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Doppelt sehen: Ursache oft im Gehirn

Zuletzt aktualisiert am 24. August 2023 Erstmals publiziert am 02. Dezember 2020

Sehstörungen sind meist keine reinen Augenkrankheiten. Ihre Ursache kann tief im Gehirn liegen. Aus diesem Grund sollten sie von Augenärzten und Neurologen gemeinsam abgeklärt werden.

Dass die Augen uns mit Informationen versorgen, ist eine Hauptaufgabe des Gehirns. Rund zwei Drittel seiner Zellen sind alleine dafür zuständig, die Augenbewegungen zu steuern sowie die visuellen Eindrücke zu verarbeiten. „Das Auge ist letztlich nichts anderes als eine Ausstülpung des Gehirns“, verdeutlicht Konrad P. Weber, Oberarzt meV an der Klinik für Neurologie und Augenklinik des USZ.

Kein Wunder also, dass viele Sehstörungen eine neurologische Ursache haben. Auf dem ganzen Weg von der Netzhaut über den Sehnerv bis in die verschiedenen Sehzentren kann es zu Problemen kommen. Dasselbe gilt für den umgekehrten Weg vom Gehirn zu jenen Nerven, die Augenbewegungen und Pupillenreaktion steuern.

Mit der Schnittstelle zwischen Augenheilkunde und Neurologie befasst sich die Neuro-Ophthalmologie. Am USZ ist diese Teil des interdisziplinären Zentrums für Schwindel und neurologische Sehstörungen, das neu am Flughafen Zürich betrieben wird. Hier arbeiten Fachleute aus verschiedenen Disziplinen eng zusammen. „Trotzdem sind die Wege kurz wie in einer Arztpraxis“, sagt Weber.

Sehstörungen können Anzeichen für gravierende Erkrankungen sein. So macht sich beispielsweise Multiple Sklerose (MS) häufig durch eine Entzündung des Sehnervs bemerkbar. Aus diesem Grund wird eine gründliche, interdisziplinäre Abklärung empfohlen. Symptome, die auf eine neurologische Sehstörung hindeuten sind beispielsweise Doppelbilder, Gesichtsfeldeinschränkungen, Veränderungen der Stellung von Augenlidern oder ungleich grosse Pupillen.

Frei praktizierende Augenärzte und Neurologen können Patienten für eine umfassende Abklärung ans interdisziplinäre Schwindelzentrum des USZ überweisen. Die Diagnose erfolgt mit fachübergreifender Expertise sowie topmoderner Infrastruktur. So steht beispielsweise ein Pupillometer zur Verfügung – eine Art Infrarot-Feldstecher, der Grösse und Funktion der Pupillen bestimmen kann. Mit Hilfe einer speziellen Video-Brille kann zudem Schielen (Strabismus) getestet werden.

Auch für die Therapie kooperiert die Neuro-Ophthalmologie mit einem engen Netzwerk von Spezialisten, beispielsweise aus den Bereichen ORL, Neuroimmunologie, Neurochirurgie oder Neuroonkologie. Zudem werden spezifische Trainings angeboten, die den Umgang mit Sehstörungen erleichtern. Bei einer Einschränkung des Gesichtsfelds (Hemianopsie) beispielsweise lernen Patienten durch Projektion von Bildern mit einem Beamer, Alltagssituationen richtig einzuschätzen.

Der Fachbereich Neuro-Ophthalmologie am USZ bietet zwei Spezialsprechstunden an:

• Für efferente Sehstörungen (z.B. Augenbewegungsstörungen, Augenmuskellähmungen)
• sowie für afferente Sehstörungen (z.B. Sehnerventzündungen, Schlaganfälle und Tumore in der Sehbahn).

Beide Sprechstunden werden sowohl am Standort Zürich Flughafen als auch am Campus Zürich angeboten.

Fachperson

Konrad Weber, Prof. Dr. med.

Oberarzt meV, Augenklinik
Oberarzt meV, Klinik für Neurologie

Tel. +41 44 255 55 50
Spezialgebiete: Neuro-Ophthalmologie, Neuro-Otologie, Myasthenia gravis

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