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Schlaganfall – jede Minute zählt

Zuletzt aktualisiert am 28. Februar 2024 Erstmals publiziert am 10. Mai 2022

Jeden Tag betrifft es mehr als 40 Menschen in der Schweiz: Sie erleiden einen Schlaganfall, auch Hirnschlag genannt. Es ist einer der dringlichsten Notfälle, denn jede Minute, die bis zur Intervention verstreicht, verschlechtert die Prognose.

Anna sitzt beim Kaffee mit ihrer Freundin Ruth. Sie unterhalten sich, alles ist wie immer. Doch plötzlich sieht Anna, dass Ruth der Kaffee seitlich übers Kinn rinnt, die linke Wange hängt schlaff herunter. Für die herbeigerufene Rettungssanitäterin ist sofort klar: Ruth hat einen Schlaganfall erlitten.

Rasch reagieren, 144 wählen

Schlaganfälle kündigen sich nicht an. Sie treten plötzlich auf, manchmal sogar im Schlaf. «Alarmzeichen sind Lähmungserscheinungen auf einer Körperseite, plötzliche Verwirrtheit oder eine verwaschene Sprache», erklärt Andreas Luft, Leiter des Schlaganfallzentrums am USZ. Er ergänzt: «Beim geringsten Verdacht gibt es nur eines: sofort den Notruf wählen!» Im Idealfall bringt der Rettungsdienst den Patienten direkt in ein Stroke Center, wo rund um die Uhr ein auf Schlaganfälle spezialisiertes Team im Einsatz ist. In der Schweiz gibt es zehn solcher Zentren. Eines davon ist am USZ.

Hirnblutung oder Hirninfarkt?

Es gibt zwei Arten von Hirnschlägen: die sogenannten «hämorrhagischen» und die «ischämischen». Im ersten Fall ist eine Hirnblutung die Ursache für den Schlaganfall, im zweiten ein verschlossenes Gefäss. Hirnblutungen sind meist die Folge von Bluthochdruck. Ischämien sind viel häufiger und entstehen in den meisten Fällen durch Arteriosklerose oder Erkrankungen des Herzens. Die wichtigsten Risikofaktoren sind Bluthochdruck, hohes Cholesterin und Zucker (Diabetes) sowie das Rauchen. Letztlich ist der Effekt bei beiden Arten von Hirnschlägen der gleiche: Ein bestimmtes Areal im Gehirn wird nicht mehr durchblutet und dadurch nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Völlig unterschiedlich ist dagegen die Therapie, denn nur bei der Ischämie kann man durch Wiedereröffnen des Gefässes den Schlaganfall verhindern. Deshalb muss man schnellstmöglich wissen, ob eine Blutung oder eine Ischämie vorliegt, was heute mittels Computertomografie oder Magnetresonanztomografie geschieht.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist zentral

Hat der Patient eine Hirnblutung erlitten, kann man in einzelnen Fällen operieren. Dann sind die Spezialisten von der Neurochirurgie gefragt. Handelt es sich dagegen um einen Gefässverschluss, ist die Gabe von Blutverdünner der erste Schritt. Oftmals wird zudem versucht, minimalinvasiv über einen Katheter bis zum Verschluss vorzustossen und entweder das Blutgerinnsel lokal aufzulösen oder das Gefäss mittels Stent wieder zu eröffnen. Diese Aufgabe übernehmen die Neuroradiologen gemeinsam mit den Neurologen. «Jeder Fall ist anders, denn es kann nur ein einzelnes Gefäss betroffen sein oder auch mehrere. Zudem hängt es stark davon ab, wo sich der Verschluss befindet», erläutert Andreas Luft. Deshalb ist auch die Prognose sehr individuell. Aber eines gilt in jedem Fall: Entscheidend ist die Zeit.

Schlaganfall erkennen und sofort handeln

Als Zeichen eines Schlaganfalles können plötzlich, je nach Schweregrad, ein oder auch gleichzeitig mehrere Symptome auftreten. Diese lassen sich mittels des Symptom-Checks «FAST» innerhalb weniger Sekunden feststellen. Reagieren Sie bei Verdacht auf einen Schlaganfall sofort und wählen Sie die Notrufnummer 144.

Symptom-Check «FAST»

Kontakt

Andreas Luft, Prof. Dr. med.

Leitender Arzt, Klinik für Neurologie

Tel. +41 44 255 55 11
Spezialgebiete: Schlaganfall, Neurorehabilitation, Allgemeine Neurologie

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