Divertikel sind Ausstülpungen, die sich besonders oft in der Darmschleimhaut des Dickdarms bilden. In vielen Fällen verursachen die Wölbungen keine Symptome und bleiben unbemerkt. Manchmal rufen Divertikel jedoch Beschwerden hervor, etwa wenn sie sich entzünden oder bluten.
Divertikel sind ganz allgemein Ausstülpungen an der Wand eines Hohlorgans. Besonders oft bilden sie sich an der Darmschleimhaut im Dickdarm. Ein bevorzugter Ort ist der Darmabschnitt oberhalb des Mastdarms – das Sigma. Dort bilden sich Divertikel oft in grosser Anzahl, weil das Sigma einen kurvigen Verlauf nimmt und dort ein besonders hoher Druck im Inneren herrscht. Divertikel können jedoch auch andere Organe betreffen, etwa die Blase oder Speiseröhre. Sie können verschiedenste Formen annehmen. Oft ähneln sie optisch einem Ballon, Pilz, einer Birne oder einem Säckchen. Grob lassen sich folgende Formen der Erkrankungen unterscheiden:
Ärztinnen und Ärzte machen zudem einen Unterschied, ob die Divertikel angeboren sind (echte Divertikel) oder ob sie ein Mensch im Lauf des Lebens erworben hat (unechte, falsche oder Pseudo-Divertikel). Die Dickdarmdivertikel sind erworbene Divertikel, die dort entstehen, wo die Darmwand bereits schwächer ist. Dies ist bei den Durchtrittsstellen der Blutgefässe der Fall.
Viele Menschen in den westlichen Industrieländern haben Divertikel in ihrem Körper, ohne dass sie es wissen. Je älter ein Mensch ist, desto häufiger treten Divertikel im Darm auf. So haben nur etwa 10 Prozent der Menschen unter 50 Jahren solche Ausstülpungen im Darm. Anders sieht es bei betagteren Personen über 70 Jahren aus: Hier haben rund 50 Prozent Divertikel im Darm. Allerdings werden Divertikel bei jüngeren Menschen häufiger. Das wird durch sitzende Tätigkeiten und Bewegungsarmut begünstigt.
In asiatischen und afrikanischen Ländern sind Divertikel seltener zu finden, selbst in höherem Lebensalter. Den Grund vermuten Medizinerinnen und Mediziner in anderen Ernährungsgewohnheiten.
Frauen und Männer sind etwa gleich oft betroffen. Selten (bei ungefähr einem Prozent) entwickelt sich aus der Divertikulose innerhalb einiger Jahre eine Divertikulitis – die Ausstülpungen entzünden sich dann. Die Divertikulitis kann in jedem Alter auftreten.
Die Ursachen für die Divertikelkrankheit sind noch nicht genau geklärt. Bekannt sind aber einige Risikofaktoren, welche die Entstehung von Divertikeln begünstigen. Die Ausstülpungen bilden sich vor allem an Stellen, an denen die Darmmuskulatur schwächer ausgebildet ist und an denen ein hoher Druck herrscht. Dies gilt allen voran für das Sigma, einem besonderen Abschnitt des Dickdarms. Er verläuft kurvig in einer S-Form und befindet sich direkt vor dem Mastdarm. Hier übt der Stuhl einen sehr hohen Druck auf die Darmwand aus. Das Sigma gilt als „Hochdruckzone“ des Darms und so können dort Vorwölbungen entstehen.
Folgende Faktoren können Divertikel vermutlich begünstigen:
Der Einfluss des Lebensstils auf das Risiko für Divertikel ist aber noch nicht eindeutig wissenschaftlich bewiesen. Vermutlich steht die Lebensweise aber mit den Darmausstülpungen in Verbindung.
Auch hier sind die Gründe noch nicht ganz klar, warum sich Divertikel entzünden und eine Divertikulitis auslösen. Folgende Ursachen vermuten Ärztinnen und Ärzte:
Die Mehrzahl der Menschen mit Divertikeln im Darm bemerken die Ausstülpungen nicht, weil sie keine Symptome hervorrufen. Doch bei einer Divertikelkrankheit treten Beschwerden auf, zum Beispiel:
Oft sind die Beschwerden nur vorübergehender Natur und klingen dann wieder ab. Manchmal bleiben sie jedoch länger bestehen. Nach dem Essen sind die Symptome oft intensiver ausgeprägt, nach dem Stuhlgang bessern sie sich wieder.
Wenn die Ärztin oder der Arzt bei Ihnen eine Divertikulose festgestellt hat, ist es ratsam, sich ballaststoffreich zu ernähren und ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. So lassen sich Beschwerden und Komplikationen zum Teil vermeiden.
Wenn sich die Divertikel entzünden, können sehr schwere Symptome auftreten. Dazu gehören beispielsweise:
Zu Beginn der Diagnose befragen wir Sie zu Ihrer Krankheitsgeschichte (Anamnese). Folgende Fragen sind zum Beispiel wichtig:
Wir versuchen ausserdem andere Ursachen für die Beschwerden auszuschliessen, zum Beispiel eine Blinddarmentzündung, das Reizdarmsyndrom oder Darmkrebs. Folgende Untersuchungen kommen in der Diagnostik zum Einsatz:
Manchmal Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) (aber immer nach dem Ultraschall).
Die Behandlung der Divertikelkrankheit hat sich in den letzten Jahren markant verändert. Am USZ richten wir uns nach den modernsten Empfehlungen der Fachgesellschaften und können damit oftmals auch unnötige Operationen vermeiden. Wenn es aber zur Operation kommt, kann diese heute in der Regel minimal-invasiv und unter Vermeidung eines künstlichen Darmausganges durchgeführt werden.
Divertikeln im Darm können Sie nicht mit 100-prozentiger Sicherheit vorbeugen. Dennoch kann eine Ernährung mit vielen Ballaststoffen und regelmässige Bewegung das Risiko für die Divertikelkrankheit senken. Auch eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme (1.5 bis 2 Liter pro Tag), Bewegung und Sport, ein Rauchstopp sowie ein normales Körpergewicht sind gut für die Verdauung und den Darm.
Die Früherkennung der Divertikel spielt hier im Vergleich zu anderen Krankheiten eine geringere Rolle. Denn die meisten verspüren keine Beschwerden, wenn sich Divertikel im Darm gebildet haben. Sie können mit den Ausstülpungen ohne gesundheitliche Probleme leben. Sind jedoch Divertikel bekannt, gilt es, einen möglichen Übergang von der Divertikelkrankheit in die Divertikulitis möglichst frühzeitig zu erkennen.
Der Verlauf und die Prognose sind bei der Divertikelkrankheit insgesamt günstig – das gilt besonders, wenn Sie einen gesunden Lebensstil pflegen. Viele Betroffene können so einen ganz normalen Alltag leben. Auch die Entwicklung einer Divertikulitis lässt sich dadurch oft verhindern.
Selten (etwa bei einem Prozent der Betroffenen) entwickelt sich aus der Divertikelkrankheit eine Divertikulitis. Dann entzünden sich die Ausstülpungen im Darm und Bakterien können sich dort ansiedeln. Zudem können Eiterherde (Abszesse) in der Darmwand entstehen. Ohne Behandlung kann sich die Entzündung auf benachbartes Gewebe und andere Organe ausbreiten, etwa den Dünndarm oder die Harnblase.
Am meisten gefürchtet ist der Durchbruch der Divertikel. Dann ergiesst sich deren Inhalt samt Bakterien und Eiter in die Bauchhöhle, was lebensgefährlich ist! Wir müssen die Bauchfellentzündung sofort behandeln.
Kehrt die Divertikulitis häufiger wieder, kann die Darmwand vernarben. Dadurch entstehen Engstellen im Darm und im schlimmsten Fall kommt es zum Darmverschluss. Manchmal werden durch die Entzündungsreaktionen auch Blutgefässe in Mitleidenschaft gezogen – Darmblutungen sind die Folge. Oft stoppt die Blutung von selbst wieder, aber manchmal müssen wir auch therapeutisch eingreifen.
Sofern die Divertikel im Darm keine unangenehmen Symptome hervorrufen, ist eine Therapie nicht notwendig. Die Behandlung der Divertikelkrankheit hängt immer davon ab, ob und welche Beschwerden sie verursacht. Einige Massnahmen, die Sie selbst durchführen können, wirken sich positiv bei Divertikeln aus. Womöglich senken sie somit auch die Gefahr, dass sich eine Divertikulitis entwickelt. Diese müssen wir in jedem Fall behandeln, damit sich die Entzündung nicht im Körper ausbreitet.
Bei einem operativen Eingriff wird vom Institut für Anästhesiologie das individuell auf Sie angepasste Anästhesie-Verfahren ausgewählt.