Fachartikel

Endometriose und Kinderwunsch

Zuletzt aktualisiert am 17. April 2024 Erstmals publiziert am 24. Oktober 2023

Gebärmutterschleimhaut, welche ausserhalb der Gebärmutter wächst, ist eine der Hauptursachen für unerfüllten Kinderwunsch. Mit einer adäquaten Therapie sind die Schwangerschaftschancen jedoch ebenso gut wie bei Frauen ohne Endometriose.

Unfruchtbarkeit kann viele Ursachen haben. Bei circa einer von vier Frauen, die spontan nicht schwanger werden, ist der Grund eine Endometriose. Da sich Gebärmutterschleimhaut im gesamten Bauchraum ansiedeln kann, kann die Erkrankung dazu führen, dass eine Spontanschwangerschaft schwierig oder gar unmöglich wird. So können Vernarbungen, Verwachsungen und Zysten die Funktion der Eierstöcke und Eileiter beeinträchtigen. Neben mechanischen werden auch biochemische Ursachen diskutiert: Beispielsweise setzt das ektope Gewebe Substanzen frei, die sich möglicherweise ungünstig auf die Eizellqualität und die Einnistung auswirken.

Anti-Müller-Hormonwert ist wichtig für die Prognose

Wenn sich ein Paar mit unerfülltem Kinderwunsch in der Klinik für Reproduktions-Endokrinologie vorstellt, wird die Ursache der Unfruchtbarkeit immer bei beiden Partnern abgeklärt. Denn neben der Endometriose kann es weitere Fruchtbarkeitshemmnisse geben. Bei der Frau wird immer der Anti-Müller-Hormonwert bestimmt. Er gibt Aufschluss darüber, wie gross die Eizellreserve ist und ist wichtig für die Prognose einer allfälligen künstlichen Befruchtung. «Mit dem Wert kann man auch abschätzen, ob eine Frau frühzeitig in die Wechseljahre kommt und so rechtzeitig das Einfrieren von Eizellen anbieten», sagt Prof. Brigitte Leeners, Direktorin der Klinik für Reproduktions-Endokrinologie. Sie empfiehlt die Kontrolle des AMH-Werts in der gynäkologischen Praxis schon bei jungen Frauen.

Zum Kinderwunschzentrum

Diagnose mittels MRT und Laparoskopie

Besteht der Verdacht auf eine Endometriose, lässt sich über eine Ultraschalluntersuchung mit Kontrastmittel klären, ob Eileiter und Eierstöcke betroffen sind. Für eine noch genauere Diagnostik ist eine Laparoskopie hilfreich. Mit einer Magnetresonanztomografie lässt sich die Ausdehnung der Endometriose im Becken- und Bauchraum abklären. Im Endometriosezentrum arbeiten die Kliniken für Reproduktions-Endokrinologie und Gynäkologie eng zusammen. Auch die Therapie wird interdisziplinär koordiniert. «Paaren mit Kinderwunsch können wir heute sehr gut helfen», sagt Prof. Leeners. Sie legt grossen Wert auf eine umfassende Beratung, bei der zunächst die Bedürfnisse des Paars besprochen werden, etwa ob eine künstliche Befruchtung überhaupt in Frage kommt. Auch der Zeitpunkt einer Schwangerschaft muss geplant werden. Denn vor und nach einer künstlichen Befruchtung geht es darum, die Patientin vor einem Fortschreiten der Endometriose zu schützen.

Gute Erfolgschancen mit der passenden Therapie

Die Behandlung der Endometriose hängt vom Schweregrad ab und davon, wo sich Herde angesiedelt haben. Eine Therapie mit Gestagenen, GnRH-Analoga oder Aromatasehemmern wirkt der Ausbreitung der Herde und den endometriosebedingten Symptomen wie Schmerzen entgegen – die Hormone müssen jedoch vor einer gewünschten Schwangerschaft abgesetzt werden. Bei ausgeprägten Befunden oder  Beschwerden, kann eine Operation in Frage kommen, bei der möglichst viele Eizellen erhalten werden. Vor einer Operation, bei der voraussichtlich ein grösserer Teil der Eierstöcke entfernt werden muss, kann es sinnvoll sein, Eizellen einzufrieren. Bei verschlossenen Eileitern ist eine In-Vitro-Fertilisation mit anschliessendem Embryotransfer eine sehr erfolgreiche Therapie. Dabei wird im Idealfall eine grössere Anzahl Eizellen gewonnen, befruchtet und eingefroren, sodass die gesamte Familienplanung eventuell sogar mit einer einzigen Behandlung ermöglicht wird. Die Erfolgsaussichten einer Schwangerschaft sind gut, betont Prof. Leeners: «Werden die Frauen optimal begleitet, sind die Chancen gleich hoch wie bei Frauen ohne Endometriose.»

Brigitte Leeners, Prof. Dr. med.

Klinikdirektorin, Klinik für Reproduktions-Endokrinologie

Tel. +41 44 255 50 01

Endometriose Sprechstunde für Patientinnen

In der Auswahl der richtigen Therapie ist es wichtig, diese individuell an Sie anzupassen. In der Sprechstunde erarbeiten wir gemeinsam einen Behandlungsplan für Sie und Ihre Situation. Melden Sie sich via Online-Formular an.

Jetzt anmelden

Verantwortlicher Fachbereich