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SALVAGE-Studie zur Verbesserung der Lungenkrebsbehandlung

Zuletzt aktualisiert am 20. September 2023 Erstmals publiziert am 13. September 2023

Eine vielversprechende klinische Studie am Comprehensive Cancer Center Zurich (CCCZ) widmet sich der Frage, ob die Hinzunahme einer lokalen, ablativen Therapie in Form von Operation oder Bestrahlung die Überlebenschancen von Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs steigern kann. Dieser innovative Ansatz verbindet verschiedene präzisionsmedizinische Behandlungsstrategien, um genauere und verbesserte Therapiemöglichkeiten für Patientinnen und Patienten zu erforschen.

Die bevorstehende Phase III Studie, genannt «Randomisierte kontrollierte Studie zum Vergleich der Erhaltungstherapie mit einer zusätzlichen lokalen ablativen Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs im Stadium IV» oder kurz salVage-Trial, wird im Frühherbst 2023 beginnen. Der Fokus dieser Studie liegt auf der Untersuchung der Kombination von einer Operation und/oder Strahlentherapie mit modernster Immuntherapie, Chemotherapie oder sogenannter «targeted therapy» (zielgerichtete Therapie). Angesichts der erfolgreichen Anwendung dieser verschiedenen medikamentösen Therapien bei Lungenkrebs stellt diese Studie einen vielversprechenden Ansatz dar, um die Prognose der Patientinnen und Patienten zu verbessern.

Moderne Operationsverfahren und präzisionsgesteuerte Strahlentherapie

Die Bezeichnung «lokale ablative Therapie» umfasst eine Reihe medizinischer Verfahren, die darauf abzielen, Tumorzellen oder Gewebe direkt an der Tumorlokalisation präzise zu zerstören oder zu entfernen. Dies geschieht durch moderne Operationsverfahren und/oder präzisionsgesteuerter Strahlentherapie. Hierbei steht im Vordergrund, den Tumor gezielt zu behandeln, ohne das umliegende gesunde Gewebe zu beeinträchtigen.

Die Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer, die im Rahmen der SALVAGE Studie behandelt werden, durchlaufen eine gründliche Diagnostik mittels radiologischer und nuklearmedizinischer Bildgebung. Anschliessend erfolgt eine massgeschneiderte Behandlung durch das Team aus medizinischer Onkologie, Thoraxchirurgie und Radio-Onkologie. Die DKG-zertifizierten Zentren wie das CCCZ verfügen über die erforderliche Expertise und Erfahrung, um optimale Ergebnisse für die Patientinnen und Patienten zu erzielen.

Die herausragende Eigenschaft der SALVAGE-Studie liegt in der engen Verknüpfung von lokalen Therapien und medikamentöser Systemtherapie.

«Heutzutage werden Operationen auch bei Patientinnen und Patienten, die vorbehandelt werden mit Systemtherapie mehrheitlich minimalinvasiv, das heisst thorakoskopisch oder roboter-assistiert durchgeführt», erklärt Prof. Isabelle Schmitt-Opitz, Direktorin der Klinik für Thoraxchirurgie. «Mit wenigen cm grossen Schnitten können die Tumore so komplett entfernt werden, inklusive der dazugehörigen Lymphknotenstationen, die bei fortgeschrittenen Tumoren oft involviert sind. Die Funktionseinbusse für die Patientinnen und Patienten ist nur geringfügig, das wissen wir von Patientinnen und Patienten mit Frühstadien. Ein weiterer Vorteil für die Patientinnen und Patienten ist, dass genaue Gewebsanalysen des entfernten Lungenabschnitts es uns erlauben festzustellen, ob der Tumor noch aktiv ist. Diese Informationen sind für die Prognose wichtig und dementsprechend eine relevante Information für die Patientinnen und Patienten. Darüber hinaus befinden wir uns auch nach wie vor in einem Lernprozess, was die neuen Immun- und targeted therapies bei den Tumoren bewirken, so dass wir hier aus diesen Analysen auch noch viel lernen können.»

Prof. Matthias Guckenberger, Leiter der Klinik für Radioonkologie, unterstreicht ebenfalls die Bedeutung dieser Strategie: «Die Strahlentherapie erweist sich durch ihre nicht-invasive und ambulante Natur als vielversprechender Ansatz, insbesondere für Patientinnen und Patienten, die für die SALVAGE-Studie in Frage kommen. Diese Methode ermöglicht eine gezielte und gleichzeitige Behandlung von Tumoren, die sich in unterschiedlichen Organen befinden. Dabei lernen wir, wie die Strahlentherapie in Kombination mit modernster Immuntherapie angepasst werden kann.»

Lebensqualität von zentraler Bedeutung

Isabelle Schmitt-Opitz betont, dass die Studie das Ziel verfolgt, nicht nur das Überleben zu verlängern, sondern auch die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu steigern. «Die Besonderheit der Studie liegt darin, dass wir neben dem klassischen Endpunkt des Überlebens auch Patient-Reported Outcome Measures (PROMS) als primären Endpunkt gewählt haben. So wollen wir sicherstellen, dass die zusätzliche Therapie die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten nicht beeinträchtigt. Wir denken, dass neben einer Verlängerung des Lebens auch die Qualität des Lebens von zentraler Bedeutung für unsere Patient:innen ist.»

Um die Lebensqualität der Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer zu erfassen, erhalten diese die Möglichkeit, ihre Rückmeldung durch eine spezielle App einfach zu übermitteln. Dies ersetzt das Ausfüllen umfangreicher Fragebögen und ermöglicht neue Ansätze zur Erfassung von Patient:innenrückmeldungen zur Lebensqualität.

Isabelle Schmitt-Opitz, Prof. Dr. med.

Klinikdirektorin, Klinik für Thoraxchirurgie

Tel. +41 44 255 88 04
Spezialgebiete: Roboterchirurgie, Erweiterte onkologische Resektionen, Pulmonale Endarteriektomie

Matthias Guckenberger, Prof. Dr. med.

Klinikdirektor, Klinik für Radio-Onkologie

Spezialgebiete: Therapie des Lungen Karzinom, Therapie des Prostata Karzinom, Therapie von Oligometastasen

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