Ein Schlüsselbeinbruch ist eine relativ häufige Verletzung. Etwa 60 von 100‘000 Menschen pro Jahr sind davon betroffen. Meist brechen Sie sich das Schlüsselbein als Folge eines Unfalls, etwa eines Sturzes auf die Schulter oder den ausgestreckten Arm. In der Regel heilt Ihr Bruch von selbst innerhalb von etwa 6 bis 12 Wochen . Je nach Lokalisation und Bruchart ist jedoch eine Operation nötig.
Beim Schlüsselbein handelt es sich um den etwa handlangen Röhrenknochen, der das Schulterblatt mit dem Brustkorb am Brustbein verbindet. Der Schlüsselbeinbruch bzw. die Klavikulafraktur bezeichnet eine Verletzung dieses Knochens etwa durch einen Sturz oder einen Autounfall (durch den Sicherheitsgurt). Meist kommt es dabei zu schräg verlaufenden Brüchen und Keilfrakturen, durch die sich zwei Hauptbruchstücke und ein sogenannter Biegungskeil bilden.
Der Schlüsselbeinbruch ist nach dem Speichenbruch (nahe dem Handgelenk) die häufigste Fraktur. Etwa 60 von 100‘000 Menschen brechen sich jedes Jahr die Klavikula. Besonders oft betroffen sind Kinder. Über 85 Prozent der Frakturen entstehen vor dem zehnten Geburtstag. Bei unter Fünfjährigen bricht das Schlüsselbein sogar häufiger als jeder andere Knochen. Manchmal brechen sich sogar Babys während der Geburt das Schlüsselbein – das passiert etwa einem von 200 Neugeborenen. Zum Glück zählt ein Schlüsselbeinbruch zu den am wenigsten problematischen Knochenbrüchen.
Bei den meisten Schlüsselbeinbrüchen handelt es sich um Sportverletzungen. Der dünne Röhrenknochen bricht, weil Sie auf die Schulter oder den ausgestreckten Arm fallen, mit dem Sie versuchen, den Sturz abzufangen. Folgende Sportarten sind besonders riskant für das Schlüsselbein:
Gelegentlich entsteht ein Schlüsselbeinbruch durch eine direkte Gewalteinwirkung, etwa wenn der Sicherheitsgurt im PKW durch einen Auffahrunfall abrupt anzieht oder durch einen Schlag auf die vordere Schulter. Als Folge eines Motorradunfalls bricht das Schlüsselbein manchmal, wenn die Unterkante des Motorradhelms gegen den Knochen drückt.
Zudem kommt es bei einer von 200 Geburten zu einer Fraktur des Schlüsselbeins. Gefährdet sind grosse Babys, wenn deren Schultergürtel kaum durch das Becken der Mutter passt.
Beim Schlüsselbeinbruch (Klavikulafraktur) kommt es üblicherweise zu folgenden Symptomen:
Es gibt hauptsächlich zwei häufig angewandte Einteilungen:
In etwa 80 Prozent der Fälle bricht das Schlüsselbein im mittleren Teilstück, da dort der Durchmesser des Knochens am geringsten ist. Durch eine Klavikulafraktur in der Schaftmitte können sich die Bruchenden durch Muskelzug des Kopfwendemuskels (Musculus sternocleidomastoideus) verschieben.
An seinen äusseren Enden bricht das Schlüsselbein nur selten, da der Knochen dort dicker ist und zahlreiche Bänder ihn stabilisieren.
Haben Sie sich das Schlüsselbein gebrochen gelingt Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin die Diagnose meist schon, wenn er oder sie die typischen Symptome feststellt:
Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird, um den Verdacht auf einen Schlüsselbeinbruch zu bestätigen und den Bruch örtlich genauer einzugrenzen, eine Röntgenuntersuchung der Schulter und des Schlüsselbeins in mindestens zwei Ebenen vornehmen. Auf dem Röntgenbild kann er oder sie den Bruch sicher diagnostizieren. Zudem ist es möglich, anhand der Aufnahme das Ausmass, die Position und die Art der Schlüsselbeinfraktur einzuschätzen.
Teils geschieht es, dass wir auf dem Röntgenbild einen in der Nähe des Brustbeins liegenden Schlüsselbeinbruch aufgrund von Überlagerungseffekten übersehen. In einem solchen Fall kann eine Computertomografie (CT) die Diagnose unterstützen. Durch dieses bildgebende Verfahren lässt sich auch eine geringfügige Klavikulafraktur feststellen.
Zudem werden wir untersuchen, ob durch den Schlüsselbeinbruch gleichzeitig Nerven und Gefässe verletzt sind, die den Arm der betroffenen Seite versorgen. Bestehen solche begleitenden Verletzungen, stören sie sowohl die Durchblutung als auch die Empfindsamkeit des Arms. Ausserdem können sie die Bewegung bestimmter Muskeln behindern. In solchen Fällen ist es meist sinnvoll, die Klavikulafraktur zu operieren.
Da der Schlüsselbeinbruch meist Folge eines Unfalls ist, können Sie nur vorbeugen, indem sie die sturzgefährlichen Sportarten vermeiden oder mit grösster Vorsicht ausüben.
Die Prognose eines Schlüsselbeinbruchs ist gut, sofern Sie sich einer fachgerechten Therapie und einer physiotherapeutischen Nachbehandlung unterziehen. Dann gelingt meist eine vollständige Heilung ohne Bewegungseinschränkungen. In manchen Fällen kann nach einer konservativen Therapie (d. h. ohne Operation) die Schulter verschmälert sein. Das beeinträchtigt die Funktion des Schultergelenks nicht. Insgesamt müssen Sie damit rechnen, dass die Heilung sechs bis acht Wochen dauern wird.
In manchen Fällen müssen Sie sich einer Operation unterziehen – beispielsweise, wenn gleichzeitig die unter dem Schlüsselbein liegenden Blutgefässe oder Nerven verletzt oder die Knochenbruchstücke stark verschoben sind. In der Operation bringt der Chirurg oder die Chirurgin die Bruchstücke wieder in ihre korrekte Lage und fixiert das Schlüsselbein mit einer Titan- oder Metallplatte. Die Heilungsdauer nach OP dauert ungefähr zwölf Wochen.
In sehr seltenen Fällen zieht die OP des Schlüsselbeinbruchs Komplikationen nach sich: Es können Verletzungen grosser Gefässe, Nervengebilde oder von Brust- oder Rippenfell (Pleura) entstehen. Heilt die Fraktur nicht knöchern aus, kann sich nach der Operation – aber auch nach konservativer Behandlung – ein sogenanntes Falschgelenk (eine Pseudarthrose) bilden. Es macht häufig einen weiteren operativen Eingriff notwendig.
Sie können sich als Patientin oder Patient nicht direkt zu einer Konsultation anmelden. Bitte lassen Sie sich durch Ihren Hausarzt, Ihre Hausärztin, Ihren Spezialisten oder Ihre Spezialistin überweisen. Für Fragen nutzen Sie unser Kontaktformular.
Universitätsspital Zürich
Klinik für Traumatologie
Rämistrasse 100
8091 Zürich