Autoimmunerkrankungen des Innenohres

Hier richtet sich das körpereigene Immunsystem gegen Strukturen des Hör- und oder Gleichgewichtsorgans. Zunächst kommt es zu ein- oder beidseitigen schubförmigen Verschlechterungen der Hör- und Gleichgewichtsfunktion, welche sich anfänglich wieder erholen können.

Langfristig kann eine beidseitige chronische Schwerhörigkeit und / oder eine beidseitige Unterfunktion der Gleichgewichtsorgane resultieren. Man geht heute davon aus, dass ca. 1% aller chronischen Erkrankungen des Innenohres durch eine Autoimmunreaktion bedingt sind. Ca. 5 pro 100’000 Menschen erkranken pro Jahr neu daran.

In 15 bis 30 Prozent der Fälle leiden die Betroffenen noch unter anderen Autoimmunerkrankungen (z.B. Rheumatoide Arthritis, Lupus erythematodes, Vaskulitiden, Sarkoidose). Dann spricht man von einer sog. sekundären AIED (Autoimmune Inner Ear Disease). Einige dieser Erkrankungen betreffen insbesondere das Ohr, die Augen und das Gehirn („brain-eye-ear“ disorders), z.B. das Cogan-Syndrom oder das Susac-Syndrom.

Die genauen Ursachen für eine primäre AIED, welche nur das Innenohr betrifft, sind noch weitgehend unbekannt.

Behandlung

Wie bei anderen Autoimmunerkrankungen auch, unterdrückt man die übermässige Aktivität des Immunsystems bei den Schüben mit Corticosteroiden. Das sind Medikamente, die mit Cortison verwandt sind. Diese können entweder als Tabletten oder über die Vene (systemisch) oder direkt ins Ohr (intratympanal) verabreicht werden.

Warum ans USZ

Diagnostik, Differenzialdiagnostik und Therapie von Autoimmunerkrankungen des Innenohres werden am USZ in der ORL-Klinik in enger Abstimmung mit der Klinik für Immunologie durchgeführt. Hierfür steht eine spezialisierte otoimmunologische Sprechstunde im Rahmen der otologischen Sprechstunde zur Verfügung. Sollte es unter Corticosteroid-Therapie zu einer weiteren Verschlechterung der Hör- und / oder Gleichgewichtsfunktion kommen, kommen abhängig vom Gesamtkontext in Zusammenarbeit mit den immunologischen Kollegen andere Medikamente zum Einsatz, welche das Immunsystem generell unterdrücken (sog. Immunsuppressiva) oder bestimmte Antworten verändern (sog. Biologicals).

Je nach Symptomen werden im Zentrum für Schwindel und neurologische Sehstörungen auch die Kliniken für Augenheilkunde und Neurologie hinzugezogen.

Sollte es im Laufe der Erkrankung zu einer ein- oder beidseitigen Ertaubung kommen, ist die Versorgung mit einem Cochlea-Implantat möglich. Chronische Gleichgewichtsstörungen werden von den Kolleginnen und Kollegen der Physiotherapie mit vestibulärer Physiotherapie behandelt.

Verantwortlicher Arzt

Julia Dlugaiczyk, Prof. Dr. med.

Leitende Ärztin, Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie

Tel. +41 44 255 55 50
Spezialgebiete: Diagnostik und Therapie von Schwindelsyndromen, Erkrankungen des Gleichgewichtsorgans

Jonas Fellmann, Dr. med.

Oberarzt, Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie

Tel. +41 44 255 58 50

Für Patientinnen und Patienten

Sie können sich als Patientin oder Patient nicht direkt zu einer Konsultation anmelden. Bitte lassen Sie sich durch Ihren Hausarzt, Ihre Hausärztin, Ihren Spezialisten oder Ihre Spezialistin überweisen.

Für Zuweisende

Universitätsspital Zürich
Klinik für ORL
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