Leukoplakie

Weissschwielenkrankheit, anale intraepitheliale Neoplasie, perianale intraepitheliale Neoplasie, AIN, PAIN

Als Leukoplakie bezeichnet man bestimmte krankhafte Veränderungen der Schleimhaut, die meistens im Mund auftreten. Sie zeigen sich durch auffällige weisse Flecken, zum Beispiel an der Zunge oder im Gaumen. Nur selten bilden sie sich ausserhalb der Mundhöhle.

Die weissen Veränderungen der Schleimhaut lassen sich nicht abwischen. Leukoplakie wird auch Weissschwielenkrankheit genannt. Sie kann mit oder ohne Schmerzen auftreten. Meistens sind die Erscheinungen harmlos, aber nicht selten können sich Leukoplakien zu einer gefährlichen Krebserkrankung entwickeln.

Überblick: Was ist Leukoplakie?

Bei der Leukoplakie (Weissschwielenkrankheit) findet eine Verhornung von Zelloberflächen statt. Betroffen sind verschiedene äussere Zellschichten, die eine flache, platte Form besitzen und miteinander verbunden sind. Eine Gruppierung solcher Zellen wird „Plattenepithel“ genannt. Aus den griechischen Wörtern für Platte („plakos“) und weiss („leukos“) entstand der medizinische Name Leukoplakie.

Wenn Sie an Ihrer Zunge, an der Innenseite der Wangen, am Gaumen oder auch an den Lippen hartnäckige weisse Flecken entdecken, dann sind das Anzeichen für eine Leukoplakie. Zumindest dann, wenn Sie keine andere Krankheit haben, die solche Flecken als Begleiterscheinung verursachen könnte. Neben der Leukoplakie, die den Mundbereich befällt (sie wird orale Leukoplakie genannt), gibt es in selteneren Fällen auch Leukoplakien, die den Genital- oder Analbereich betreffen.

Für eine Leukoplakie der Analschleimhaut hat sich in der Medizin mittlerweile ein eigener Diagnosebegriff durchgesetzt: anale intraepitheliale Neoplasie (abgekürzt AIN) oder perianale intraepitheliale Neoplasie (PAIN). Eine Neoplasie ist eine Neubildung oder Zellwucherung. „Perianal“ heisst: rund um den Anus herum.

Leukoplakie – Häufigkeit und Alter

Unter den Erkrankten der Leukoplakie gibt es etwa dreimal so viele männliche wie weibliche Patienten und Patientinnen. Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 0,7 Prozent der Frauen und 2,3 Prozent der Männer von der Weissschwielenkrankheit betroffen sind. Für die Schweiz heisst das demnach, dass rund 30‘000 Frauen und etwa 95‘000 Männer an Leukoplakie erkrankt sind.

Leukoplakie tritt überwiegend im mittleren und höheren Lebensalter auf, nur selten vor dem 40. Lebensjahr.

Illustration Zunge mit weissem Belag

Leukoplakie: Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursachen für Leukoplakie im Mundbereich sind vielfältig. Sie alle haben gemeinsam, dass sie die oberste Gewebeschicht der Schleimhaut verhornen lassen. Das feuchte Milieu im Mundraum lässt die verhornten Zellen aufquellen, wodurch sie sich schliesslich weiss färben.

Folgende Faktoren können die Entstehung der Weissschwielenkrankheit (Leukoplakie) begünstigen:

  • Wiederholte und länger andauernde mechanische Reizungen. Als Verursacher kommen zum Beispiel Zahnspangen, vorstehende Zähne und schlechtsitzende Prothesen infrage. Auch zwischen den Lippen festgehaltene Nägel (bei Handwerkerarbeiten) können in grösserer Zahl langfristig eine Leukoplakie auslösen.
  • Mangelhafte Mundhygiene und Karies sind ebenfalls Risikofaktoren.
  • Wenn Sie Raucher oder Raucherin sind, ist das Risiko, an Leukoplakie zu erkranken, besonders hoch.
  • Auch regelmässig und in grösseren Mengen konsumierter Alkohol kann eine Leukoplakie begünstigen.
  • Ungesunde Ernährung ist ebenfalls ein Risikofaktor. Vor allem, wenn sie zu einem Mangel an B-Vitaminen, Eisen oder Vitamin A führt.
  • Auch von Viren oder Pilzen ausgelöste Infekte können Leukoplakie bewirken.

In manchen Fällen ist jedoch keiner der genannten Auslöser zu finden. Wenn das bei Ihnen der Fall ist, leiden Sie an einer sogenannten idiopathischen Leukoplakie. Der Begriff „idiopathisch“ bedeutet in der Medizin, dass es keine erkennbare Ursache für eine Krankheit gibt.

Symptome: Leukoplakie

Wenn Sie an Leukoplakie leiden, weist Ihre Schleimhaut an den betroffenen Stellen (meist im Mund) kleine oder grossflächige weisse Flecken auf. Häufig zeigen sie sich in grösserer Zahl und an verschiedenen Stellen. Solche Flecken der Weissschwielenkrankheit jucken nicht. Oft erzeugen sie auch keine anderen Beschwerden. Allerdings gibt es verschiedene Formen der Erkrankung, von denen einige mit Komplikationen einhergehen können.

Folgende Formen der Leukoplakie lassen sich unterscheiden:

  • Ist die Färbung der Schleimhaut durchgängig weiss, mit glatter Oberfläche und einer scharfen Begrenzung, spricht man von einer einfachen Leukoplakie. Sie wird auch Leukoplakia simplex oder homogene Leukoplakie genannt.
  • Ist die Oberfläche rau, warzenartig und bemerken Sie ein brennendes Gefühl oder Schmerzen, handelt es sich um eine verruköse (warzenartige) Leukoplakie. Sie gehört zu den sogenannten inhomogenen (nicht gleichmässig aufgebauten) Leukoplakien.
  • Treten rote und weisse Verfärbungen auf, die unregelmässig begrenzt sind, leiden Sie an einer erosiven Leukoplakie. Im Lauf der Zeit bilden sich immer mehr rote Bereiche auf den Schleimhäuten, sodass die weissen Verfärbungen in den Hintergrund treten. Auch diese Form der Weisschwielenkrankheit gehört zu den inhomogenen Leukoplakien.

Sonderform: Haarleukoplakie

Wenn weissliche Veränderungen an der Zungenseite entstehen, die Haaren ähneln, spricht man von einer Haarleukoplakie. Diese seltene Sonderform der Weissschwielenkrankheit kann bei Menschen mit HIV (Aids) auftreten, die sich in der Vergangenheit einmal mit dem Epstein-Barr-Virus infiziert hatten. Dieses Virus löst das Pfeiffersche Drüsenfieber aus. Seine Begleiterscheinungen sind oft Fieber, Halsschmerzen, Abgeschlagenheit, geschwollene Lymphknoten am Hals und eine Vergrösserung der Milz. Manchmal treten aber gar keine Symptome auf.

Leukoplakie: Diagnose bei uns

Wenn Sie vermuten, an Leukoplakie erkrankt zu sein, sollten Sie uns aufsuchen. Vielleicht fallen Ihnen die Symptome Ihrer Weissschwielenkrankheit aber zunächst gar nicht auf. Oft werden die weisslichen Veränderungen der Schleimhäute erst bei einer Routinekontrolle vom Zahnarzt oder der Zahnärztin entdeckt.

Wenn sich die weissen Flecken nicht wegwischen lassen, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um Leukoplakie handelt. Die endgültige Diagnose erhalten Sie aber erst nach einem Besuch bei uns. Wir müssen klären, ob die weisslichen Veränderungen der Schleimhaut nicht von einer anderen Krankheit als der Leukoplakie stammen. Die Weissschwielenkrankheit lässt sich zum Beispiel auf den ersten Blick mit der Pilzerkrankung Soor und mit einer Form der Knötchenflechte (Lichen ruber planus) verwechseln.

Um eine sichere Diagnose stellen zu können, entnehmen wir Ihrer Schleimhaut einige Zellen (wir machen einen Abstrich), oder wir entnehmen eine Gewebeprobe (wir machen eine Biopsie). Eine Analyse der Zellen unter dem Mikroskop lässt erkennen, ob eine Leukoplakie vorliegt.

Leukoplakie: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Wenn Sie vor dem Spiegel stehen und einen Blick in Ihren Mundraum werfen, präsentieren sich Ihre Schleimhäute im Idealfall in rötlichen Farbtönen. Weisse, nicht abwischbare Flecken, die auf eine Leukoplakie hinweisen, sind nicht immer auf Anhieb erkennbar. Sie können auch an den Rändern der Zunge oder an Stellen der Wangen auftauchen, die man nicht sofort sieht.

Einer Weissschwielenkrankheit können Sie bis zu einem gewissen Grad vorbeugen, indem Sie Risikofaktoren vermeiden und auf einen gesunden Lebensstil achten. Was Sie tun können:

  • Putzen Sie Ihre Zähne mindestens zweimal täglich gründlich, am besten mit einer elektrischen Zahnbürste. Vergessen Sie keinen Zahn und reinigen Sie die Zahnzwischenräume mit Interdentalbürsten oder Zahnseide. So entfernen Sie die Ablagerungen auch an schwer zugänglichen Stellen. Denken Sie ausserdem daran, mindestens einmal pro Jahr zum Zahnarzt oder zur Zahnärztin zu gehen, um Zahnfleisch und Zähne untersuchen zu lassen.
  • Rauchen und starker Alkoholkonsum erhöhen das Risiko für Leukoplakie. Halten Sie also Mass oder verzichten Sie ganz.
  • Ernähren Sie sich gesund und ausgewogen, damit kein Nährstoffmangel entsteht, der ebenfalls als Risikofaktor für die Weissschwielenkrankheit gilt.
  • Achten Sie darauf, dass Ihr Mund nicht immer wieder an derselben Stelle dem gleichen Reiz ausgesetzt wird. Das könnten zum Beispiel Zigaretten oder Tabakpfeifen sein oder, wenn Sie oft handwerklich arbeiten, mit den Lippen gehaltene Nägel.
  • Falls Sie eine Zahnprothese tragen und bemerken, dass sie nicht optimal sitzt, nehmen Sie das nicht hin, sondern suchen Sie Ihren Zahnarzt oder Ihre Zahnärztin

Verlauf und Prognose

Die einfache Leukoplakie (auch homogene Leukoplakie oder Leukoplakia simplex genannt) ist meistens harmlos. Wenn sie aber nicht behandelt wird, ist das Risiko gross, dass die Erkrankung sich zu einem Tumor entwickelt. Medizinerinnen und Mediziner schätzen, dass sich bis zu 30 Prozent der unbehandelten Leukoplakien bösartig verändern können. In diesen Fällen entsteht ein sogenanntes Plattenepithelkarzinom. Die Weissschwielenkrankheit gehört damit zu den häufigsten Krebsvorstufen der Mundhöhle.

Auch bei einer behandelten Leukoplakie ist das Risiko hoch, dass sie erneut auftritt. Deshalb sollten Sie auch nach der Therapie darauf achten, die Risikofaktoren zu vermeiden und so einen erneuten Ausbruch der Krankheit zu verhindern. Lassen Sie Ihren Mundraum regelmässig kontrollieren, um bei Bedarf frühzeitig eine erneute Behandlung einleiten zu können.

Leukoplakie: wirksame Behandlung

Um Ihre Leukoplakie wirksam behandeln zu können, müssen wir die Ursache der Erkrankung kennen. Wenn diese in einer mechanischen Reizung der Schleimhaut besteht, genügt es oft schon, den verursachenden Auslöser (zum Beispiel eine rutschende Zahnprothese) zu beseitigen. Auch ernährungsbedingte Schleimhautschäden lassen sich meist durch entsprechende Abhilfe beheben (zum Beispiel durch eine veränderte Nahrungsauswahl). Wenn der Auslöser bekannt ist, setzt die Behandlung an der entsprechenden Stelle an. Ist die Störquelle erst einmal beseitigt, verschwindet die Weissschwielenkrankheit meistens von selbst.

Schwieriger wird es, wenn die Ursache unbekannt ist oder die Leukoplakie nach einigen Wochen trotz ärztlicher Behandlung fortbesteht. Dann nehmen wir einen kleinen chirurgischen Eingriff vor, um die verfärbten Schleimhautstellen zu entfernen. Wir können die verhornten Zellen mit einem Laser oder mit Hitze abtragen, oder wir beseitigen sie, indem wir sie vereisen.