Kontaktekzeme

Kontaktdermatitis

Ein Kontaktekzem gehört zu den häufigsten Erkrankungen der Haut. Zugrunde liegt eine Überempfindlichkeitsreaktion auf bestimmte Substanzen. Sie äussert sich mit Symptomen wie Rötungen, Juckreiz und/oder Bläschenbildung an der Hautstelle, die mit dem Reizstoff in Berührung gekommen ist. Mit der richtigen Behandlung heilen Kontaktekzeme meist innerhalb weniger Wochen vollständig ab. Wichtig dabei ist, den Auslöser konsequent zu vermeiden.

Überblick: Was ist ein Kontaktekzem

Ein Kontaktekzem entsteht, wenn die Haut überempfindlich auf den Kontakt mit bestimmten Stoffen reagiert. Typische Anzeichen dafür sind zum Beispiel Rötungen, Schwellungen oder kleine Bläschen. Häufig kommt es auch zu Juckreiz. Das Kontaktekzem tritt üblicherweise nur an der Stelle auf, die mit der Substanz in Berührung gekommen ist. In seltenen Fällen kann eine schwerere Reaktion auch auf andere Stellen übergreifen (sogenannte Streureaktion). Es kommen eine Vielzahl an Auslösern infrage (zum Beispiel Konservierungsstoffe, Duftstoffe, Metalle oder Reinigungsmittel). Fachleute unterscheiden zudem allergische von nicht-allergischen Kontaktekzemen. Letzteres geschieht im Sinne einer toxischen Reaktion, zum Beispiel auf eine Pflanze oder Säuren/Laugen.

Kontaktekzem – Häufigkeit und Alter

Kontaktekzeme treten sehr häufig auf. In der Schweiz sind ungefähr 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung irgendwann in ihrem Leben davon betroffen. Kontaktekzeme kommen in allen Altersgruppen vor. Besonders gefährdet sind aber Personen, die beruflich häufig mit möglichen Reizstoffen in Berührung kommen. Dazu zählen zum Beispiel Friseure oder Reinigungskräfte.

Kontaktekzeme: Ursachen und Risikofaktoren

Das Kontaktekzem ist eine Überempfindlichkeitsreaktion des Körpers. Es tritt auf, wenn bestimmte Substanzen von aussen auf die Haut einwirken. Es gibt verschiedene Arten von Kontaktekzemen.

Allergisches Kontaktekzem

Hier handelt es sich meist um eine allergische Reaktion vom Spättyp oder Typ IV. Sie entwickelt sich nach dem wiederholten Kontakt mit dem gleichen Stoff. Dabei kommt es im Körper zu einer sogenannten immunologischen Sensibilisierung. In der Folge reagiert das Immunsystem überempfindlich, sobald die Haut diesem Stoff (auch Allergen genannt) erneut ausgesetzt ist: Es kommt zu den typischen Beschwerden mit Rötungen, Schwellungen, Bläschen und/oder Juckreiz. Fachleute sprechen in diesem Fall auch von einem allergischen Kontaktekzem, einer Kontaktallergie oder einer allergischen Kontaktdermatitis. An der allergischen Reaktion sind spezielle Immunzellen, sogenannte T-Zellen beteiligt. Sie tritt immer verzögert auf. Daher zeigt sich das allergische Kontaktekzem frühestens 12, meist aber erst 24 Stunden nach dem wiederholten Kontakt mit dem Allergen auf der Haut.

Nicht-allergisches Kontaktekzem

Neben den allergischen gibt es auch nicht-allergische Formen des Kontaktekzems. Dabei kommt es sofort beim ersten Kontakt mit einem giftigen oder reizenden Stoff zu ähnlichen Hautreaktionen wie bei einem allergischen Kontaktekzem. Das sogenannte toxische Kontaktekzem entwickelt sich zum Beispiel, wenn Sie eine bestimmte Pflanze berühren oder bestimmte, ätzende Reinigungsmittel verwenden. Das irritativ-toxische Kontaktekzem entwickelt sich vor allem bei Betroffenen, welche erhöhter Feuchtarbeit ausgesetzt sind.  Aufgrund der ähnlichen Symptome sind die beiden Formen oft nicht auf den ersten Blick voneinander zu unterscheiden. Auch der Sonnenbrand zählt hierzu (phototxische Kontaktekzem).

Mögliche Auslöser für ein Kontaktekzem

Theoretisch kann jeder Stoff ein Kontaktekzem auslösen. Es gibt aber eine ganze Reihe von Substanzen, die als Auslöser besonders bekannt sind. Für das allergische Kontaktekzem sind das zum Beispiel:

  • Metalle: Vor allem Nickel, das in vielen Alltagsgegenständen enthalten ist wie zum Beispiel in Reissverschlüssen, Knöpfen, Modeschmuck, Piercings, Nieten oder auch Münzen.
  • Duftstoffe: Diese kommen in den meisten konventionellen Kosmetika, Hautpflegemitteln, Seifen und Parfümen vor, können aber auch in Zahnpasta, Medikamenten und Hygieneartikeln eingearbeitet sein.
  • Farbstoffe oder Konservierungsmittel (zum Beispiel Parabene, Formaldehyd, Methylisothizolinon) vor allem in Kosmetika, aber auch beispielsweise in Farben für Wandanstriche
  • Pflanzen (zum Beispiel Kamille, Scharfgarbe, Arnika): Bestimmte Pflanzen können direkt oder indirekt (zum Beispiel durch in Körperpflegemitteln enthaltene Pflanzenextrakte oder ätherische Öle) ein Kontaktekzem auslösen.
  • sogenannte Gummihilfsstoffe wie Vulkanisierstoffe oder Stabilisatoren für die Gummiherstellung: Sie sind unter anderem in Spielzeug oder Schuhen zu finden.
  • Epoxidharze zum Beispiel in Kunststoffen

Auslöser für das toxische Kontaktekzem sind vor allem chemisch oder physikalisch reizende Substanzen wie zum Beispiel Säuren, Mineralöle oder Lösungsmittel. Aber auch eine Überdosierung mit UV-Strahlung kann mitunter die gleichen Beschwerden verursachen.

Kontaktekzem: Wer ist besonders gefährdet?

Tatsächlich gibt es Menschen, die besonders häufig von Kontaktekzemen betroffen sind. Sie arbeiten meist in Berufen, in denen der Kontakt mit bestimmten, möglicherweise reizenden Substanzen Alltag ist. Zusätzlich spielt eine vermehrte Feuchtarbeit eine Rolle. Dazu gehören zum Beispiel Friseure, Bäcker sowie Maurer, Maler oder Fliesenleger. Auch Reinigungskräfte oder Menschen, die sich vor allem um die Wartung von Maschinen kümmern, entwickeln im Laufe ihres Berufslebens oft ein Kontaktekzem. Manchmal ist der Leidensdruck dabei so hoch, dass die betroffenen Personen aufgrund ihrer Erkrankung den Beruf wechseln müssen.

Symptome: Kontaktekzeme erkennen

Das wichtigste Anzeichen für ein Kontaktekzem sind die typischen Veränderungen der Haut wie zum Beispiel Rötungen oder Schwellungen. Die betroffene Hautstelle kann auch jucken, nässen oder sich schuppen. Zudem können sich Bläschen bilden. In der Regel beschränken sich die Hautreaktionen auf die Stelle, die tatsächlich mit dem Auslöser in Berührung gekommen ist (zum Beispiel Hände bei Reinigungsmitteln, Ohrläppchen bei nickelhaltigen Ohrringen). Nur in sehr seltenen Fällen kommt es bei den Betroffenen zu weiteren Symptomen wie Streuungsreaktionen, Reizungen der Schleimhäute oder Asthmaanfälle.

Bei der allergischen Form treten die Beschwerden in der Regel nicht sofort nach dem Kontakt mit dem allergieauslösenden Stoff (auch Allergen genannt) auf, sondern mit einer Zeitverzögerung von 12 bis manchmal auch 72 Stunden. Hier kann sich die Entzündung mitunter von der ursprünglichen Kontaktstelle auf die daneben liegende Haut oder auch auf komplett andere Bereiche des Körpers ausbreiten. Man nennt dieses Phänomen auch „Streureaktion“.

Besteht der Kontakt mit dem reizenden Stoff über längere Zeit, kann das Kontaktekzem nicht mehr richtig abheilen. Wir sprechen dann auch von einem chronischen Kontaktekzem. Anzeichen dafür

Diagnose Kontaktekzem

Um ein Kontaktekzem festzustellen, werden wir Sie vorab ausführlich befragen (Anamnese):

  • Wie lange bestehen die Symptome bereits?
  • Welchen Beruf üben Sie aus?
  • An welcher Stelle des Körpers treten die Symptome auf?
  • Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Symptome und bestimmten Substanzen oder Tätigkeiten?
  • Leiden Sie an anderen Krankheiten oder haben Sie bereits eine Allergie?

Anhand Ihrer Antworten bekommen wir wichtige Informationen zu Ihrer Krankheitsgeschichte. Das hilft uns, das Kontaktekzem zu diagnostizieren. Danach folgt in der Regel die körperliche Untersuchung, bei der wir auch die betroffenen Hautstellen genauer ansehen.

Epikutantest bringt Klarheit

Um den Verdacht auf ein allergisches Kontaktekzem zu bestätigen, führen wir einen sogenannten Epikutantest (Allergietest, Patch-Test) durch. Dabei testen wir eine Reihe von Substanzen, die oft Kontaktekzeme auslösen oder mit welchen Sie zum Beispiel aus beruflichen Gründen häufig in Kontakt sind. Die ausgewählten Teststoffe werden auf Ihrer Rückenhaut aufgetragen und mit einem speziellen Pflaster festgeklebt. In regelmässigen Abständen (in der Regel nach 48 und noch einmal nach 72 Stunden) kontrollieren wir, ob die Haut auf irgendeine der Testsubstanzen reagiert. Mitunter gibt es noch eine dritte Kontrolle nach weiteren zwei bis vier Tagen. Denn bestimmte Allergene lösen eine verzögerte Reaktion aus. Wichtig: Solange der Epikutantest noch nicht abgeschlossen ist, sollten Sie weder duschen noch stark schwitzen. Das verhindert, dass die Testsubstanz weggespült und das Ergebnis verfälscht wird. Kommt es in der Testphase zu typischen Hautveränderungen wie Rötungen oder Bläschenbildung, ist das ein Nachweis dafür, dass Sie allergisch auf den entsprechenden Stoff reagieren. Bringt der herkömmliche Epikutantest keine überzeugenden Ergebnisse, stehen bei bestehendem Verdacht weitere, verschiedene Variationen des Tests zur Verfügung (zum Beispiel Testung direkt auf der Ekzemstelle oder Laboruntersuchungen zur Untersuchung der Blutzellreaktion auf allergieauslösende Stoffe).

Wann ist der Epikutantest nicht geeignet?

Der Epikutantest sollte nur dann durchgeführt werden, wenn Sie kein akutes Kontaktekzem haben. In der Regel sollte es mindestens seit zwei Wochen vollständig abgeheilt sein. Auch wenn Sie in den letzten vier Wochen viel in der Sonne waren oder eine Therapie mit UV-Strahlung bekommen haben, muss der Test auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Bei chronischem Handekzem kann der Test trotzdem durchgeführt werden.

Kontaktekzem: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Es gibt keine typischen Anzeichen zur Früherkennung, die das Auftreten eines Kontaktekzems ankündigen. Aufgrund der Vielzahl an möglichen Auslösern ist es auch schwierig, generell vorzubeugen. Leiden Sie aber bereits an einer Allergie oder haben Sie empfindliche Haut, können Sie verschiedene Dinge beachten:

  • An erster Stelle gehört dazu, den bereits bekannten Auslöser möglichst konsequent zu vermeiden. Mitunter können bestimmte Schutzmassnahmen wie zum Beispiel Handschuhe oder spezielle Kleidung dabei helfen.
  • Manchmal reicht das aber nicht aus, vor allem, wenn Sie beruflich viel mit der Substanz zu tun haben. Dann kann es nötig sein, dass Sie den Beruf oder den Arbeitsplatz wechseln. In einigen Fällen kann ein Kontaktekzem auch als Berufskrankheit anerkannt werden.
  • Achten Sie auch auf eine gute Hautpflege, um die natürliche Barrierefunktion der Haut zu stärken. Dazu gehören nicht nur entsprechende, pflegende Cremes oder Salben, sondern auch spezielle seifenfreie Waschlösungen zur schonenden Reinigung. Für empfindliche Personen ist es auch empfehlenswert, generell auf Duftstoffe in Kosmetika oder Waschmittel zu verzichten sowie Reinigungs- und Desinfektionsmittel möglichst sparsam zu verwenden. Handdesinfektionsmittel sollte lange genug eingerieben werden, da dieses so konzipiert ist, dass es nach einer gewissen Reibezeit rückfettend wirkt.

Verlauf und Prognose

Die Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Substanzen bleibt meist lebenslang bestehen. Eine Hyposensibilisierung (also eine spezifische Immuntherapie) ist nur bei Allergien vom Soforttyp oder Typ I möglich (zum Beispiel Insektengiftallergie, Heuschnupfen). Hier tritt die allergische Reaktion unmittelbar nach dem Kontakt mit dem Allergen auf. Beim allergischen Kontaktekzem liegt eine Allergie des Typen IV vor. Hier kommt es frühestens zwölf Stunden nach dem Kontakt mit dem Allergen zu einer sichtbaren Reaktion.

Generell ist die Prognose bei Kontaktekzemen gut. Normalerweise können die entsprechenden Therapiemassnahmen die Beschwerden schnell lindern. Die Entzündungsreaktion geht dann soweit zurück, dass das Kontaktekzem vollständig abheilt. In seltenen Fällen können die Beschwerden chronisch werden, vor allem, wenn Sie den Kontakt zum auslösenden Stoff nicht vermeiden.

Kontaktekzem: Behandlung von aussen und von innen

Ein zentraler Bestandteil der Therapie ist, den Auslöser, so gut es geht, zu vermeiden. Ist das Kontaktekzem bereits aufgetreten, stehen verschiedene Behandlungsmassnahmen zur Verfügung.

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