Pleuraempyem

Das Pleuraempyem ist eine Ansammlung von Eiter im Brustfell zwischen dem Lungen- und dem Rippenfell. Meist ist es die Folge einer Lungenentzündung, bei der Bakterien das Brustfell besiedeln und in den Pleuraspalt eindringen. Das Pleuraempyem löst Symptome wie hohes Fieber, Atemnot und Brustschmerzen aus.

Überblick: Was ist ein Pleuraempyem?

Bei einem Pleuraempyem sammelt sich Eiter im Brustfell an; genauer gesagt zwischen den beiden Pleurablättern des Brustfells. Diese Pleurablätter heissen Lungenfell (Pleura visceralis) und Rippenfell (Pleura parietalis). Das Wort „Empyem“ stammt aus dem Griechischen „empyein“ und bedeutet „eitern“. Ein weiterer Fachbegriff für Pleuraempyem ist Pyothorax.

Diese Eiteransammlung entsteht, wenn Bakterien in den Spalt zwischen den Pleurablättern eindringen. Meist geschieht dies in Folge einer bakteriellen Lungenentzündung (Pneumonie), die sich auf das Brustfell ausdehnt (Pleuritis). Menschen mit einem Pleuraempyem leiden oft unter einem schweren Krankheitsgefühl. Symptome sind hohes Fieber, Atemnot, Brustschmerzen oder nächtliches Schwitzen.

Das Pleuraempyem verläuft in verschiedenen Stadien. Zu Beginn ist die Entzündungsflüssigkeit im Pleuraspalt wässrig. Später vermischt sie sich mit Eiter. Die Behandlung hängt davon ab, wie schwer das Pleuraempyem ausgeprägt ist und in welchem Stadium es sich befindet.

Das Pleuraempyem muss möglichst schnell erkannt und konsequent behandelt werden, um eine Verschlechterung der Prognose zu verhindern. Zum Einsatz kommen Antibiotika, aber auch eine Drainage, über die man das Sekret aus dem Pleuraempyem absaugt. In schweren Fällen hilft eine Operation, bei der Chirurginnen und Chirurgen die Eiteransammlung ausräumen.

Pleuraempyem – Häufigkeit und Alter

Das Pleuraempyem ist eine relativ häufig auftretende entzündliche Erkrankung im Brustraum. Bei 20 bis 60 Prozent der Patientinnen und Patienten mit einer Lungenentzündung entwickelt sich ein parapneumonischer Erguss, der sich zu einem Pleuraempyem ausweiten kann. Prinzipiell kann die Erkrankung in jedem Alter auftreten. Es kann jüngere, zuvor gesunde Personen genauso betreffen wie ältere Menschen mit bestehenden Grunderkrankungen. Männer sind dabei etwa doppelt so oft betroffen wie Frauen.

Pleuraempyem: Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursache für die Bildung von Eiter ist immer eine Entzündung, die in den meisten Fällen durch Bakterien entstehen. Die Bakterien sowie die weissen Blutzellen, welche die eingedrungenen Krankheitserreger anlocken, setzen spezielle Eiweisse (Enzyme) frei. Diese sorgen dafür, dass sich die benachbarten Zellen selbst verdauen. Es entsteht Eiter. Beim Pleuraempyem bildet sich diese Eiteransammlung zwischen den beiden Pleurablättern, das heisst zwischen dem Lungen- und dem Rippenfell. Mehrere Ursachen kommen für das Pleuraempyem in Frage.

Pleuraempyem: Ursache ist oft eine Lungenentzündung

Die häufigste Ursache für Pleuraempyem ist die bakterielle Lungenentzündung (Pneumonie). Die Bakterien gehen auf die Pleura über und lösen dort Entzündungen aus (Pleuritis). Von dort gelangen sie in den Spalt zwischen Rippen- und Lungenfell und es bildet sich ein sogenannter „parapneumonischer Erguss“. Man teilt diesen nach dem Verlauf in drei Formen ein: unkomplizierter und komplizierter parapneumonischer Erguss bis hin zum vollständig ausgebildeten Pleuraempyem. Die Übergänge sind meist fliessend. Am Pleuraempyem sind oft verschiedene Bakterienarten beteiligt, allen voran jedoch Staphylokokken und Pneumokokken.

Daneben sind noch andere Ursachen für das Pleuraempyem bekannt, zum Beispiel:

  • Verletzungen im Brustraum (z.B. Unfälle). Das kann zum Beispiel ein Bluterguss in der Brusthöhle (Hämatothorax) sein.
  • Verletzungen durch Operationen. Eingriffe im Brustraum (Thoraxdrainage, Punktion eines Ergusses), am Herz, an den Harnwegen oder im Bauchraum. Wird das Pleuraempyem im Krankenhaus erworben, sprechen Medizinerinnen und Mediziner von „nosokomial“.
  • Lungenerkrankungen. Dazu gehört Lungenkrebs (Bronchialkarzinom).
  • Entzündungen ausserhalb der Lunge. Zum Beispiel, wenn die Erreger von einem anderen Entzündungsherd im Körper verschleppt werden: z.B. Bauchspeicheldrüsen- und Bauchfellentzündung, Leberabszess, Entzündung unterhalb des Zwerchfells – die Erreger gelangen über die Blut- und Lymphwege in den Pleuraspalt.
  • Blutvergiftung (Sepsis).
  • Einatmen von Fremdkörpern (Fremdkörperaspiration). Bei gesunden Menschen oder Menschen mit Schluckstörungen.

Risikofaktoren für ein Pleuraempyem

Man kennt einige Risikofaktoren, die ein Pleuraempyem begünstigen können. Die meisten stehen mit einem unterdrückten Immunsystem (Immunsuppression) in Zusammenhang. Beispiele sind:

  • HIV-Infektion, Organtransplantation
  • Chronische Niereninsuffizienz (chronische Nierenschwäche)
  • Zuckerkrankheit Diabetes mellitus
  • Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
  • Mangelernährung
  • Alkohol- und Drogenmissbrauch
  • Neurologische Erkrankungen, die mit Schluckstörungen verbunden sind und die Gefahr für das Einatmen von Fremdkörpern erhöhen, etwa ein Schlaganfall oder Demenzerkrankungen.

Parapneumonischer Erguss bis Pleuraempyem – die Phasen

Ärztinnen und Ärzte unterscheiden zwischen dem komplizierten und unkomplizierten Erguss und dem vollständig ausgebildeten Pleuraempyem. Diese Prozesse laufen in den verschiedenen Phasen ab:

  • Unkomplizierter parapneumonischer Erguss: Aufgrund der Lungenentzündung nimmt die Flüssigkeit zwischen den Zellen in der Lunge zu und tritt in den Pleuraspalt über. Heilt die Lungenentzündung ab, bildet sich auch der Erguss zurück.
  • Komplizierter parapneumonischer Erguss: Zusätzlich wandern neutrophile Granulozyten (eine besondere Art weisser Blutkörperchen) in den Pleuraspalt ein. Der Körper aktiviert die Bildung von Fibrin, ein Eiweiss, das bei der Blutgerinnung eine wesentliche Rolle spielt. Dadurch entstehen kleine, nicht infizierte Kammern.
  • Pleuraempyem: Im Pleuraspalt sammeln sich Sekret und Eiter an. Es gibt verschiedene Stadien beim Pleuraempyem.

Symptome: Pleuraempyem verursacht hohes Fieber

Betroffene schieben das Pleuraempyem oft auf eine bakterielle Lungenentzündung. Die meisten ahnen nicht, dass sich im Brustfell Unheil anbahnt.

Folgende Symptome können beim Pleuraempyem auftreten:

  • Hohes Fieber
  • Atemnot
  • Brustschmerzen
  • Schulterschmerzen
  • Müdigkeit, Mattigkeit, Abgeschlagenheit
  • Husten, eitriger Auswurf

Holen Sie immer ärztlichen Rat ein, wenn Sie solche Anzeichen für eine Infektion bei sich feststellen. Ohne Behandlung kann das Pleuraempyem die Lungenfunktion massgeblich beeinträchtigen und damit auch die Lebensqualität.

Pleuraempyem: Diagnose durch uns

Wir beginnen die Diagnostik eines Pleuraempyems immer mit dem Gespräch zu Ihrer Krankengeschichte (Anamnese). Wir werden Ihnen einige Fragen stellen, zum Beispiel:

  • Welche Symptome haben Sie?
  • Wann sind die Beschwerden erstmals aufgetreten?
  • Wie stark sind die Symptome ausgeprägt?
  • Sind Krankheiten bei Ihnen bekannt, zum Beispiel eine Lungenentzündung?
  • Gibt es andere Krankheiten ausserhalb der Lunge?
  • Nehmen Sie Medikamente ein? Falls ja, welche und seit wann?
  • Haben Sie sich kürzlich einer Operation unterzogen? Wenn ja, welcher und wann?
  • Hatten Sie vor kurzer Zeit einen Unfall oder eine Verletzung?

Anschliessend folgt eine körperliche Untersuchung, bei der wir die Lunge abhören und abklopfen. So lassen sich ungewöhnliche Geräusche aufdecken. Allerdings können solche veränderten Geräusche auch im Rahmen vieler anderer Lungenerkrankungen vorkommen.

  • Röntgenuntersuchung. Im Röntgenbild lassen sich Flüssigkeitsansammlungen sichtbar machen, welche die Lunge zusammendrücken.
  • (Sonografie) des Brustkorbs
  • Computertomografie (CT). Diese Röntgenuntersuchung liefert noch genauere Schnittbilder der Lunge. Die CT-Aufnahmen zeigen, wo das Pleuraempyem liegt und wie gross es ist.
  • Blutuntersuchung. Die Blutwerte liefern Hinweise auf Entzündungen im Körper, z.B. das C-reaktive Protein (CRP). Dieser Entzündungsmarker ist aber nicht spezifisch für das Pleuraempyem, sondern zeigt nur, dass irgendwo im Körper eine Entzündung vorhanden ist. Auch die Anzahl der Leukozyten (weisse Blutkörperchen) ist erhöht.
  • Pleurapunktion. Wir entnehmen mit einer feinen Nadel eine Sekretprobe aus dem Pleuraspalt. Anschliessend analysieren Laborärzte die Flüssigkeit auf verschiedene Erreger hin. Zudem analysieren sie weitere Parameter wie den pH-Wert, das Enzym Laktatdehydrogenase, Glukose und die neutrophilen Granulozyten (bestimmte Art weisser Blutkörperchen). Diese Werte sind bei einem Pleuraempyem verändert. So können wir das Stadium bestimmen.

Pleuraempyem – drei Stadien

Das Pleuraempyem lässt sich nach seiner Entwicklung in drei Stadien einteilen – vom unkomplizierten Pleuraerguss bis hin zum vollständig ausgebildeten Pleuraempyem:

  • Stadium 1 (exsudative Phase): Durch entzündliche Prozesse bei einer Lungenentzündung werden die Gefässe der Pleura durchlässiger und es bildet sich ein klares Sekret (ohne Bakterien).
  • Stadium 2 (fibrinös-purulente Phase): Bis zu 14 Tage später wandern Bakterien in den Pleuraspalt ein. Der Körper bildet vermehrt Fibrin und es bilden sich Kammern aus. Neutrophile Granulozyten treten auf den Plan, Bakterien verstoffwechseln Traubenzucker (Glukose) zu Kohlendioxid und Laktat – der pH-Wert und der Glukosewert sinkt. Zudem steigt der Wert des Enzyms Laktatdehydrogenase (LDH). Das Sekret ist eitrig und trüb.
  • Stadium 3 (vernarbende, organisierende Phase). Die Fibrinkammern wandeln sich in ein Kammersystem mit dicken Wänden um. Die beiden Pleurablätter bilden Schwarten aus, welche die Lunge wie ein Panzer umgeben. So kann sich die Lunge nicht mehr richtig ausdehnen und ist „gefangen“ (engl. trapped lung). Betroffene haben Atemprobleme. Das Sekret ist eitrig oder dickflüssig.

Pleuraempyem: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Beim Pleuraempyem sind keine besonderen Massnahmen zur Vorbeugung und Früherkennung bekannt. Allerdings entsteht das Pleuraempyem oft auf dem Nährboden einer bakteriellen Lungenentzündung. Lassen Sie diese immer ausreichend mit Medikamenten (Antibiotika) behandeln. Kurieren Sie die Lungenentzündung vollständig aus, damit sämtliche Bakterien beseitigt sind. So können Sie der Entwicklung eines Pleuraempyems eventuell vorbeugen.

Wichtig ist es, dass wir das Pleuraempyem möglichst frühzeitig erkennen und konsequent behandeln. Sonst leidet manchmal die Lungenfunktion für das restliche Leben.  Allgemein gilt daher: Wenn Sie Symptome wie Fieber, Atemnot oder Abgeschlagenheit bei sich feststellen, sollten Sie immer zeitnah Ihre Ärztin oder Ihren Arzt aufsuchen und Ihre Beschwerden abklären lassen.

Verlauf und Prognose bei Pleuraempyem

Das Pleuraempyem müssen wir möglichst schnell erkennen und ausreichend behandeln, sonst verschlechtern sich der Verlauf und die Prognose. Das gilt besonders für ältere Menschen, die oft zusätzlich schwere Grunderkrankungen mitbringen. Langfristig kann das Pleuraempyem zu einem Umbau der Pleura und zur Narbenbildung führen. Pleuraschwiele oder Pleuraschwarte heissen diese Folgen. Die Lungenerkrankung kann die Atmungsfunktion sowie den Alltag schwer beeinträchtigen.

Die Mehrheit der Pleuraempyeme benötigen neben einer antibiotischen Therapie eine Operation, um den Eiter zu entfernen und den Pleuraspalt zu reinigen. Nur in den ganz frühen Formen kommt man mit Antibiotika alleine durch.

Pleuraempyem: Behandlung je nach Stadium

Die Behandlung des Pleuraempyems hängt vom Stadium ab, in dem sich die Erkrankung befindet.

Bei einem operativen Eingriff wird vom Institut für Anästhesiologie das individuell auf Sie angepasste Anästhesie-Verfahren ausgewählt.