Ein Ventrikelaneurysma wird auch Herzwandaneurysma oder Herzaneurysma genannt. Es ist eine krankhafte Ausbuchtung der Herzwand.
Der Herzmuskel wird durch Narbengewebe ersetzt, was möglicherweise zu einer verminderten Funktion des Herzens führt. In dieser Ausbeulung können sich Blutgerinnsel bilden. Es besteht die Gefahr, dass sie mit dem Blutstrom zu anderen Organen treiben und dort eine Embolie auslösen. Wird ein Ventrikelaneurysma nicht ärztlich behandelt, sind oft schwerwiegende Herzschäden die Folge. Im schlimmsten Fall kann die Herzwand an der überdehnten Stelle des Aneurysmas reissen. Das bedeutet akute Lebensgefahr.
Fast immer ist einem Ventrikelaneurysma (Herzwandaneurysma) ein Herzinfarkt vorausgegangen. Der Infarkt hat ursprünglich gesundes Gewebe der Herzwand vernarbt. Die Folge: Das kaum noch elastische Narbengewebe kann den ständigen Bewegungen des Herzens nicht mehr optimal folgen. Es erträgt die Belastung des im Herzen bestehenden Drucks nur unzureichend. Die Herzwand dehnt sich aus und wird dünner. An einer dieser ausgedünnten Stellen bildet sich nach einiger Zeit eine Auswölbung (ein Aneurysma).
Fast immer tritt ein Ventrikelaneurysma in der linken Herzkammer (im linken Ventrikel) auf. Sie pumpt sauerstoffreiches Blut in den Körper und muss mehr Pumpkraft aufbringen als die rechte Kammer. Der in der linken Kammer entstehende Druck ist deshalb grösser.
Ein Ventrikelaneurysma ist entweder sackförmig (sacculär) oder spindelförmig (fusiform). Es existieren auch Mischformen. Reisst eine solche ausgebeulte Stelle der Herzwand ein, sprechen Fachleute von einer Ventrikelruptur. Sie führt oft dazu, dass Blut austritt und den Herzbeutel füllt. Er umgibt die Herzwand. Eine Ventrikelruptur bedeutet akute Lebensgefahr.
Bei kleineren Aneurysmen geschieht es häufiger, dass sich das Ventrikelaneurysma nur ausbeult, ohne zu reissen. Ungefährlich ist auch das nicht: In den Ausbuchtungen können sich Blutgerinnsel bilden. Lösen sie sich und gelangen mit dem Blutkreislauf in andere Organe, kann es passieren, dass sie sich dort festsetzen und einen Infarkt auslösen.
Es gibt nicht viele Krankheiten, für die so viele verschiedene Bezeichnungen existieren. Hier einige der häufig verwendeten:
Das Myokard ist der Herzmuskel. Er ist von einer dünnen Innenhaut sowie einer dünnen Aussenhaut umgeben. Alle drei Schichten (Innenhaut, Muskel, Aussenhaut) bilden die Herzwand. Sie umschliesst die Herzkammern (Herzhöhlen). Von denen gibt es vier: einen linken und rechten Vorhof (Atrium) sowie eine linke und rechte Hauptkammer (Ventrikel oder eigentliche Herzkammern).
Das Wort Ventrikel bedeutet zunächst nur Hohlraum (lateinisch: ventriculus = kleiner Bauch). Wird dieser Begriff aber im Zusammenhang mit dem Herzen gebraucht, ist damit die rechte oder linke Herzkammer gemeint.
Bei etwa 20 Prozent aller Patienten und Patientinnen, die einen Herzinfarkt erlitten haben, tritt als Folge ein Ventrikelaneurysma auf. In der Schweiz werden jährlich rund 15‘000 Männer und Frauen im Spital behandelt, die einen akuten Herzinfarkt erlitten haben. Daraus ergibt sich die Schätzung, dass etwa 3000 dieser Patienten und Patientinnen an einem Herzwandaneurysma erkranken.
Es sind mehr Männer als Frauen, die einen Herzinfarkt bekommen. Die Zahl männlicher Patienten unter den an Ventrikelaneurysmen Erkrankten ist also höher als die Zahl der weiblichen Patientinnen.
Da Herzinfarkte im Alter häufiger auftreten als in jungen Jahren, gilt dies auch für die Fälle von Herzwandaneurysmen. Männer sind aber im Durchschnitt jünger als Frauen, wenn sie einen Infarkt erleiden. Das gilt sehr wahrscheinlich auch für ein Ventrikelaneurysma.
Aneurysmen entstehen meist an Stellen, an denen eine Gefässwand geschwächt ist. Nur selten ist die Ursache für ein Ventrikelaneurysma eine angeborene Schwäche des Bindegewebes. Eine zweite, ebenfalls seltene Ursache für ein Herzwandaneurysma ist die Chagas-Krankheit. Hierbei handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die durch den Biss von Raubwanzen entsteht. Sie ist vor allem in Mittel- und Südamerika verbreitet.
In der weitaus grösseren Zahl der Fälle zeigen sich Herzwandaneurysmen als Folge eines Herzinfarktes. Häufig sind es sogar mehrere kleinere Infarkte, die einem Aneurysma vorausgehen. Bei einem Herzinfarkt sterben Zellen des Herzmuskels (des Myokards) ab. Das passiert, wenn Teile des Muskels nicht genügend sauerstoffreiches Blut erhalten. Ursache dafür ist meist ein Blutgerinnsel. Es verengt oder verstopft eine Arterie, die den Herzmuskel mit Blut versorgt.
Der Herzmuskel bildet den dicksten und mittleren Teil der Herzwand. Wenn das Gewebe hier nach einem Herzinfarkt mangels Sauerstoff abstirbt und vernarbt, ist es anschliessend dünner und geschwächt. Kann die Schwachstelle dem Druck des Blutes nicht mehr standhalten, dehnt sie sich unter der Spannung und beult sich aus. Diese Ausbeulung, das Myokardaneurysma oder Herzwandaneurysma, bildet sich meistens an der Spitze des Herzens.
Die Ursache für ein Ventrikelaneurysma ist wie erwähnt meistens ein Herzinfarkt, verursacht durch Veränderungen der Herzkranzgefässe mit Cholesterin- und Plaquebildung in der Wand (sogenannte Koronarherzerkrankung). Deshalb sind die Risikofaktoren, die zu einem Aneurysma führen, die gleichen Risikofaktoren, die eine Koronarherzerkrankung begünstigen. Mit anderen Worten: Wenn es Ihnen gelingt, durch entsprechende Vorbeugung einen Herzinfarkt zu vermeiden, dann vermeiden Sie sehr wahrscheinlich auch, dass Sie ein Herzwandaneurysma bekommen.
Sollte sich bei Ihnen ein Herzwandaneurysma (Ventrikelaneurysma) gebildet haben, werden Sie vermutlich zunächst keine Beschwerden verspüren. Die ersten Symptome treten meistens erst in einem fortgeschrittenen Stadium des Aneurysmas auf:
Spüren Sie ohne körperliche Belastung einen beschleunigten Herzschlag und hatten in der Vergangenheit einen Herzinfarkt, suchen Sie unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin auf.
Haben wir den Verdacht, dass sich bei Ihnen ein Herzwandaneurysma gebildet haben könnte, werden wir Sie zunächst fragen, ob Sie einen Herzinfarkt hinter sich haben. Anschliessend werden wir Sie untersuchen. Dafür stehen verschiedene Methoden zur Verfügung, die für Sie körperlich kaum oder gar nicht belastend sind.
Da ein Ventrikelaneurysma in der Frühphase seiner Entstehung meist keine Beschwerden verursacht, ist eine Früherkennung kaum möglich. Oft fällt ein Aneurysma der Herzwand erst dann auf, wenn der oder die Erkrankte nach einem Herzinfarkt zur ärztlichen Kontrolluntersuchung erscheint. Dann zeigt sich das Myokardaneurysma zum Beispiel bei der Ultraschall-Untersuchung.
Es gibt die Möglichkeit, einem Aneurysma des Herzens durch vorbeugende Massnahmen zu entgehen. Der beste Weg: Versuchen Sie, durch gesunde Lebensweise einen Herzinfarkt zu vermeiden. Vor allem auf folgende Risikofaktoren sollten Sie achten und Ihnen aktiv entgegenwirken:
Im Verlauf eines Ventrikelaneurysmas können in Ihrem Körper schwerwiegende Schäden entstehen, sofern das Aneurysma nicht behandelt wird.
Solche dramatischen Folgen kommen vor allem bei grösseren Ventrikelaneurysmen vor. Kleinere Aneurysmen können dagegen längere Zeit in einem stabilen Zustand bleiben. Er muss aber mit einer geeigneten Therapie unterstützt werden, um die Stabilität nicht zu gefährden.
Wie wir bei der Behandlung des Herzwandaneurysmas vorgehen, hängt vor allem davon ab, wie gross das Aneurysma ist.
Ein ventrikuläres Aneurysma wird in der Regel konservativ mit Medikamenten behandelt, um das Risiko einer Vergrößerung des Aneurysmas sowie das Risiko einer Tachykardie oder Blutgerinnsel zu verringern. Die medikamentöse Behandlung von Herzinsuffizienz ist wichtig, um das Fortschreiten zu verringern. Zusätzliche Behandlungen wie die Implantation eines Herzdefibrillators können ebenfalls empfohlen werden, um das Risiko tödlicher Herzrhythmen zu verringern. Eine wiederkehrende Tachykardie kann manchmal ein elektrophysiologisches Verfahren erfordern, um die Narbe zu behandeln, die die Tachykardie verursacht.
In seltenen Fällen ist eine operative Therapie des Ventrikelaneurymas notwendig. Hierbei wird das Aneurysma aus der Herzwand herausgeschnitten und die ursprüngliche Form des Herzens wiederhergestellt. In sehr schweren Fällen kann eine Herztransplantation erwogen werden.
Bei einem operativen Eingriff wird vom Institut für Anästhesiologie das individuell auf Sie angepasste Anästhesie-Verfahren ausgewählt.