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«Energiesparen ist ökologisch und ökonomisch sinnvoll»

Zuletzt aktualisiert am 03. April 2024 Erstmals publiziert am 16. September 2022

Der Energiebeauftragte des USZ, Nicolas Ettlin, erklärt, wie die Energieversorgung am Campus bis 2040 klimaneutral wird – und weshalb das Spital schon heute relativ wenig Öl und Gas verbraucht.

Seit dem Krieg in der Ukraine wollen alle so schnell wie möglich weg von Öl und Gas. Gilt das auch für das USZ?

Wir setzen uns schon lange für eine fossilfreie Energieversorgung ein, nicht erst seit den aus geopolitischen Gründen gestiegenen Preisen für Öl und Gas. Das USZ bezieht heute nur wenig fossile Energie – etwa 12 Prozent des Gesamtverbrauchs am Campus. Bis 2040 soll die Wärmeversorgung am Campus zu 100 Prozent fossilfrei und damit CO2-neutral sein.

Seit wann engagiert sich das USZ denn für eine ökologischere Energieversorgung?

Wir vom Energiemanagement setzen uns seit über zehn Jahren systematisch für einen energieeffizienten und nachhaltigen Betrieb ein. Das USZ als Grossverbraucher leistet damit einen Beitrag bei den Anstrengungen gegen den Klimawandel.

Wofür braucht das USZ heute noch Gas und Öl?

Wir heizen grösstenteils mit Fernwärme aus der Kehrichtverbrennungsanlage Hagenholz und dem Holzheizkraftwerk Aubrugg. Gas kommt aber noch immer zum Einsatz, um Spitzenlasten im Winter und Bedarfsschwankungen im Tagesverlauf abzudecken – also dann, wenn die Kehrricht- und die Holzheizenergie nicht ausreicht. Daneben hat das USZ auch noch einige kleinere ältere Aussenliegenschaften, die mit Öl oder Gas geheizt werden.

Und wie will das USZ die fossile Energie ersetzen?

Bei der Fernwärmeversorgung sind wir auf die Bestrebungen unseres Liefe‑ ranten, also Entsorgung und Recycling Zürich, angewiesen. Im Einklang mit den Zielen der Stadt Zürich will dieser die fossilen Energieträger bis 2040 vollständig ersetzen. Einerseits ist ein weiterer Ausbau der Wärmeproduktion mit erneuerbaren Energien geplant, andererseits der vermehrte Einsatz von Wärmespeichern – also riesigen Heizwassertanks. Auch das USZ treibt den Ersatz fossiler Energien voran, zum Beispiel, indem wir bei Heizungssanierungen in USZ-Aussenliegenschaften oder bei der anstehenden Gesamterneuerung konsequent auf erneuerbare Lösungen setzen.

Wie viel Energie benötigt das USZ eigentlich pro Jahr?

Ein Spital braucht viel Energie! Jährlich sind es über 80 Gigawattstunden allein am Campus. Das entspricht dem Verbrauch von rund 10’000 Einfamilienhäusern.

Was sind denn die grössten Energiefresser?

Fast alle Geräte im Spital brauchen Strom. Das reicht von Grossgeräten wie Magnetresonanztomographen über Kühlschränke, Monitore oder Küchengeräte bis hin zu Aufzügen, Lüftungen oder zur Beleuchtung. Die Wärme benötigen wir grösstenteils zum Heizen der Räumlichkeiten, aber auch für die Warmwassererzeugung. Wärme in Form von Dampf verwenden wir zum Sterilisieren, zum Kochen sowie zur Kälteherstellung. In den Sommermonaten wird hierfür Überschussdampf aus der Kehrichtverbrennungsanlage eingesetzt, der zu dieser Jahreszeit nicht zum Heizen verwendet werden kann. Diese Kälte brauchen wir dann vor allem zur Kühlung der Medizintechnik sowie zur Raumklimatisierung.

Welche Stromprodukte kauft das USZ ein?

Am Campus decken wir den Bedarf zu 100 Prozent mit Strom aus Windkraft. Über alle Standorte haben wir eine erneuerbare Stromversorgung von über 95 Prozent.

Wie sieht es in Bezug auf die Senkung des Energieverbrauchs aus?

Das USZ setzte sich 2008 zum Ziel, die Energieeffizienz um jährlich 1.5 Prozent zu verbessern. Seither konnten wir dieses Ziel jedes Jahr übertreffen. 2017 wurde uns als erstem Schweizer Spital ein Energiemanagement-Zertifikat nach ISO 50001 verliehen.

Besteht überhaupt noch Potenzial, um den Energieverbrauch weiter zu senken?

Auf jeden Fall. Die geplanten Neubauten MITTE1 und MITTE2 werden uns massiv dabei helfen, unseren Verbrauch weiter zu reduzieren. Bei den bestehenden Gebäuden besteht nach wie vor beachtliches Potenzial.

Und was unternimmt das Energiemanagement dort?

Wir kümmern uns in diversen Projekten um den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Das ist nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll. Letztlich werden die Energieziele durch den tatkräftigen Einsatz der Mitarbeitenden in der Planung und Instandhaltung der technischen Anlagen und Gebäude, aber auch generell durch alle Mitarbeitenden erreicht – zum Beispiel, indem alle ihre Computer über Nacht ausschalten, das Licht löschen oder korrekt lüften. Hinweise zu Energiesparmöglichkeiten nehmen wir übrigens gerne unter verbesserungsideen@usz.ch entgegen.