszustand. Wir können so den möglichen Ursachen der Bronchiektasen auf die Spur kommen.

Bronchiektasen: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Es gibt keine speziellen Massnahmen, mit denen Sie Bronchiektasen vorbeugen können. Das Gleiche gilt für die Früherkennung. Wichtig ist – wie bei vielen anderen Krankheiten – ein gesunder Lebensstil, um das Immunsystem zu stärken:

  • gesunde Ernährung
  • viel Bewegung
  • nicht rauchen
  • kein oder mässig Alkohol trinken
  • Stress reduzieren und vermeiden

Bronchiektasen können verschiedene Folgen nach sich ziehen. Vor einigen können Sie sich durch eine Impfung schützen und so Komplikationen vorbeugen. Ratsam sind zum Beispiel Impfungen gegen Grippe und Pneumokokken. Wer sich impfen lassen sollte, wie oft und wann, können Sie im Schweizerischen Impfplan nachlesen.

Verlauf und Prognose bei Bronchiektasen

Der Verlauf und die Prognose der Bronchiektasen lassen sich nicht allgemein vorhersagen. Die Krankheit verläuft individuell verschieden und kann leicht, moderat oder schwer ausgeprägt sein. Auch Ihr Alter, weitere Begleiterkrankungen und Ihr allgemeiner Gesundheitszustand spielen für den Verlauf und die Prognose eine Rolle. Manche Patientinnen und Patienten erleben nur milde Symptome und können einen ganz normalen Alltag leben. Bei anderen ist dagegen das normale Leben beeinträchtigt und die Lebensqualität und Lebensfreude leiden erheblich.

Die Prognose hängt auch davon ab, wie gut die Behandlung anschlägt und ob Komplikationen auftreten. Die Symptome können sich verstärken und Komplikationen können auftreten. Einige Beispiele:

  • Wiederkehrende Atemwegsinfekte – auf die Infektionen folgen oft noch mehr Bronchiektasen und die Lungenfunktion nimmt immer weiter ab.
  • Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) – eine chronische Atemwegserkrankung, die selten auch bei Nichtrauchern und Nichtraucherinnen auftreten kann.
  • Rechtsherzschwäche (Rechtsherzinsuffizienz): Die Funktion des rechten Herzens ist gestört.
  • Lungenabszess: Im Lungengewebe bilden sich Höhlen, die mit Eiter gefüllt sind.
  • Lungenblutung: Hustenanfälle mit Blutauswurf
  • Pleuraempyem: Eiteransammlung im Brustfell (Pleura)

Eine rechtzeitig und ausreichende Behandlung ist daher sehr wichtig, um solche Komplikationen möglichst gar nicht erst entstehen zu lassen.

Bronchiektasen: Behandlung mit mehreren Strategien

Die Behandlung von Bronchiektasen zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen, Komplikationen vorzubeugen und die Lebensqualität zu verbessern. In der Regel setzt man mehrere Therapien in Kombination ein. Oft kann die Therapie die Lungenerkrankung viele Jahre lang stabil und die Beschwerden im Zaum halten.

Bronchiektasen: Einsatz der Chirurgie

In seltenen Fällen kann die Erkrankung trotz korrekter medikamentöser und physiotherapeutischer Behandlung nicht kontrolliert werden. Sind die Bronchiektasen auf einen umschriebenen anatomischen Bereich begrenzt (Lungenlappen), kann ein chirurgischer Eingriff eine Therapieoption sein. Dabei wird der Lungenanteil, der durch die chronische Entzündung zerstört wurde entfernt. Auch im Fall von Komplikationen (Superinfektion mit resistenten Keimen oder Blutung) kann eine operative Entfernung nötig werden.

Bei einem operativen Eingriff wird vom Institut für Anästhesiologie das individuell auf Sie angepasste Anästhesie-Verfahren ausgewählt.