Medienmitteilung

Zunehmend auch Männer mit Komplikationen nach Schönheits-OP im Ausland

Die Zahl der Patientinnen und Patienten mit Komplikationen als Folge von Schönheitsoperationen im Ausland ist am USZ zwischen 2015 und 2019 konstant geblieben. Neu war aber auch eine bemerkenswerte Zahl von Männern davon betroffen. Die Kosten für die Nachbehandlung der 228 Patientinnen und Patienten aus dem Beobachtungszeitraum beliefen sich auf knapp CHF 720'000 (bzw. 800’000 USD), wie eine Studie aus der der Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie des Universitätsspitals Zürich zeigt.

In der Studie wurden retrospektiv Patientinnen und Patienten mit Komplikationen nach kosmetischen Eingriffen im Ausland und in der Schweiz betrachtet, die zwischen 2015 und 2019 am Universitätsspital Zürich behandelt wurden. Insgesamt wurden die Akten von 228 Patientinnen und Patienten, wovon 207 Frauen und 21 Männer, ausgewertet. Das Durchschnittsalter lag bei den Frauen mit 40.9 Jahren höher als bei den Männern mit 34.3 Jahren.

Mehr Komplikationen nach Eingriffen in Europa

Von den 228 Patientinnen und Patienten liessen sich 187 (82%) im Ausland operieren, 36 (16%) in der Schweiz. Bei fünf Patientinnen (2%) war das Land, in welchem die primäre Operation erfolgte, nicht bekannt. Am häufigsten wurden Eingriffe an der Brust durchgeführt (60%), gefolgt von Eingriffen zur Körperkonturierung (17%) und von gesichtschirurgischen Eingriffen (12%). Die meisten Patientinnen erlitten Komplikationen nach Eingriffen in Europa (69%), allen voran nach Eingriffen in der Türkei und Tschechien. Beklagt wurden Schmerzen, Unzufriedenheit mit dem Behandlungsergebnis, Probleme mit der Wundheilung oder postoperative Infektionen. Bei den Komplikationen nach einem Eingriff in der Schweiz stand die Unzufriedenheit mit dem ästhetischen Ergebnis mit 65% klar im Vordergrund.

Nachsorge belastet das Gesundheitssystem

Rein ästhetische Eingriffe müssen Patientinnen selbst bezahlen. Die Kosten für kosmetische Operationen sind im Ausland oft geringer als in der Schweiz. «Gibt es später Komplikationen, stimmt die Rechnung allerdings nicht mehr», sagt Nicole Lindenblatt, Plastische Chirurgin am USZ und Letztautorin der Studie. Geht es um rein ästhetische Korrekturen, muss die Patientin für die Kosten weiterhin selbst aufkommen. Die Behandlung eines gesundheitlichen Problems wird dagegen von den Krankenkassen übernommen und belastet das öffentliche Gesundheitssystem. Deckt der Tarif die Kosten nicht ab, trägt diese das behandelnde Spital.

Infektionen verursachen die höchsten Kosten

Die höchsten Kosten für das Gesundheitssystem des Heimatlandes werden durch Wundinfektionen und Wundheilungsstörungen verursacht. Dies, weil sie einerseits häufiger zu notfallmässigen Behandlungen führen und anderseits, weil sie oftmals eine längere Nachbehandlung mit wiederholten ambulanten Besuchen zur Folge haben. Problematisch sind Infektionen überdies, weil viele Patienten, die aus dem Ausland zurückkommen, aussergewöhnliche oder multiresistente Bakterien in den Wunden aufweisen. Die Studie hat aber auch gezeigt, dass die Zahl dieser Komplikationen nicht gestiegen ist, was auf eine bessere Patientenversorgung und höhere Hygienestandards in diesen Ländern schliessen lässt. Die steigende Zahl von Männern mit Komplikationen nach ästhetischen Eingriffen erklären sich die Studienautoren mit dem wachsenden gesellschaftlichen Druck auf die körperliche Erscheinung, nicht zuletzt durch die sozialen Medien.

Link zur Studie inkl. Kostenübersicht

Verantwortliche Fachperson

Nicole Lindenblatt, Prof. Dr. med.

Leitende Ärztin, Stv. Klinikdirektorin, Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie

Tel. +41 44 255 33 39
Spezialgebiete: Mikro- und Supermikrochirurgie, Robotische Chirurgie

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